Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Medschi
gest. i. J. 1128 (1716)


Es seufzen Nachtigallen ohne Ursach' nicht,
Indem ihr Herz der Dorn der Knospen sticht,

Der Blumen gold'ne Kelche sind gesä't auf Beeten,
So daß die Matten alle gold'ne Fußtapeten,

Von grünem Atlas sind des Flurenkleides Schwingen,
Um deren Mitte sich der Bäche Gürtel schlingen.
____________


Wenn ich denke deiner Wangen,
Meine Thräne Rosenwasser wird;
Trink' ich, Mundrubins gedenkend,
Wasser gleich zu rothem Weine wird;

Wenn ich mir dein Maal einbilde,
Phantasie zum Neid des Moschus wird;
Durch Gedanken an die Wangen
Jeder Seufzerfunke Sonne wird;

Nebenbuhler zeigt sich nicht,
Weil durch meinen Blick gestürzt er wird;*
Spricht von deiner Lieb' Medschi,
Jeder Buchstab' gleich zum Buche wird.

* Als Sternenschnuppen, wie ein Diw.
____________
 
 

Ist der Molla Medschi Mohammed, Oheim Scheichi's, Fortsetzers der Biographien der Ulema zu Constantinopel; 1047 (1637) geboren, gab ihn seine Mutter in die Dienste Kidsisade's, des Vorstehers der Emire. 1079 (1668) erhielt er als Äußerer die Medrese Auf Efendi's, danach weitere. 1092 (1681) Einer der Achter, dann Muderris an der Medrese Piripascha's, danach weitere. Dann Richter von Jenischehr und Adrianopel.
Er starb in der Zurückgezogenheit in seinem Landhause zu Skutari. Er hinterließ einen vollständigen Diwan.

 

 

zurück

Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Vierter Band (von der Regierung Suleiman's II. bis auf unsere Zeit 1687 - 1838)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 89)