Haider-Tschelebi
Weißt, was den Vogel des Herzens erjaget?
Dieses verräth'rische Haar ist's gewesen.
Weißt, was die Seele verheerend geplaget?
Jene treulose Narciss' ist's gewesen.
Nickende Wimpern, blutdürstig und grausam,
Sind's, die zerstören mein Leben und Wesen,
Schöne sind treulos, und was zu verwundern,
Liebende mordend blutdurstig gewesen.
Über die Länder der Schönheit zerstreuet,
Trieben die Haare des Flaumes ihr Wesen,
Und auf dem Throne der Schönheit ist Jusuf
Längstens der Herrscher der Schönen gewesen.
Wehe! er wollte mir zeigen die Wangen,
Und sich zum Preise die Seele erlesen,
Aber es hat mich das Glück nicht begünstigt,
Und mit dem Kaufe ist aus es gewesen.
Weißt, wer die Liebenden elend ermordet,
Immer liebkosend, mit zärtlichem Wesen?
Jener Barbare mit Mondesgesicht,
Jener barbarische Türk' ist's gewesen.
Als ich lustwandelte, sah ich urplötzlich
Wangen, auf denen die Schönheit zu lesen,
Schönheit der Feen, wiewohl es nicht glaublich,
Daß sie für Menschen zu sehen gewesen.
Mitten im Thale der Liebe verirret,
Kann ich des Grams (der bestimmt) nicht genesen.
Freunde, ihr wißt es, Gefahren gar viele,
Sind auf dem Wege der Liebe gewesen.
Liebende, welche getrennet vom Freunde,
Gingen durch Haine und Hügel zur Lese,
Wissen, daß ihnen die Reben und Rosen
Immer nur Herling und Stachel gewesen.
Haider vergeudete alsbald die Seele,
Als er gesehen das liebliche Wesen,
Ach! daß für diese geopferte Seele,
Keine Erkennung der Huld ist gewesen.
Der Defterdar des unglücklichen Prinzen
Dschem, der denselben auf seiner Reise und Gefangenschaft in Frankreich
und Italien begleitete, war aus Siwrihißar in Anatolien gebürtig.
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