Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Ilmidede
gest. i. J. 1025 (1616)


Der Wohnort Liebender ist Station des Nichts,
*
Es findet Mann von Herz die Sicherheit im Nichts,
**


Es tröstet sich das Herz nicht mit dem Schmuck des Seyns,
Und Liebenden hält nicht der Stoff der Reue ein;

Glaubt nicht, daß jemals sich der Kund'ge wird beflecken,
Mit seinem Liebchen Wunderwerke aufzudecken;

Das Herz ist göttlicher Erkenntniß Magazin,
Der Wange Gold, es weist der Thränen Silber hin,

Gelöscht hat Ilmi all' die fremden Phantasien,
Der Staub der Spötter kann nicht sein Gemüth umziehen.

* Die Vernichtung Fena
** Joklik, d.i. Nichtseyn.
 

Ein Mewlewi aus Bagdad, der zu Constantinopel lehrte, dann nach Kairo und Damaskus ging, sich dem Dienste Dalidede's weihte, und nach dessen Tode dem Kloster desselben vorstand. Er war ein Ssumtidede, Derwisch Unsi Ruhi von Bagdad und anderen reisenden und dichtenden Derwischen Mewlewi enge verbunden, und rettete dieselben durch seinen Schutz vor der damals gegen dichtende Derwische wüthende Verfolgung; er liegt im Kloster Kartaldede's begraben. Er hinterließ einen vollständigen Diwan, eine Chrestomathie als Mesnewi unter dem Titel Dschesire, d.i. Insel, und Anhängsel zu den mystischen Eröffnungen des großen Scheich Mohijeddin El-Arabi.

 

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Dritter Band (von der Regierung Sultan Murad's III.
bis zu Ende der Regierung Sultan Mohammed's IV. 1574 - 1687)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 161)