Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Meaali, d.i. der Hochbegabte
gest. i. J. 942 (1535)
 

Indem ich Wang' und Lippen dachte, schlief ich ein,
Ich war im Rosenbeet, in Händen hielt ich Wein,

Ein schweres Wort ist's, wenn ich frag': Gibst du mir Kuß?
Bedenke, daß auf Fragen man antworten muß.

Wenn deines Schattens hoher Wuchs bedeckt die Erde,
Da rufen Seel' und Herz: O daß ich wäre Erde!

Durch Tauben wollt' ich schreiben dir, wie es mir geht,
Als Braten ward sie von dem Brand des Brief's gedreht;

Dem Mond verglich der Gegner ihrer Wangen Wonne,
Er sah nicht gut; wo ist der Mond? wo ist die Sonne?

 

Ein Dichter aus der Zeit Sultan Suleiman's, unter dem Nahmen Köse Meali von Jarhissar bekannt. Ein sehr lustiger aufgeweckter Kopf, eine Zeit lang Mulasim an der Medrese zu Sirek. Er dichtete sowohl Todtenklagen als Satyren.

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Zweiter Band (von der Regierung Sultan Suleiman's des Gesetzgebers
bis zu der Sultan Murad's III. 1521-1574)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 216)