Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Irsi, d.i. der Ehrenhafte
gest. i. J. 1077 (1666)


Maale meines Busens,
Wunden nennt man sie nicht,
Wunden meines Herzens,
Freuden nennt man sie nicht.

Wenn vom Schmerzensdolche
Ganz ich werde zerstückt,
Von den tausend Stücken
Eines nennet man nicht;

Nicken weiß vom Aug' nicht,
Wie nachlässig es blickt,
Trunkener Geheimniß,
Weiser kennet es nicht;

Das geheime Pflaster
Zum rubinigen Munde
Vor Gekränkter Ohren,
Schonend nennet man nicht;

Irsi, wenn auch geöffnet
Deine blutige Wunde
Durch der Schönen Liebreiz,
Pflaster nennet man nicht.
____________


Seh' ich den Geliebten nicht,
Mich die Sehnsucht tödtet,
Seh' ich dieses Herzensunglück,
Mich Erstaunen tödtet;

Schwer wird's dem Unglücklichen,
Schwer, aus Gram zu sterben;
Freue dich, o Herz, daß dich
Lieb' in Freuden tödtet;

Was thut heimlich nicht Peri,
Um mich zu verderben,
Da sie durch Sorglosigkeit
Mich allein schon tödtet.
____________

 

Kam aus Aintab nach Constantinopel, wo er zuerst unter der Leitung des Scheichs Siwasi sich dem beschaulichen Leben weihte, dann aber, weil ihn seine Neigung zu den Mewlewi hinzog, sich dem Scheich Ademidede, dem Scheiche des Klosters der Mewlewi zu Galata, anschloß; als dieser 1063 (1652) gestorben, folgte ihm Irsidede als Vorsteher des Klosters, wo er begraben liegt.

 

zurück

Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Dritter Band (von der Regierung Sultan Murad's III.
bis zu Ende der Regierung Sultan Mohammed's IV. 1574 - 1687)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 465)