Dschewri
gest. i. J. 1065 (1655)

Ich bin der Liebe Sonnenstaub
Und Sonne des Herzens;
Ich bin der höchsten Weisheit Buch
Und Weisheit des Herzens;

Ich habe Kunde von Verstand
Und kenne die Liebe;
Mit Odem, welcher Seele brennt,
Gedenk' ich des Herzens;

Bin ich beseelet von Begier,
Edenischer Freuden,
So haucht in meinem Odem doch
Die Hölle des Herzens;

Wenn mich die Sehnsucht ganz erfüllt
Nach Freundesgenusse,
So hab' ich mir gar wohl verdient,
Den Vorwurf des Herzens.

Was ist es, o Gelehrtester,
Mewlana mein Meister,
Wenn mit der Sehnsucht Sonnengluth
Noch brennenden Herzens,

Der Zufluchtsort der Heiligkeit,
Die sichere Stätte,^*
Wenn selber der Begeisterung
Genießet des Herzens?

Es reget alle Herzen auf
Die Sehnsucht des Reigens,
Doch macht dieselbe unsichtbar
Der Schleyer des Herzens;

Es faßt der Sinn des Mesnewi,
Des heiligen Buches,
Die innere Gedankenwelt
Des liebenden Herzens;

Im ew'gen Liebesocean,
Dem wogenden Meere,
Erhebt als Fluth sich himmelan
Die Blase des Herzens;

In unermeßlichem Gebeth'
Des Himmels, des höchsten,
Ist mir der kleinste Sonnenstaub
Das Stäubchen des Herzens,

Begehret ihr den Adelbrief
Des heiligen Dienstes,
Wißt, daß ich eingeschrieben bin,
Der Rolle des Herzens;

Im Thal, worin die Jünger geh'n
Als wallende Pilger,
Besteig' ich mit dem heil'gen Geist
Den Borrak des Herzens;

Begabt mit Dschewri's Naturell
Als Sänger des Lobes,
Verdien' ich bis am jüngsten Tag
Den Lohn nur des Herzens.

* Mewlana Dschelaleddin
[Borrak - das Pferd Mohammeds]
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Ist Ibrahim- Tschelebi von Constantinopel, einer der ausgezeichnetesten Dichter der Regierung Sultan Murad's IV., Verfasser eines Diwans. Dschewri war Derwisch Mewlewi und beschäftigte sich als solcher mit der Abschrift des Mewlewi. Er wählte dreyhundert sechzig Distichen des Mesnewi Dschelaleddin Rumi's aus, die er unter dem Titel: Insel des Mesnewi, mit mystischen Reflexionen über die Liebe Gottes, in persischen Versen herausgab.