Jahja
gest. i. J. 1055 (1644)
Es brennt das Wort, das aus der Gluth des Herzens stammt,
Deßhalb das Wort Jahja's als Feuerbrand aufflammt.
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Such' einen trauten Freund in Lieb und Lust vereint,
Nimm von der Blase Lehr', und trenn' dich nicht von Wein,
Bis eines Tages denn dein Seyn gelös't wird seyn.
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Das Deckglas,
Dem seine Haube wohl steht an,
Ist eine Braut
Mit rothem Schleyer angethan.
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Durch Liebe ward ich ausgezehrt zu einem Haar,
Und durch der Trennung Pein ward ich gekrauset gar.
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Es ist das Glas
Krystallener Palast mit purpurnen Tapeten,
Die Blasen sind
Glaskuppen in den Cabinetten.
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Ich brannt' aus Lust nach einem vollen Glas,
Die Sonne brennt so stärker durch das Glas.
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Als Kerze von dem Wein entflammt dreht sich das Glas,
Wiewohl ein Licht, ist Schmetterling zugleich das Glas;
Seit Wangenwiderschein fiel in des Weines Naß,
Ist eifersüchtig ob des schönen Bild's das Glas;
Weil es ein paarmal sich mit seinen Wangen maß,
Ward umgestürzet in die Form des Kinn's das Glas.
Was brauchen Himmel wir, Gewichte denn und Maß,
Wenn nehmen in die Hand zum Maße wir das Glas?
Auf Händen trägt ein Jeder wie Jahja das Faß,
Wann sich der Freunde Kreis versammelt um das Glas.
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Es kam wie Frühlingsweh'n der Wimpern Lauf,
Es blühten in der Brust die Rosen auf.
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Die Tulp' ihr schwarzes Maal nicht lange kann verstecken,
Den Brand der Liebenden wird man gar bald entdecken.
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O Herz! der Welten Harmonie
Wird dauern fort sammt der Natur,
Denn Seufzer überwölben sie
Mit einer Kuppel von Lazur.
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Und wenn die Hand den Herzensspiegel
In hundert Stücke auch zerschlägt,
Ein jedes doch als Schönheitssiegel
Das Abbild deiner Schönheit trägt.
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O sehet nur die Tulpe an als Zecher,
Es zittert schon die Hand, es fällt der Becher.
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Es spielen mit dem gold'nen Glas Narcissen,
Und gießen Gold und Silber zu den Füßen.
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Geh' Kerze nicht, aus Furcht des Ostes, aus dem Haus,
Allnächtlich ziehet er die Flammenhauben aus.
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Das Herz ist in des Körpers Käfig Nachtigall,
Als Rose ist darinnen angepflanzt das Maal.
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Den Freunden Jahja zeigt die Liedersammlung an,
So zeigt der Gärtner gern der Welt sein Gülistan.
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Es kennt dein Traumbild nicht die blasse Furcht, o Freund,
Weil es in finst'rer Nacht allein bey mir erscheint.
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Zum Kloster des Gartens sind Blumen jetzt alle gekommen,
Versammelt vom Hauche des Frühlings als Meister der Frommen.
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Würden sich bey Flöten meine Gluthen mehren,
Wenn nicht in der Flöten Inn'rem Flammen wären?
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Dem Liebenden dünkt ferne nicht Bagdad,
Es trägt den Kahn des Leibs der Thränenfluth Euphrat.
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Taucher haben nie gefunden in der Fluth
Perle, die in Muschel aus Rubinen ruht.
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Es wird die Liebe dir, o Ssofi, nicht zur Schau,
So lang von Heucheley du angelaufen blau.
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Wenn nur der Liebe Vogel
Auf Jahja's Kopfe nistet,
Was thut es noth, daß gleichwie
Medschnun er sey verwüstet?
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Liebe, die den Leib verwüstet,
Wird doch untergehen nicht,
Weil sie in dem Herzen nistet,
Wenn es auch von Schmerzen bricht.
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Des Herzens Strom verschwand in Lüstewüsteney'n,
Eh' daß er in der Liebe mehr geschlossen ein.
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Sey gnädig! sieh in's Herz Jahja's
Als deinen Spiegel dich hinein,
Sieh ob was Besseres, als du,
Darinnen kann enthalten seyn.
