Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)


Ahmedi Daji d.i. der Wohlwünschende
gest. i. J. 815 (1412)

Sonne mit Mondgestalt, die leuchtet mit Jupiters Antlitz,
Welches Antlitz dieß? Antlitz aufgehenden Lichts.

Deine Schönheit erleuchtet die Welt, die Lippen sind Knospen
Aus edenischem Hain, welchem entquellet Kewßer*.

Dein Gesicht ein Wunder der Huld, ein Zeichen der Allmacht,
Welcher Allmacht denn - Größten, erschaffenden Gott's.

Mit Alexander's Gestalt begabt und mit Salomon's Weisheit;
Welche Gestalt? - Jusuf's. Welches Jusuf's? - Der befiehlt.

Du hast genommen Figur auf des Himmels gewürfeltem Schachbrett.
Welche Figur? - die gebeut - Welchen Geliebten? - Den Schah,

Von zahllosen Sclaven ist der mindeste Ahmed,
Welcher Ahmed? Daji. - Welcher Daji? des Gesangs**.


* Kewßer - Quell des Paradieses
** Ne Ahmed? Ahmed Daji, ne Daji? Daji Tschaker.
Dem Wortsinne nach: Welcher Löblichste, Ahmed der Wohlwünschende?
Welcher Wohlwünschende? der sich anmaßt, dein Sclave zu seyn.

 

Der Prätendent oder Missionär, denn Daji heißt das eine und das andere, aus Karaman, ein Bruder Emir Suleiman's, unter Sultan Murad I., Verfasser des Buches der Laute, der Juwelenknoten und einer gereimten Übersetzung einer grammatischen Abhandlung, welche dem persischen Dichter und Kritiker Refieddin Watwat, d.i. die Schwalbe, zugeschrieben wird.
Ahmed Daji ist der Verfasser eines Briefstellers (Inscha), der ersten, in der osmanischen Literatur so häufigen Sammlung von Grußformeln und Redewendungen, für alle vorkommenden Fälle des schriftlichen Verkehrs. Sein Diwan war noch in der Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung, wo Sehi die acht Paradiese, d.i. die ersten Denkwürdigkeiten osmanischer Dichter, schrieb, überall bekannt, und besonders in Rumili und Anatoli häufig.

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Erster Band
von der Regierung Sultan Osman's I. bis zu der Sultan Suleiman's
1300 - 1521
Pesth, 1836
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 72-73)