Aus der Geschichte

der Osmanischen Dichtkunst

von  Joseph von Hammer-Purgstall (1836)



Saadi, der Mufti
gest. i. J. 945 (1539)
 

Es erleuchtet heut die Welt
Dieser Schönheitsmond,
Es verwirret heut mein Herz
Dieses schwarze Aug',

Seiner Augenbrauen Bild
In dem Thränenaug',
Sind zwey Fische lichtbeschuppt
In dem Ocean,

Rosenwange hüthe dich
Vor der Seufzer Ach,
Nachtigallenach zerstreut
Rosenhaines Blätter.
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(oder freyer so:)

O Schönheitsmond erleuchte nun die Welt,
Von schwarzen Augen wird mein Herz erhellt,

Im thränenvollen Auge schwimmt das Bild
Der Augenbrauen wie zwey Fische mild.

O Rosiger! vor meinem Ach! hab' Acht,
Die Nachtigall zerhaucht der Rose Pracht.
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Als Mufti Nachfolger Kemalpaschasade's durch fünf Jahre bis an seinen Tod. Ein großer Gesetzgelehrter, welcher Randglossen zu mehreren Grundwerken moslimischer Gesetzwissenschaft hinterließ. Aus Kastemuni gebürtig, war er Muderris zu Brusa, dann einer der Achter an der Moschee Mohammed's II., und endlich elf Jahre lang Richter Constantinopels gewesen.

 

 

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Literatur:
Geschichte der Osmanischen Dichtkunst
bis auf unsere Zeit
Mit einer Blüthenlese aus zweytausend, zweyhundert Dichtern
von Hammer-Purgstall
Zweiter Band (von der Regierung Sultan Suleiman's des Gesetzgebers
bis zu der Sultan Murad's III. 1521-1574)
Pesth, 1837
Conrad Adolph Hartleben's Verlag

(Seite 224)