Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Chalißi, d.i. der Aufrichtige
gest. i. J. 996 (1587)


Wie Rosen blüht die Welt, es weht der Morgenwind,
Nun Tage des Gespräch's im Rosenhaine sind.

Es ist die Zeit der Lust vertreibend Herzensschmerz,
Und überall ist Sitz für Frohsinn und für Schmerz,

Es kreis't das Glas und Jeder ist sein eig'ner Herr,
Die Rose ist behelmt und ordnet an ihr Heer,

Die Lilien sind bedolcht, der Buchsbaum ist befahnt,
Die Tulpe sucht ihr Maal zu lassen in dem Sand.

Wenn die Cypress' mit Rosenmund im Haine geht,
Ein milder Wind, ein süßer Duft im Herzen weht;

O Chalißi, so schließe du auch auf das Herz,
Vereng' es nicht mit Todessorgen und mit Schmerz.
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Wie soll mein wundes Herz sich um den Freund nicht schlingen?
Man tragt die Glieder ja, die wunden, in den Schlingen.
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Wie viel erhielt ich nicht, im Kampf
Mit deiner Liebe, Wunden,
Und doch hab' ich an deinem Thor
Arzney noch nicht gefunden.
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Was für ein Schelm sein Auge sey
Erkannt ich aus den Augenbrauen,
Willst wissen wer ein Mörder sey,
Mußt, wer sein Umgang, schauen.
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Wenn die Ceder zu dem Himmel
Strecket auch den Kopf empor,
Sagt doch Niemand, daß an Anmuth
Sie der Pinie bevor.
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Der jüngere Bruder Chodscha Athallah Efendi's, sonst Abdulhaji-Tschelebi genannt, Muteferrika mit einem Lehen, dann als Defterdar Temeswars angestellt, und Sandschakbeg zu Nicopolis.

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Dritter Band (von der Regierung Sultan Murad's III.
bis zu Ende der Regierung Sultan Mohammed's IV. 1574 - 1687)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 55-56)