Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Semahat Omerdede
gest. i. J. 1204 (1789)


Segne der Herr es! die Kund'gen beschreiben den Kreis,
Flöten sie hauchen wie Herde die Liebe so heiß;

Sonnen und Monde bewegen sich alle im Kreis,
Wie die Nachtfalter um Kerzen auf ew'ges Geheiß;

Wer das Geheimniß der Trunkenen kennet, der weiß,
Rausch sey wie jüngstes Gericht und wie Hölle so heiß.

Cherubim singen Geheimniß der Liebe zum Preis,
Flöten und Trommeln, sie bringen die Liebe in's Gleis;

Sieh der Begeisterung Mittelpunct drehet den Kreis,
Semahat sitzet betrunken darinnen, so sey's.
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Wenn Schönheit und Erhabenheit* beysammen,
Verzehren sich die Liebenden in Flammen;

Zieh' dich zurück von Dingen, die der Welt entstammen,
O Semahat, und Alles gib für's Licht den Flammen.

* Dschemal u kemal, eigentlich Schönheit
und Vollkommenheit, oder: Dschemal u dschelal,
d.i. Schönheit und Majestät, kommt eben so oft vor.
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Der Sohn Hasandede's, des Scheichs am Mewlewikloster zu Jenischehr, eine Zeitlang Scheich der Mewlewi zu Adrianopel, dann zu Constantinopel; Vorsteher des Klosters der Mewlewi zu Kasimpascha, kehrte er wieder nach Adrianopel zurück, starb endlich doch zu Constantinopel in seinem Hause zu Ejub.

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Vierter Band (von der Regierung Suleiman's II. bis auf unsere Zeit 1687 - 1838)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 361)