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Louise Freiin von
Rechenberg
(1791-1866)
Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
Des Veteranen Liebeswerbung
Geschrieben im
November 1848
Liebespfeil im wunden Herzen,
Rosendorn tief in der Hand,
Naht' er mir mit heißen Schmerzen,
Fühlend zweier Wunden Brand.
Hab' in Schlachten oft gestanden,
Saust'ten Kugeln ohne Zahl,
Die zu mir den Weg nicht fanden -
Heut' - zwei Wunden auf einmal!
Kann Dir nicht so Alles sagen,
Was im Herzen für Dich spricht,
Wunden hast Du dort geschlagen. -
Die hier - ist die tiefste nicht.
Die verletzte Hand mir zeigend,
Reicht' er sie mir blutend hin. -
Und ich sucht' erröthend schweigend,
Sanft den Dorn heraus zu zieh'n.
Die Paar Tropfen nicht - mein Leben,
All' mein redlich deutsches Blut,
Möcht' ich freudig für Dich geben. -
Sei mir nur ein wenig gut!
Nimm die Hand! - sie soll Dich führen!
Will ein treuer Freund Dir sein.
Nichts soll schmerzlich Dich berühren;
Jedes Weh' bleib mir allein.
Mußt Dich aber bald entschließen,
Bald mein Kind! sonst wird's zu spät -
Stunden, Tage - schnell verfließen - -
Meine Sonne - heimwärts geht.
Als ich dann in seine treuen
Freundlich ernsten Augen sah,
Las ich: Nie wird es Dich reuen,
Und ich sprach - ein leises Ja.
So sind Jahre hingeschwunden,
Ihr Zahl bemerkt' ich kaum;
Still entschlüpften alle Stunden,
Wie ein sanfter Morgentraum.
Treu dem Worte, mir gegeben,
War sein Dasein mir geweiht - -
Und mein Glück - sein einzig Streben -
Nie hat mich mein Ja gereut.
Einmal nur macht' er mir Kummer!
Und der war und bleibt auch groß!
Als er still zum Todesschlummer,
Seine lieben Augen schloß. - -
Rose, die er einst gebrochen,
Die ich welk noch sorgsam barg,
Legt' ich - wie ich ihm versprochen,
Stille weinend in den Sarg.
(S. 4-7)
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Mein Bekenntniß
Endlos sich die Tage dehnen -
Wüste - Nebel rings herum.
Herzen sich nach Herzen sehnen; -
Bleibt auch Mund und Auge stumm.
Herz will seinen Antheil haben,
An des Lebens festlich Mahl,
Will sich sonnen, will sich laben,
An geliebter Augen Strahl.
Herz will fest an Herz sich schließen;
Durch der Theilung Hochgenuß,
Tausendfach ein Glück genießen -
Sonst - es ewig darben muß.
Gießt Du mir allein nur Freuden
Nimm, o Schicksal, sie zurück!
Besser - treu getheilte Leiden,
Als ein ungetheiltes Glück.
(S. 12-13)
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Wie er mich nennen soll
Phantasie
Tändelnd unter zarten Scherzen,
Nennst du Herz und Leben mich;
Leben endet; ach! und Herzen -
Oft verändern Herzen sich.
Wenn wir Blick und Athem tauschen,
Still im seligen Verein,
Puls- und Herzensschlag belauschen,
Dann ist Herz und Leben Dein.
Wenn ich meine ganze Seele,
All' mein Wollen, Denken, Sein,
Dir im langen Kuß vermähle,
Dann ist auch die Seele Dein.
Wenn dann ganz Dir hingegeben,
Geistig Eins, wir, Du und ich,
O! dann nenne nicht Dein Leben,
Deine Seele nenne mich.
(S. 44-45)
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Der Liebe Kunde
Es bedarf der Worte nicht,
Wenn das Herz zum Herzen spricht;
Alles liegt dann in den Blicken:
Sehnsucht, Hoffnung, Schmerz, Entzücken.
Niemals gibt man mit dem Munde
Wahrer Neigung erste Kunde.
Zarter Sinn braucht Worte nicht,
Wenn der Seele Spiegel spricht.
Oft schließt sich - uns zu beglücken,
Liebesbund durch Händedrücken.
Und vom treu verschwieg'nen Munde
Wird dem Lauscher keine Kunde.
Nein! man braucht die Worte nicht,
Wo schon Blick und Handdruck spricht. -
Daß die letzten Zweifel schwinden,
Weiß man Zeichen aufzufinden. -
Einem Blättchen - nicht dem Munde -
Dankt man oft der Liebe Kunde.
Darum braucht man Worte nicht,
Wenn das Herz zum Herzen spricht.
Doch ist's süß, wenn flüsternd Liebe
Scheu verräth die heißen Triebe;
Und aus dem geliebten Munde
Wird der Liebe schönste Kunde.
(S. 68-69)
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Mein Herz
Mein Herz - das gleicht dem Meere;
Hat Sturm - hat Ebb' und Fluth;
Doch manche schöne Perle
In seinen Tiefen ruht!
Nur für den kühnen Taucher
Wird sie der Mühe Preis, -
Der sie aus tiefem Grunde
Herauf zu holen weis.
(S. 96)
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Erneute Sehnsucht
Als Nachruf an
meinen Gatten und väterlichen Freund.
Geschrieben im November 1849
Jahre entschweben
Jugend entflieht!
Doch Seelenleben
Nimmer verblüht.
Stunden verrinnen
Rosen vergeh'n -
Heimlich sie Innen
Wieder ersteh'n.
Gedanken - auf Flügel
Schwebt in der Luft -
Sinkt auf den Hügel,
Ruht's auf der Gruft.
Dort unten weilet
Stille ein Herz,
So treu getheilet
All meinen Schmerz.
Trocknet mir Thränen
Väterlich treu -
Ach! Leid und Sehnen
Erwachen nun neu!
Heb' zu den Sternen
Auf ich den Blick -
Kehrt er aus Fernen
In mich zurück. -
Frag ich im Kreise:
Was sucht mein Geist? -
Däucht mir, das leise
Die Antwort so heißt:
Nimmer erringen
Was Du gesucht.
Leben Dir bringen
Blüthen- nie Frucht!
Gedanken auf Flügel' -
Fort in die Luft!
Führt mich zum Hügel,
Bald in die Gruft.
(S. 127-128)
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Aus: Vermischte
Gedichte
verfaßt und herausgegeben
von der Witwe eines Veteranen,
Louise Freiin von Rechenberg
Dritte Auflage Wien 1850
Druck von U. Klopf Senior und A. Eurich
Biographie:
https://de.wikisource.org/wiki/BLKÖ:Rechenberg,_Louise_Freiin_von
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