Nescheet, d.i. der Wachsthum
Ich bin der Diwan deines Grams, o Freund!
Und deiner Liebe Titelblatt, o Freund!
Im Anblick deiner Schönheit eingeweiht,
Bin ich dem Spiegel gleich erstaunt, o Freund!
Zu Hülf'! zu Hülf'! mich hat dein Aug' getödtet,
Ich bin das Opfer deines Wink's, o Freund!
Mich baut der wüste Platz der Liebe auf,
Wiewohl verwüstet mich dein Schmerz, o Freund!
Ich bin der Schmetterling des Schönheitslichts,
Der bis zum jüngsten Tage brennt, o Freund!
Seltsam! daß wenn ich frage Andere,
Ich mein Geheimniß offenbar', o Freund!
Warum denn kränkst du mich, den Fremden, dann?
Empfang für ein Paar Tage mich als Gast.
Seltsam! daß du nicht Mitleid kennen sollst,
Soll ich denn klagen Tag und Nacht, o Freund?
Im Haine des Genusses Nachtigall,
Klag' ich, klaget wie Nescheet, o Freund!
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Der Feder der Begier
Ist Salamanderschwinge das Papier,
Der Gluth des Liebesworts
Ist reine Ambra das Papier;
Wenn deinen hohen Wuchs
Ich zeichne auf's Papier,
Erscheint als Pinie mir,
Und als Cypresse das Papier.
Der Liebesbrief durchläuft
Als Bothe das Revier,
Mit Taubenfittigen,
Ein Widhopf das Papier;
Durch schwarze Zeilen wird
Der Brief zu Giauer schier,
Ein Franke weiß von Brust,
Schwarzhaarig ist's Papier;
Es wird nie Nescheet
Dein Wunsch erfüllet dir,
Wenn Alexanders Glas
Auch wäre das Papier.
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Beym Feste Dschem's ein rauschvermehrend Gefäß sind wir,
Im Inneren des Herzens Ausfluß von Gott sind wir;
Im Land des Nichtseyns liebverloren stets sind wir,
Im Mund des Schönen von der Treue ein Wort sind wir;
Verborgen sind der Treue Maale im Huldrevier,
Und in Abwesenheit der Freude sind Wünscher wir;
Wir leiden von den Menschensöhnen wie Jusuf schier,
Ein Exemplar der reinen Brüder fürwahr! sind wir!
O Nescheet, es rühmen viele der Tugend Zier,
Hingegen sind nur schlechte Dichter und Bettler wir.
So sang Raghib auch im Ghasele zum Muster dir,
Ein hochgelehrter, hochgeehrter Wesir sind wir.
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Mein Glück ist so ungünstig und so gnadenmüde,
Daß, wenn ich Jusuf wäre, mich Suleicha miede;
Aus Mitleid warf man mich in's Meer von Wasserschein,
Vom Lebensquell getrennt, bin ich ein Hirsch im Hain,
Und wäre ich der Hüther auch der Paradiese,
So bin ich sicher, daß mich Wind aus selbem bliese;
Und nistete Nescheet im eig'nen Gülistan,
So stimmt er doch als Nachtigall nur Klagen an.
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O Wehe! daß die Thränen auf die Fluren fallen,
Die Berge Rumili's gefärbt sind mit Korallen;
Ich bin der Ausgewanderte der Nachtigallen,
Dem in der Fremde Schopf und Flügel niederfallen.
Als Jusuf Kanaans, als Jakob schmerzbefallen,
Bin in die Welt als einen Kerker ich gefallen,
Um auszuschreyen meinen Fremdlingskummer allen,
Sind Kunden mir als Mäuler in die Brust gefallen.
Durch Trennungsthal muß ich betrübt als Jakob wallen,
Ich seh' im Hemde Jusuf's nur des Wolfes Krallen;
Ich weiß es nicht, wie von den Weltenfreuden allen
Mir Traurigkeit und Schmerz zum Loose ist gefallen.
Nescheet, du wandelst nun in Vaterlandes Hallen,
Als Silberleib ist dir die Schwertbraut zugefallen.
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Suleiman Nescheet, ist
der Sohn Ahmed Refii Efendi's, er begleitete seinen Vater auf der
Wallfahrsreise nach Mekka und weihte sich auf der Rückkehr zu Konia am
Grabe Dschelaleddin Rumi's als Mewlewi dem Dienste desselben. Nescheet
studierte fleißig das Persische. 1182 (1769) zog Nescheet als Besitzer
eines Lehens in den russischen Krieg aus, und lebte während dieses
Krieges als ein Gast des Defterdars;
Neeschet trat unter der Leitung Es-Seid Mohammed Emini Efendi's in den
Orden der Nakschbendi.
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