Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Scheida, d.i. der Verwirrte
gest. i. J. 988 (1580)
 

Löse auf der Locken Bande,
Fangstrick nach dem Monde wirf,
Lüfte vom Gesicht die Haare,
Schatten in die Welten wirf,

Auf dem Hippodrom der Schönheit
Mißt kein Schöner sich mit dir,
Königsreiter bin ich dir,
Auf den Gaul der Huld dich wirf.

Heute hast du mir's versprochen:
"Morgen tödt' ich dich," Scheida,
Tödte lieber heute mich,
Heute nicht auf Morgen wirf;

Seit du bist von mir entfernet,
Zeigt die Welt mir schwarz' Gesicht,
Komm', mein Arzt, den ich ersehe,
In dein Amtsgesicht dich wirf.
 

 

Ursprünglich aus Magnesia, aber zu Constantinopel geboren, der Schüler, Lehrling und Liebling des Biographen der Dichter, Aaschik's, der ihn auf allen seinen Richterstellen begleitete, und starb, als er kaum Mulasim Scheichi Efendi's geworden war. Er schrieb sehr schönes Taalik und andere Schriftzüge.

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Dritter Band (von der Regierung Sultan Murad's III.
bis zu Ende der Regierung Sultan Mohammed's IV. 1574 - 1687)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 21)