Nihani, d.i. der Verborgene
gest. i. J. 925 (1519)
Seit deinen Aufgang ich, o Mond, gesehen,
Aus meinen Augen Thränenquellen gehen,
Es suchet einen Schelm das Herz gar lange,
Mit der Cypresse Wuchs und Rosenwange.
____________
Frühling ist da, laßt die Welt uns genießen!
Werfet, wie Rosen, dem Wein euch zu Füßen!
Lasset die Knospen des Schenken uns küssen,
Trunken, von Sinnen, den Kragen zerrissen!
Laßt uns von dem, was geschehen, nichts wissen,
Zeit ist's, die Rosen, den Wein zu genießen,
Trinket aus Hörnern, aus Ohren, aus Füßen,*
Trunken, von Sinnen, den Kragen zerrissen!
Trinket im Rosenhain unter Narcissen,
Nachtigall bratet als leckerer Bissen,
Hai und Hui! den himmlischen Rissen,
Trunken, von Sinnen, den Kragen zerrissen!
Ungenützt laßt nicht die Rose verfließen,
Rosengesichter, nun mögt' ihr umschließen,
Stachel des Spottes dringt nicht ins Gewissen,
Trunken, von Sinnen, den Kragen zerrissen!
Schenken, o eilet mit fließenden Füßen,
Laßt uns die Knospen der Herzen erschließen,
Laßt uns die Rose um Schläfe nicht missen,
Trunken, von Sinnen, den Kragen zerrissen!
Laß uns, Nihani, uns kosend begrüßen,
Und mit dem Wein uns das Leben versüßen,
Daß von uns ferne Geschlechter noch wissen,
Trunken, von Sinnen, den Kragen zerrissen!
* Verschiedene Gestalten der Trinkgefäße.
____________
Der Sohn Abdullahs (Mulasim
bey Hadschi Hasansade), stand als Professor an der Moschee
Mustafapascha's zu Constantinopel, hinterließ einen Diwan. Er starb zu
Mekka.
|