Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Dschelalsade Mustafa Nischani
gest. i. J. 975 (1567)
 

Frühling ist's, wieder die Zeit sich zu freuen auf Fluren,
Sich zu verschlingen mit lieblichen Silbernaturen,

Mondesgesichter umschlingend vergessen die Sorgen,
Zauber gar vieler liegt unter den Hemden verborgen.

Gräme dich Herz nicht, daß du in Locken gebunden,
Tausende werden in Falten des Haares gefunden,

Krank ist Nischani, durch Trennung, die harte, verwirret,
Weil ihn Genussesversprechen so lange beirret.

 

Will man den Nahmen ganz übersetzen, so heißt derselbe: Sohn der Erhabenheit der Auserwählte der Nischandschi, oder auch der Zeichenhafte. Dschelal ist die Erhabenheit, welche als Gottes Eigenschaft gewöhnlich mit Dschemal, der Schönheit, zum Gegensatze dient; Dschelal und Dschemal, die Erhabenheit und Schönheit vereint, sind Kemal, d.i. die Vollkommenheit.
Dschelalsade ist der große Geschichtsschreiber Sultan Suleiman's, welcher durch die ganze Regierung desselben, in den höchsten Staatsämtern verwendet, die großen Begebenheiten als Augenzeuge beschrieben, und seinen Helden nur ein Jahr überlebt.

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Zweiter Band (von der Regierung Sultan Suleiman's des Gesetzgebers
bis zu der Sultan Murad's III. 1521-1574)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 332)