Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Rasi Efendi
gest. i. J. 1027 (1617)


Nimmer gleichet diesem Monde
Silberleib, wenn noch so schön,
Seine Wangen unvergleichlich,
Mund und Kinn und Wange schön,

Um mit diesem Mond zu streiten,
Kommt von fern die Sonne her,
Doch sie bleibt nicht und entfliehet,
Denn sie findet ihn zu schön.

Rosenwangen, Lippenknospen,
Gibt es in der Menge zwar,
Aber keinen zarten Körper,
Welcher wie Cypresse schön.

Laß durch Bilder dich nicht täuschen,
Herz, sey klug und merke auf,
Gib dein Herz nicht, wenn die Schöne
Nicht vor allen And'ren schön;

In dem Land der Schönheit gibt es
Viele Schönheitsmonde zwar,
Aber in der Wahrheit, Rasi!
Hasan ist vor And'ren schön.
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Erbarmen dich nicht Liebende,
Die um Erhörung schrey'n?
Bey allen Schenken gehst vorbey,
Kehrst nie bey Treue ein.
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Ist Jusuf Efendi von Wardar.

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Dritter Band (von der Regierung Sultan Murad's III.
bis zu Ende der Regierung Sultan Mohammed's IV. 1574 - 1687)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 166)