Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Raima, d.i. der Gnädige O!
gest. i. J. 1128 (1715)


Das Herz von deinem Reiz als Lichteraufgang spricht,
Das Haar von deinen Wangen als Geheimniß spricht;

Es spricht der Kiel, ein glattes Blatt sey glatt Gesicht,
Wie Nachtigall von dornenloser Rose spricht;

Wohl tausend fallen, wie Manßur
* verbannt vom Licht,
In Locken aufgehenkt, das Herz vom Galgen spricht;

Hüth' vor des Feindes Stachel dich, der manchmahl spricht,
Die Nachtigall stets von der Qual der Dornen spricht;

Lern' Lieb', Raima, vom Schmetterlinge, der am Licht
Nicht über Trennung weint, nicht von dem Brande spricht.

* Manßur Halladsch, der gemartete Mystiker
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Was meine Liebe mehrt,
Ist es der Flaum wohl, ist's das Gesicht?
Was seine Schönheit nährt,
Ist es die Tulpe, ist es Jasmin?

Von Lieb' gefangen, spricht
Herrscher der Schönheit, Liebender, so:
Der trunk'nen Augen Licht,
Ist es die Grazie, ist es der Schlaf?

Des Haares Lustrevier,
Duftend von Moschus, raubet das Herz.
Ist dieses wildes Thier,
Ist es Ghasele, ist es ein Lied?

Es ist ja kein Gedicht,
Was du als Zaub'rer bringst, Raima.
Was in der Hand dir spricht,
Ist es ein Zauber, ist es der Kiel?
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Mustafa Efendi von Haleb; der wahrheitsliebendste und vor allen Anderen pragmatische Reichshistoriograph der Osmanen. Er war ins Serai als einer der Baltadschi gekommen, als welcher er sich an den Wesir Kalaili Ahmedpascha hielt und von demselben als Diwan Efendi verwendet ward. 1116 (1704) erhielt er die Stelle des Vorstehers der Rechnenkammer Anatoli's und 1121 (1709) das Amt des Ceremonienmeisters und Reichshistoriographen.

 

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Vierter Band (von der Regierung Suleiman's II. bis auf unsere Zeit 1687 - 1838)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 85)