Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Schemsi
 

Ich hoffe, mich um des Geliebten Brust zu winden,
Die Schönheit fordert auf, sich um die Brust zu winden,
Den Sinn von Gottes Wort hat Schemsi wohl gefaßt,
An schöner Brust ist der Koran fest anzubinden.
____________


Von inn'rer Gluth ist in dem Mund die Zunge Feuer,
D'rum seufzt das Herz, denn ohne Rauch ist nirgend Feuer.

Es haucht der Liebe Schmerz mit jedem Seufzer Feuer,
Und von der Pleias bis zum Staub ist alles Feuer.

Die Lieb' im Herzen bergen, Freund! ist nicht geheuer,
Unmöglich ist's! wie kann verbergen man das Feuer!

Die Lieb' hat Feuer angelegt in meiner Scheuer,
Und eines Tags geht Stadt des Daseyns auf in Feuer.

Von meiner Zunge sprühet Funken stets das Feuer,
Dem blut'gen Aug' erscheinen Raum und Zeit in Feuer,

Mit Heftigkeit zerstört mich Lieb' als Fieberfeuer,
Und wenn ich Staub einst bin, so brennt noch fort das Feuer.

Das Inn're Schemsi's füllet solch ein Liebesfeuer,
Daß, wenn er ging in's Paradies, es wär' voll Feuer.
____________

 

Aus Kastemuni; ist als Defterdar Mohammed's II. und Bajesid's II. unter dem Nahmen Dschenderedschisade bekannt.

 

 

zurück

Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Erster Band
von der Regierung Sultan Osman's I. bis zu der Sultan Suleiman's
1300 - 1521
Pesth, 1836
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 251-252)