Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Reefeti
gest. i. J. 1118 (1706)


Glaub' nicht, daß, was im Rosenbeet zerstreuet
Du schauest, Tulpe oder Rose ist,
Indem vergessen von dem Dorn der Sehnsucht
Es nur der Nachtigallen Thräne ist.

Wer in dem Brunn des Kinns des Schahs der Wollust
Die Röthe gleich dem Weinrubine sucht,
Der glaubt, er sehe ein krystall'nes Glas,
Das angefüllt mit rothem Weine ist.

Wenn du auf seinen Wangen schaust das Maal,
Und auf dem Halse seine Locken, wiß,
Daß jenes auf dem Feuer Ambrakorn,
Daß dieses Hyacinth auf Lilien ist;

Es schickt sich wohl, wenn mit dem blut'gen Maale,
Das meinen Kopf bezeichnet, ich mich prahle,
Indem dasselbe, eine farb'ge Nelke,
Dem Kopf zum Schmucke aufgestecket ist.

Gib nicht Reefeti aus der Hand den Fuß
Des Glases, sondern sey betrunken fort,
Indem das schallende Gluglu der Flasche
Der Mehrer nur des Reichs der Freude ist.

 

Mustafa Efendi von Constantinopel; erst Einer der Secretäre des Diwans, dann unter der Kaimakamschaft Ismailpascha's i. J. 1113 (1701) erster Bittsteller, und als Ismail nach Ägypten als Statthalter ging, dessen Diwanskanzler. Er begleitete ihn in derselben Eigenschaft nach Bagdad; als Ismail aber nach Persien entfloh, kehrte Reefeti nach Constantinopel zurück, wo er in der Zurückgezogenheit starb; Verfasser eines vollständigen Diwans.

 

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Vierter Band (von der Regierung Suleiman's II. bis auf unsere Zeit 1687 - 1838)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 21)