Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Usri
 

Wange sey Staub an der Schwelle des Wirthes!
Machet die Seelen und Herzen zum Himmel!
Waschet die Kleider des Geist's, die verschlissen,
Trunken - von Sinnen - den Kragen zerrissen!

In den Moscheen ist Platz nicht für Sclaven,
Aber an Schenken, da mögen sie stehen,
Willst du, sind Heere des Grames zerrissen,
Trunken - von Sinnen - den Kragen zerrissen!

Lasset uns trinken, die Gläser umdrehend,
Herzen, die krank sind, die Heilung erflehend,
Sey'n wir dieselben zu füllen beflissen,
Trunken - von Sinnen - den Kragen zerrissen!


Reiche die Hand mir, ich falle zu Füßen,
Wollest mit Huldglas das Herz uns versüßen,
Weg mit dem Gram, laßt den Rest uns genießen,
Trunken - von Sinnen - den Kragen zerrissen!

Laßt uns im Winkel der Lieb' uns verlieren!
Laßt uns in Schenken als Sultan regieren,
Lachen, wie Rose, wann Knospe zerrissen,
Trunken - von Sinnen - den Kragen zerrissen!

Baue nicht Herz auf die Kaaba des Himmels,
Viel ist hienieden des Leidensgewimmels;
Willst du von Usri was nöthig sey wissen,
Trunken - von Sinnen - den Kragen zerrissen!
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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Zweiter Band (von der Regierung Sultan Suleiman's des Gesetzgebers
bis zu der Sultan Murad's III. 1521-1574)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 467)