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Es ist der Vers Jahja's geziert nicht und geschniegelt,
Wenn sich des Sinn's Jungfrau in seinen Worten spiegelt.
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Ich rief, als ich den Pfirsich-Kuß dem Kinde nahm,
O Wunder, daß die Frucht schon vor dem Frühling kam.
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Die Thränen, die vom Aug', dem blut'gen, niederfallen,
Sind Perlen in dem Rosenkranze von Korallen.
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Was frommen mir zur Lust des Kaisers Kronjuwelen,
Da aus dem Glas Dschemschid's Rubinen mich beseelen?
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Wenn noch so hoch der Hoffnung Palme wäre,
Wenn nur des Lebens Baum so kurz nicht wäre!
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Du hör' den Prediger nicht an,
Der wider Wein und Liebe gibt dir Mahnung;
Hör' den Unwissenden nicht an,
Er hat von beyden Welten keine Ahnung.
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Wie hätte Platz Geduld, wenn Platz nimmt Freund im Herzen,
Erlaubt sein Liebreiz denn Beständigkeit im Herzen?
Wenn er zerfleischte mich mit tausend tausend Schmerzen,
So wüßt' er, unaussprechlich sey, was in dem Herzen,
Die Thrän' entströmt dem Aug', und nicht das Blut dem Herzen,
Wiewohl zermalmet sind von Stein des Leib's die Herzen;
Beym Sonnenlichte weint mein Aug', beym Licht der Kerzen,
Und Wasser löscht nicht aus den Funken in dem Herzen;
Die Wimpern sprengten Naß aus, gleichsam um zu scherzen,
Jahja, sie wuschen weg den Staub aus deinem Herzen.
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Im Herzen brennet Liebe Maal auf Maal,
Dank' Gott, daß nicht erlosch der Herd' der Qual.
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Glaub' nicht, die Sterne sind zerstreut,
Die Sonne ausgegangen,
Es ist auf jener Silberbrust
Ein Goldknopf aufgegangen.
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Sobald der Ostwind Kunde gab
Von deiner Ankunft, frische Rose,
Da öffnete die Knospen all'
Des Goldes und des Silbers Dose.
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Auf Knospe deines Mundes da fiel das Herz wie Thau,
Die Seele fiel auf's Kinn wie Joseph in den Brunn.
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Wo immer du magst geh'n im Hain, auf Matten,
Fallt neben dich gefall'nes Herz als Schatten.
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Bist du ein Meer, so zeig' dich nur als einen Tropfen,
So wirst du dich als Thau in's Herz der Knospe pfropfen.
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Sobald die Rose lacht,
Ist Nachtigall sogleich in Tod verliebt,
Weiß sie denn nicht, wie viel
Es Schichten in der Rosen Herzen gibt?
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Es stürze nieder Strom der Qual,
Es thürmen Berg' als Leid' sich auf,
Es gibt doch Jahja's Sinn niemahls
Den Wein, den rosenrothen, auf.
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Es schaute mich der Freund nicht an,
Bis nicht erschien der Wein,
Wenn Frühling kommt, so leuchtet auf
Der Mandelblüthen Schein.
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Ist der Mufti Jahja
Efendi, der Sohn des Mufti Sekeria Efendi. Geb. i.J. 969 (1561) und von
seinem Vater erzogen, erhielt er den ersten wissenschaftlichen
Unterricht vom gelehrten Abdul-Dschebbarsade Mohammed Derwisch Efendi.
Zuerst erhielt er die Medrese Chodscha Chaireddin's. Unternahm dann i.J.
994 (1585) mit seinem Vater die Wallfahrtsreise nach Mekka. Zwei Jahre
später trat er in das Feld der Achter (an der Moschee Mohammed's II.)
ein. Hierauf Muderris an der Moschee des Prinzen zu Constantinopel. Im
Jahre 1004 (1595) Richter von Haleb, dann in Damaskus. Landrichter von
Rumili, später als Mufti befördert.
Er commentierte das gereimte Werk Muhsin's von Kaißarije, über die
Erbtheilung, verfertigte eine Übersetzung des Nigaristan (Bildergalerie)
Chaffari's, glossierte das arabische Lobgedicht Bußiri's auf den
Propheten, und hinterließ einen Diwan türkischer Ghaselen.
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