Umidi, d.i. der Hoffnungsvolle
gest. i. J. 979 (1571)
Wenn deiner Wangen wird erwähnt,
Das Paradies dem Sinn einfällt,
Wenn von der Kaaba wird erzählt,
Wallfahret hin zu dir die Welt.
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Also bin ich verirrt in der Wüste der Liebe des Freundes,
Daß mein Schatten sogar mir als Gefährte nicht bleibt.
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Wenn in dem Kreis das volle Glas der Schenke faßt,
Ist es, als ob er Rosen bräch' vom frischen Ast.
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Nimmer lege sich das Hemd dazwischen,
Wenn ich mich dir will umarmend mischen.
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Es fiel der Schmetterling zum Fuß der Kerze,
Und bat, verbrenne nicht mein brennend' Herze.
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Die Welt hat mich gegelbt durch harte Thaten,
Um auszugeben mich als Goldducaten.
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Wenn sich Tulpen nicht verglichen
Mit des Freundes Wangen,
Würden auf denselben Thränen
Nicht in Thauform hangen.
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Willst du auf dein Inn'res zeichnen
Dieses Freundes hohen Wuchs,
Fange in der Liebe Meßkunst
Beym geraden Striche an.*
* Beym Elif (Buchstabe A)
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Der Frühling
hat die Welt mit Glanz erhellt,
Es tönt die Nachtigall aus jedem Tal;
Mit neuem Reiz hat sich geschmückt Natur,
Es fliegt der Schnee aus Scham weg von der Flur;
Der Vogel tanzt von Ros' zu Rosenreizen,
Er hüpft auf Fluren froh von Zweig zu Zweigen,
Nun ist der Freuden Zeit die ganze Nacht,
Und Niemand hat auf Abendkerzen acht.
O Umidi, nun wandle du wie Tulpen,
Und fall' wie Morgentau auf Blumenstulpen.
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Sein Nahme
Ahmed-Tschelebi, ein Schüler Bostan Efendi's, und größtentheils
Nachahmer Baki's, doch Verfasser eines eigenen Diwans.
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