Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Fenaji
gest. i. J. 1077 (1665)


Von ewig her hat Herzensstadt verheert die Liebe,
Es ist die Welt deßhalb voll vom Getös' der Liebe;

Den Zustand der Gekränkten kennt, wer Kränkung litt,
Wie viele Weise macht zu Narren nicht die Liebe;

Entfliehe Nachtigall dem Käfig, schau die Rosen,
Nach Eden flieg', dort findest du den Sitz der Liebe;

Geoffenbaret ist den Welten das Geheimniß,
Seit als dasselb' erfuhr der schwarze Punct der Liebe,

Seit offenbaret sich im Worte hat die Liebe,
Zeigt den Fenaji auch als Leitenden die Liebe.
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Während der Reiter des Gaules der Liebe gelanget zum Ziele,
Wartet an der Thür Frommer mit magerem Maul.
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Ist Scheich Mohammed Dschennet Efendi, Sohn Ishak Efendi's, eines Schreibers zu Topchana, dessen älterer Bruder sich dem Dienste des großen Scheichs Mahmud Hudaji gewidmet hatte; da er mit diesem den Scheich öfters besuchte, eignete er sich demselben als Jünger des beschaulichen Lebens an, und nachdem er zehn Jahre dessen Stabhalter gewesen, wurde er von ihm als Stellvertreter nach Simaw gesandt; nach dem Tode seines Meisters kehrte er nach Constantinopel zurück, hielt sich einige Zeit zu Topchana auf, und erhielt dann die Stelle eines Scheichs an einem Kloster zu Skutari, wo er starb.

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Dritter Band (von der Regierung Sultan Murad's III.
bis zu Ende der Regierung Sultan Mohammed's IV. 1574 - 1687)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 466-467)