Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Derwisch Aarschi
gest. i. J. 1000 (1591)


Lieg' nicht wach, verdirb den Morgen nicht,
Komm, komm, komm.
Daß du Morgenseele kennen lernst,
Komm, komm, komm!

Aufgegangen ist des Glückes Sonne,
Stein strahlt Licht,
Überlaß dich nicht der Schläfrigkeit,
Komm, komm, komm!

Liebender, thu' deine Augen auf,
Lenz ist da,
Weck' die Seele aus dem Trägheitsschlaf',
Komm, komm, komm!

Wenn ein Mensch du bist, verderbe nicht
Morgenzeit,
Denn der Morgen ist Genusses Zeit,
Komm, komm, komm!

Wüste Köpfe hat begrüßet
Morgenwind,
Nimm das Glas am Morgen in die Hand,
Komm, komm, komm!

Nimm in Acht dich vor der Rosenbrust
Beym Lustfest,
Tritt zur Morgenzeit in Schenken auf,
Komm, komm, komm!

Willst vom liebverwirrten Aarschi
Kunde du,
Wende dich zur Morgenzeit zu Gott,
Komm, komm, komm!

 

Aus Tire in Aidin, wo er großen Scheichen, wie Schahidi und Ssafinedede, gedient, und vom Molla (Richter) zum Mewlewi (Mönche) ward; er war in vertrautem Umgange mit Chalilbeg und Gunahiddede, reiste viel und starb endlich zu Dschefiret, wo er begraben liegt; er hinterließ einen Diwan.

 

zurück

Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Dritter Band (von der Regierung Sultan Murad's III.
bis zu Ende der Regierung Sultan Mohammed's IV. 1574 - 1687)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 82-83)