Sultan Bajesid
als Dichter Aadli, d.i. der Gerechtigkeitsliebende
Geht mit Düften deines Haars
Ostwind in das Paradies,
Geht entgegen ihm Riswan,*
Und begrüßt ihn für gewiß.
Wann der Morgenmond ausgeht
Auf der Moschusdüfte Raub,
Wird den Paradiesbewohnern
Augenlicht des Weges Staub.
Die Cypressen und Platanen
Heben bethend Hände auf,
Daß sie kühl beschatten mögen
Deines langen Lebens Lauf.
Weil mein Seufzer feurig hauchet,
Wie der Flöte Flammenrohr,
Stellt die Laute sich dem Auge
Nun mit krummem Rücken vor.
Einem Leiden, And'rem Freuden,
Hat von ewig Gott bestimmt.
Immer, ohne doch zu seufzen,
Ward vom Loos mir vorbestimmt.
Weisen bath ich, daß er gebe
Mir ein Heilungsmittel kund,
Bess'res (sprach er) gibt es keines,
Als Sorbet aus jenem Mund.
Wann du, Götze, gehst von hinnen,
Wird auch mir die Seel' entflieh'n,
Laß den Leib des Aadi fürder,
Meine Seele mit dir zieh'n.
* Riswan, der Hüter des Paradieses
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Hüthe dich vor Seufzerpfeilen,
Schau mich, Grambegabten, an,
Höre Rath, es hat derselbe
Keinen Schaden noch gethan.
Bist, wie Ros', in allen Händen,
Wirst du lang nicht bleiben rein,
Bist, wie Auge, aller Orten
Wirst du angeseh'n nicht seyn.
Ob der Nachtigallen Klagen
Gab die Rose Blatt dem Wind.
Hüthe dich vor meinen Seufzern,
Die gefährlich Schönen sind.
Zeit ist's, daß vom Mundrubine
Nur Ein Kuß mir sey gewährt,
Weil auf einen einz'gen Hauch nur
Mir die Seele schon entfährt.
Hemme nicht den Strom der Thränen,
Laß sie fließen an der Thür,
Wenn du, wie Cypress', zu wachsen
Wünschest höher für und für.
Sag', warum der Nebenbuhler
Immer dir zur Seite steht,
Sonst ist's Sitte, daß der Teufel
Vor dem Engel flüchtig geht;
Wenn durch Schönheit du vielleicht
Lang zu leben wünschen sollst,
Du den alten Aadli, bitt' ich,
Stets als Gürtel tragen woll'st.
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Wie sein Vater Mohammed
II. und sein Großvater Murad II. ein Gönner der Gelehrten und Dichter
und selbst Verfasser von Ghaselen, in denen er den Nahmen Aadli
annahm.
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