Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Ssahib, d.i. der Inhaber
gest. i. J. 1140 (1727)


Wenn ich Weindüftchen nur des Lockenpaars empfinde,
So weh'n umsonst für mich des Morgens Fächelwinde,

Sie schauen nach dem Pol von seiner Augen Strahl.
Compasse
* haben, wie ihr wißt, das Herz von Stahl,

Gedanke an den Mund führt mich ins Land des Nichts,
Jahu! Jahu! o Schelm, Gebeth nützt fürder nichts;

Des Herzens Nachen liegt im Meer des Grams zerbrochen,
Darüber haben nun die Wogen sich gebrochen.

O Giaur ohne Mitleid, übe Billigkeit;
Ist ge'n Moslimen dieß zu thun wohl an der Zeit?

Nur dir, Ssahib, vom finst'ren Orden ist's gegeben,
Mit frischer Zunge neu die Dichtkunst zu beleben.

* Kiblenuma, Compasse, so eingerichtet,
daß sie den Ort, wo man sich beym Gebeth
hinwenden muß, anzeigen.

 

Seid Ahmed Efendi; 1122 (1710) erhielt die neunte Lehrkanzel am Serai von Galata, später Muderris der Medrese Hadschi Ismail's und Richter von Erserum.

 

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Vierter Band (von der Regierung Suleiman's II. bis auf unsere Zeit 1687 - 1838)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 150)