Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Molla Maaßum


Nicht einen Tropfen Blut hat Herz in's Aug' gebracht,
Um dich zu schau'n, hat sich das Herz in's Aug' gebracht;

Es sieht getrennt von dir im Blut des Auges Mann,
*
Weil Anderem als dir er einen Blick gebracht;

Im Busen ist der Strich des Ah! nur die Cypresse,
Den wuchserstauntes Herz empor zur Höh' gebracht.

Es liegt als Eisen in der Gluth, mein Herz zu brennen,
Der Flaum, den sich der Mond zum Mondhof hat gemacht;

Ich staune deinem Wuchs und staun' dein Auge an,
Wie frische Mandeln so Cypresse hat gebracht.

Es weheklagt mein Herz, wie Vogel in der Nacht,
Weil Wimpernschwinge ihn um Fittiche gebracht,

Es hat Maaßum nur, um sie auszustreu'n vor dir,
Aus Herz und Aug' Rubin und Perlen mitgebracht.

* Der Augapfel
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Ein geborner Perser, der aus seiner Vaterstadt Merwschahan in Chorasan über Kiptschak nach Constantinopel kam, und des Glückes theilhaftig ward, dem großen Chodscha Seaadeddin als Mulasim anzugehören; er ward Richter in Rumilii und erwarb als Rähselschmied einen Nahmen.

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Dritter Band (von der Regierung Sultan Murad's III.
bis zu Ende der Regierung Sultan Mohammed's IV. 1574 - 1687)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 343)