Ssafi, d.i. der Reine
Über frische Rosen webtest
Du aus Veilchen dunklen Flor,
An dem Rande deiner Lippen
Ordnest du der Perlen Chor,
In der Locken Fesseln ist
Ein gebundner Narr die Sonne,
Deiner Wangen Leuchten ist
Nur ein Schmetterling die Sonne,
Schönheitsmaal auf deiner Lippe
Ist mit Anies Zuckerbrot,
Deine Locken sind ein Rabe,
In der Rosen Morgenroth,
Auf dem Pfade deiner Liebe
Ist zerrissen die Geduld,
Wer des Herzens Bau zerstört
Durch der Schmerzensthräne Schuld;
Deinem Bild hätt' eine Haube
Aufgesetzt die Mitternacht,
Hätte nicht mein Aug' die Kunde
Wider's Heer des Schlafs gemacht,
Überall, wo sie erscheinen,
Färbet deiner Wimpern Blut,
Türkensäbeln steht am besten
Allerorten Herzensblut,
Jeder Mensch nach seinen Kräften
Ehret und erkennet Gott,
Wie erkennet ihn denn Ssafi,
Der stets von dem Weine roth,
Hätte Sohre nur im Traume
Deine Schönheit je gesehen,
Würde sie, gleich Schmetterlingen,
Immerfort um sie sich drehen.
Dein Versprechen des Genusses
Nahm mich ein zwar unverweilt,
Aber nie kommt es zum Ende,
Und das kurze Leben eilt.
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O Huldcypresse! aus dem süßen Land der Schönheit,
Dir grüner junger Flaum heut frische Nachricht schreibt,
Wie soll im Herzen sich Brandmaal des Haars verstecken?
Da böse Nachricht, wie du weißt, versteckt nicht bleibt.
Was Wunder, wenn das Haar auf Wangen Schatten wirft,
Es wirft einmahl im Jahr der Giaur das Kreuz in Fluth*.
Gekürzet sey der Kopf ungläub'gem Haar, weil es
Als Geber liegt anbethend vor des Auges Gluth.
Mit einem Wort entflammt die Welt Rubin der Lippen,
Und Zucker kann sich nicht behaupten vor dem Mund,
Erbarmend hebt der Ost, die so aus Lieb' gefallen,
Wie deiner Locken Spitzen, manchmal auf vom Grund,
Soll Ssafi hoffen nicht auf einen Blick, der hold,
Der Blick der Heiligen verwandelt Staub in Gold.
* Anspielung auf das Fest der Eintauchung des Kreuzes
am heil. Dreykönigstage in der griechischen Kirche.
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Ros' ist dein Gesicht, o Götz',
Und das Aug' der Wiese Quell,
Durch die Wangen wird Jasmin
Und die Hagebutte hell,
Nur ein Wort von deinen Lippen
Schließt die zarten Knospen auf,
Rosen steh'n beschämt vor dir,
Und der Sanbak hält sich auf,
Deinem Angesicht' hat Sonne
Ihren hellen Glanz gestohlen,
Und dein Mondenschein verleiht
Farbe Jemen's Carniolen.
Weil dein finst'res krauses Haar
Sanft auf dem Gesichte ruht,
Ist der Moschus von Choten,
Wie geschmolzen auf der Gluth,
Wer, o Chiser, uns'rer Zeit,
Göße dir nicht Seelen hin,
Gießt dein Mund nicht Lebensfluth,
Süßen Wortes, wie Schirin,
Reine streckten nicht die Hand
Nach dem Lockenstricke aus,
Wär' im Kinn' nicht Semsem's Brunn,
An der Kaaba heil'gem Haus,
Muß sich, Ssafi, sehnen nicht,
Nach dem Mund, der Leben schenkt,
Weil er bey der Lippen Hauch
Nur die süße Seele denkt.
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Heb' deinen Schleyer auf, daß sich die Sonne schäme,
Lös' deine Locken auf, daß sich der Moschus schäme,
Es kräuselt Ost das Haar von deiner Schönheitsbraut,
Die hält den Spiegel vor, worin Darab sich schaut.
Was Lippensehnsucht presset aus des Auges Quell,
Ist es Rubin vielleicht, ist's flüssiger Spinell?
Weil durch der Trennung Brand mein Habe ist vernichtet,
Hab' ich am Thränenstrom zwey Mühlen aufgerichtet,
Dein Aug', das Unruh stiftet, wie der jüngste Tag,
Empört die Welt und schläft betrunken beym Gelag,
Damit der Liebe Herr sein Zelt aufschlag' in Gnaden,
Gab ich zum Zeltesstricke her der Seele Faden,
Der Mund, das Herz sind Paradies und dessen Quell,
Wenn Ssafi mit dem Freund trinkt Wein, der rein und hell.
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Sie sprach: Der Nebenbuhler ist zurück zur Stunde,
Ich sprach: Was gibst du mir so schwarze Trauerkunde?
Sie sprach: Er ist seit langer Zeit schon krank gewesen.
Ich sprach: Durch Aderlaß wär' er genesen.
Sie sprach: Es jagten Liebende ihm Schrecken ein.
Ich sprach: Er soll in steter Furcht und Schrecken seyn!
Sie sprach: Der Elende, Hülflose dauert mich,
Ich sprach: Was braucht der Esel denn zu dauern dich?
Sie sprach: Soll Hündlein liegen nicht an meiner Thür?
Ich sprach: Mit nichten, denn nur Kopfweh macht er dir.
Ich sprach: Gewährst du mir nicht einen einz'gen Kuß?
Sie sprach: Hoch steh'n die Schönen über dem Genuß.
Ich sprach: Es wünschet Ssafi dich nur zu umarmen.
Sie sprach: Wenn ich's gewährte, wär' es zum Erbarmen.
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Dein Wuchs ist Ceder, welche Rosen hat,
Die Brust Jasmin, die Hyacinthen hat,
Wie zart ist deiner Schönheit Rosensaat,
Die moschuskrause, frische Rosen hat!
O Ssafi, Lockentreue hat nicht Statt,
Die eine Nacht und tausend Herzen hat.
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In der Geschichte bekannt
unter dem Nahmen Dscheferi Kasimpascha, war ein Sclave des großen
Gelehrten Mewlana Dscheferi, welcher von Ägypten nach der Türkey
gekommen. Der Sohn Dscheferi's, Mohammed-Tschelebi, der als Nischandschi
bey Mohammed II. in großem Ansehen stand, empfahl ihm den talentvollen
Sclaven seines Vaters, der Sultan machte denselben zum Defterdar, Wesir
und versetzte ihn dann als Statthalter nach Selanik, wo er Moschee und
Armenküche baute. Seine Gedichte sind meistens in der Manier
Ahmedpascha's, seines Collegen im Amte und in der Poesie.
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