Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Thalii, d.i. der mit Glück Aufgehende
 

O süßer Knospenmund, es ist dein Mund so klein,
Was würde gegen ihn ein Sonnenstäubchen seyn?

O Aug', du läßt des Herzens Blut nicht ruhig bleiben,
Es scheint, du wollest mit dem Blute Briefe schreiben.

O Thräne, wenn du suchst sein Herz zu rühren,
O Thrän', du suchst auf Marmor zu graviren.

 

Mohammed aus Kastemuni, war unter Sultan Selim I. Secretär der Janitscharen. Thalii hatte mit Sudschudi gleichzeitig von Sultan Selim I. den Auftrag erhalten, dessen Thaten zu besingen, und verfertigte, wie dieser, ein aus Prose und Reimen gemischtes Selimname, keines von beyden aber erhielt die Genehmigung des Sultans. Thalii fürchtete sogar deßhalb den Kopf zu verlieren und zog sich daher von der Gesellschaft des Sultans und seinem Amte zurück.

 

zurück

Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Erster Band
von der Regierung Sultan Osman's I. bis zu der Sultan Suleiman's
1300 - 1521
Pesth, 1836
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 264-265)