Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Hesari, d.i. der Tausendfache


Als reichen Stoff der Freund, Liebkosungen
Und Schmeicheleyen kaufet und verkauft;
Das ist die Waare, welche Liebender
Von dem Geliebten kaufet und verkauft;

Das reine Wort, durch uns're Kunst erzeuget,
Das durch den ganzen Markt gepriesen lauft,
Wird von den wahren Waarenkennern allen
Als reine Waar' erkaufet und verkauft;

Es raubt, ein frischer Rosenzweig, die Herzen
Ein schöner Jüngling mit dem Haar zerrauft;
Der für ein einziges Genußversprechen
Viel tausend Seelen kaufet und verkauft;

Der Fromme, um die Frömmigkeit zu zeigen,
Der heut als Waare auf dem Markte lauft,
Er spielet mit dem Rosenkranz beständig,
Den er als Waare kaufet und verkauft;

Wenn jener Schah auch tausend seiner Sclaven
Mit Einem Blick als Leichen auf sich hauft,
So weiß er doch, Hesari! nichts davon,
Was er von Liebe kaufet und verkauft.
 

Ahmed von Constantinopel, war eine Zeitlang der Bibliothekar des Wesirr Mustafa, dann der Beutelbewahrer, d.i. Cabinets-Archivar, des Reis Efendi Rami, dann mit einer Anweisung auf die Mauth Constantinopel's, als Einer der Secretäre des kaiserlichen Diwans zur Ruhe gesetzt.

 

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Vierter Band (von der Regierung Suleiman's II. bis auf unsere Zeit 1687 - 1838)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 354)