Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Dschewheri, d.i. der Juwelenhändler
gest. i. J. 980 (1572)
 

Wenn dein Nacken wider Seelen
Des Verderbens Degen zieht,
Schrey'n aus allen Ecken Kranke:
Dir geopfert sey der Geist!

Wen der Türke deines Nackens
Mit dem Wimpernpfeil verwundet,
Opfert deiner Brauen Bogen
Gerne auf so Seel' als Geist.

In den Ketten deiner Locken
Liegen hundert tausend Seelen,
Während deiner Wimpern Dolch
Tausendfach die Brust zerreißt.

Unbesorgt des Spotts des Feindes
Trinke auf des Freundes Wunsch,
Auf das Wohl des Mundrubines,
Welcher mehrt den Lebensgeist;

Läutere das Holz, wie Gold
Mit dem Glase Dschewheri,
Von dem Rost des Grams, bis spiegelnd
Es das Bild des Freundes weis't.
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Aus Aidin, ein großer Trunkenbold, als Dichter nur deßhalb unter dem Nahmen Serhosch Bali (der trunkene Bruder Herz) bekannt, er nahm seinen Dichternahmen von einem Goldschmiedjungen, in den er verliebt war.

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Zweiter Band (von der Regierung Sultan Suleiman's des Gesetzgebers
bis zu der Sultan Murad's III. 1521-1574)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 345)