Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Nutki, d.i. der Sprachhafte
 

Seit ich deine Locken sah,
Ist Begier im Kopfe da,
Immer fließen Thränen mehr,
Bilden sich zu einem Meer!

Bey dem ew'gen Feste trank
Schon das Herz der Liebe Trank,
Deßhalb gehe ich betrunken
Durch die Welt in mich versunken.

Als das Haar den Wangen nah,
Sprach mein Herz, da seht ihr's ja;
Negerheer ist eingefallen
In Rumeliens Königshallen,

Ausgelöscht hat Thränenfluth
Meines Inn'ren herbe Gluth,
Daß der Lärm dich nicht erschrecke,
Aus dem Schlafe dich nicht wecke!

Käm' aus deinem süßen Munde
Frage um des Nutki Kunde,
Müßte selber schwinden ja,
Wie ein zuckriges Halwa.
*

* Halwa, alle Arten von Süßigkeiten
und Zuckerwerk, theils aus Honig, theils aus Zucker,
bereitet mit Mehl, Sesam, Haselnüssen, Nüssen usw.
daher die verschiedenen Nahmen:
Scheker-Halwa, Susam-Halwa, Keten-Halwa,
Tain-Halwa, Kos-Halwa, Funduk-Halwa usw.
Schon zu Herodot's Zeit war die Stadt (Alaschehr)
ihres Halwa wegen berühmt.
____________

 

Husein-Tschelebi, sonst Besdschisade, der Bruder Siregi's, Sohn eines Verkäufers leinwandener Turbane, Mulasim beym Mufti Muhijeddin-Tschelebi Fenari, dann Muderris zu Angora.

 

zurück

Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Zweiter Band (von der Regierung Sultan Suleiman's des Gesetzgebers
bis zu der Sultan Murad's III. 1521-1574)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 545)