Mihri, d.i. die Liebevolle
In Schmerzensglut dreht sich
mein Herz
Als Braten um und um,
Zum Himmel steigt der Seufzerrauch
Mit Funken um und um,
In meinem Herzen flammet ewig
Die Liebe als ein Licht,
Es dreht mein Leib nach Deinem Bild
Sich immer um und um,
Sieh doch den Zauberer das Haar
Zukommen zu dem Mund,
Wie es sich ringelt, Kraus' auf Kraus',
Sich drehend um und um.
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Ich sah heut einen Rosenmund und fragte:
Ey, welche Seel' ist dieß?
Sie sagten mir: Frag' um die Wangen nicht,
Denn Seele selbst ist dieß.
Seit deiner Lippen Widerschein gefallen
In meines Auges Glas,
Erging an mich die wiederholte Frage,
Wie so voll Blut ist dieß?
Er sprach: O halt' das Bild von meinem Wuchse
In deinem Herzen fest,
Ich sagte: Fest, wie einen Stab die Seele,
Doch ist nur Vorwand dieß.
Er sprach: Da ich auf deinem Weg gestorben,
Ein Mittelweg ist dieß,
Verweig're meinem Busen nicht den Pfeil,
Womit die Wimper droht,
Denn für die grimmen Pfeile deiner Wimpern
Das wahre Ziel ist dieß.
Sey gnädig Morgenwind, bring' mir Geruch
Von seinem Stirnenhaar,
Denn für ein Herz, verwundet wie das meine,
Ein groß' Geschenk ist dieß.
O nicke nicht so schelmisch mit dem Auge,
Wann du die Mihri siehst,
Seitdem die Seele sie ihm aufgeopfert,
Gar lange Zeit ist dieß.
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Ich that die Augen auf und hob das Haupt empor,
Da stand ein Mondgesicht am Bett in Silberflor,
Es floß zwar seiner Schönheit Licht rings auf die Flur,
Dem Ausseh'n nach Moslim, dem Kleide nach Giaur.
Da Mihri nie gelangt zum Leben der Natur,
Sah sie in Finsterniß nur Alexander's Spur.*
* Der ins Land der Finsterniß ging,
den Quell des Lebens zu suchen.
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Wär' bekannt ich an des Schahes Pforte!
Wollte Gott!
Könnte ich mich seinem Dienste weihen,
Wollte Gott!
Könnte ich im Gülistan als Rose
Auch nicht blüh'n,
Wäre ich ihm doch nur Lauch und Zwiebel,
Wollte Gott!
Wenn sein wilder Grimm auf's Herzensrauchfaß
Feinde wirft,
Wenn ich doch als mildes Wachs zerschmölze,
Wollte Gott!
Spotte nicht unzeitig meiner Liebe,
Frommer Mann!
Wäre ich doch stets ob Lieb' verrufen!
Wollte Gott!
Über Liebe wollte jener Freund
Mit mir streiten,
Seele gab die Antwort, und er wollte
Nicht mehr streiten,
Lüfte, sprach ich, deinen Schleyer, lüft' ihn
Noch bey Zeiten,
Als er ihn gelüftet, sprach er: willst du
Weiter streiten?
Augen sah'n, wie mich, zur Närrinn machten,
Eitelkeiten,
Keiner wollte meiner sich erbarmen,
Statt zu streiten.
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Eine Dichterinn aus
Amasia, die osmanische Sappho, deren Ghaselen die brennendste Liebe
hauchen, deren Tugendruf nie von dem geringsten Wölkchen verdunkelt
ward, wiewohl sie ihre Liebe und Anhänglichkeit für Iskender-Tschelebi,
den Sohn Sinapascha's, laut besang; ihm galt der Vers:
Mir wässerte der Mund nach dem Rubinenquell
Von meinem Alexander zwar, doch blieb ich durstig.
Böses wünsch' ich dir nicht, doch fleh' ich vom Himmel die Gnade,
Daß du lieben sollst Herzen, dem deinigen gleich;
Wollte indessen dein Feind das Schlimmste des Schlimmen dir wünschen,
Wird er wünschen dir, daß du verliebt sey'st, wie ich.
Sie dichtete ihre Ghaselen in Nedschati's Manier.
Ihr zu Ehren schrieb Iskender-Tschelebi, ein höchst gebildeter junger
Herr, in verschiedenen schönen Schriftzügen eine Art Stammbuch, welches
Stellen aus persischen und türkischen Dichtern enthielt, aus Selmann,
Ibn Jemin und anderen.
Außer dem schönen Iskender war ihr der berühmte Moejedsade, der
nachmahlige Oberstlandrichter, in seiner ersten Jugend mit Liebe
zugethan, als er hernach den Dichternahmen Chatimi, d.i. der mit dem
Siegelringe begabte, annahm, sagte Mihri, auf die ersten Verhältnisse
seiner Liebe anspielend, den Vers:
Ehe du den Ring noch nahmst, gabst selben (im Küssen) der Mihri,
Mihri hat, bey Gott! dich schon als Knaben geliebt!
Auch mit dem Dichter Guwahi stand sie in dichterischem Verkehr;
sie schrieb ihm:
Gott verschenkte dich in dieser Welt
Einem Schönen, der dir wohl gefällt,
Der mit Lockenstricken dich zieht hin,
Der dir Brunn gegraben in das Kinn,
Dessen geist'ger Lippen du gedenkst,
Wenn du rothen Wein aus Flaschen schenkst,
Und es möge henken dich darauf
Dieser Schönheitsschah am Haare auf,
Wenn du um des Werkes Ursach' fragst,
Und noch über deine Unschuld klagst,
Wiss', es ist, weil immer dein Gedicht
Mit zwey Versen von der Mihri spricht.
"Trotz solcher Liebeley im Ghasel" sagt der Biographe Aaschik, "ward sie
Niemanden zu Willen, als dem Weibe der Welt, keines Liebesgierigen Hand
berührte den Schatz ihrer jungfräulichen Reize, und nur das
ambraduftende Halsband umschlang ihren reinen Hals, so daß sie als
Jungfrau lebte und starb." Als Pascha Tschelebi Muderris zu Ejub um ihre
Hand warb, und sie diese Verbindung ausschlug, sagte der Dichter Sati:
Der Pascha warb um Mihri's Hand,
Soll sie sich geben ihm zum Pfand?
Soll sie nach jahrelangen Fasten
Bey einem Eselsmann ausrasten?
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