Newii, d.i. der Speciose
gest. i. J. 1007 (1599)
Aus einem Frühlingsgedichte
Jetzt, wo die Felder wie Meere wogen,
Werde der Nachen des Glases vom Trunk'nen gezogen;
Hör' wie im Frühling die Narrheit und Liebe nur kosen,
Und wie die Sprosser nur lesen aus Büchern der Rosen;
Blumengestickt ist die Flur zum Jasminengelage,
Trinket gereinigten Wein so bey Nacht als bey Tage;
Ostwind verstreuet die Blumen auf thauigen Bahnen,
Wieder umwunden sind Bäume mit grünen Turbanen;
Fluren sind Busen, von fließendem
Wasser gespalten,
Denn es durchdringen die Erde des Frühlings Gewalten;
Märchen der Liebe pflegt Nachtigall immer zu kosen,
Aber was nützt es, es schließen die Ohren die Rosen.
Salomon's Siegel bekräftigt die blühende Prose,
Winde sind willige Träger des Thrones der Rose;
Vogel des Herzens will fliegen nicht einsam zum Haine,
Denn von Erob'rungen will er jetzt tausend und eine.
Fluren sind festlich, die Knospen sind Knaben, die gaukeln,
Und in dem Winde die Bäche mit Blättern sich schaukeln.
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Es hat Ferhad so viele Steine angefaßt,
In Hoffnung, daß Schirin erbaue Treupallast.
Es hat Ferhad sich im Gebirge selbst vernichtet,
Weil Meisterschaft das Beil nach eig'nem Busen richtet.
Glaub' nicht, mein Aug' sey roth von unterlauf'nem Blut,
Es kam in selbes nur des Liebesweines Gluth.
Beständig fließt mein Blut durch seiner Wimpern Bogen,
Der Leib hat selbes nun wie Spinnweb überzogen.
Es maßet Newii sich die Himmel an,
Mit Freudeschuh zu treten in die Bahn.
Er warf demselben in den Weg
Die Sterne, als des Schuh's Beschläg.
Es zeigen Liebendem, dem keine Sterne leuchten,
Den Weg zu dem Genuß der Flammenseufzer Leuchten.
Es kommt der Flaum, die Huld des Freund's ist groß,
Sobald der Abend kommt, schlägt man die Waare los.
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Es stürmet der Orkan der Liebe,
Es hat der Staub davon nicht Kunde,
Die aufgeregte Wog' ist trübe,
Das Reisig hat davon nicht Kunde,
Die Weinbeer spricht Korallenrunde,*
Ertheilet sie auch davon nicht Kunde.
* Sibhe, d.i. des Rosenkranzes
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Ich sah im Traum ihr Haar um meinen Hals gebogen,
Ausleger haben dieß gar mannigfach bezogen.
Ihr meinet wohl in Eurem Sinn,
Daß ich geraden Strich dem Busen eingebrannt;
Ihr habt darin die Nadel* nicht erkannt,
Die weiset nach des Freundes Kaaba hin.
* Die Polarnadel des Kiblename,
welche die Gegend zeigt, wohin sich die Moslimen
bey Gebeth wenden.
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Soll Newii's schlechter Vers den Künstlern nicht belieben,
Wie soll es grämen uns? wir sprechen, wie wir lieben.
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Das Auge Newii's ist gefüllt mit Thränenwein,
Stets soll dem Freund ein volles Glas geboten seyn.
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Der Tulpen Kelch ist blut'ges Beil Ferhad's,
Gefärbet von dem Herzensblut Ferhad's.
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Die Brücke der Allegorie versteht,
Wer über deiner Brauen Brücken geht.
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Dem Schmetterling liegt der Genuß
Der Kerze immer vor dem Fuß,
Und ich, um zu ihr zu gelangen,
Seh', wie er zittert vor Verlangen.
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Er schrieb den Brief auf Moschusblatt,
Gefärbet wie ein Rosenblatt,
Und legt ihn gleichsam auf die Gluth,
Um Wort und Sinn zu schmelzen gut,
Was Rose scheinet ist ein Funken,
Die Worte sind in Gluth versunken.
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Wenn nicht einer der
größten Dichter, doch einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit.
Sein ganzer Nahme ist Jahja Ben Pir Ali Ben Naßuh. Sohn des unter der
Regierung Suleiman's lebenden Scheichs Pir Ali, wurde derselbe i.J. 940
(1533) zu Maögara geboren. Mit zehn Jahren begann er seine Studien unter
Karamanisade Ahmed Efendi, aus dessen Zuhörern sich in der Folge eine
doppelte Plejas osmanischer Dichter entwickelte. Newii hielt sich als
Schüler an den Dichter Walihi und begleitete ihn i.J. 962 (1554), da
dieser als Muderris nach Adrianopel ging, dahin als Mulasim; i.J. 973
(1565) ward Newii Muderris der Medrese Belbanbegi zu Kallipolis und zwey
Jahre hernach ebenda an der Moschee Mesihpascha's als Muderris
angestellt; i.J. 995 (1586) einer der Achter an der Moschee Mohammed's
II. drey Jahre hernach trat er aus der Bahn der Muderrise in die der
Molla als Richter von Bagdad und ward im selben Jahre zum Chodscha des
Prinzen Mustafa, Sohnes Sultan Murad's II ernannt. Er unterrichtete als
Prinzengelehrter auch die Prinzen Sultane Bajesid, Osman II., Abdullah.
Als bey der Thronbesteigung Sultan Mohammed's III. nach dem osmanischen
Kanon die Prinzen, Schüler Newii's, alle hingerichtet wurden, wurde ihm
eine Anwartschaft auf eine Oberstlandrichterstelle zugesichert, und er
erhielt indessen die Medrese des Nischandschi Mohammedbeg, seines
Schwiegervaters.
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