Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Risaji
gest. i. J. 985 (1577)
 

Weder kann ich sehen den Freund, noch klagen den Zustand,
Seit ich liebekrank, bin ich in Staunen versenkt.

Welche herrliche Pein ist nicht das Siechen der Liebe,
Welche Gesundheit nicht wünscht, welche nicht Ruhe verlangt;

Hat mich die Trennung gleich wie Asche verstreut in die Winde,
Weiß ich doch nimmer, woher Hitze im Herzen noch bleibt;

Wenn du den Freund verlässest und Paradiese dir wünschest,
Weiß ich für gewiß, daß du, o Ssofi, ein Thor,

Weihen wollt' ich mich dem Schmerze, welcher nicht Schmerz gibt,
O Risaji, verzicht' jeglicher Liebe alsdann.
 

 

Bekannt unter dem Nahmen Abdulkerim-Tschelebi, ist zwar zu Brusa geboren, aber eigentlich von Demitoka, und zu Constantinopel erzogen; er war Mulasim des Mufti Tschiwisade, Muderris und Richter zu Jerusalem, wo er gestorben.

 

zurück

Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Dritter Band (von der Regierung Sultan Murad's III.
bis zu Ende der Regierung Sultan Mohammed's IV. 1574 - 1687)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 12)