Maulana Dschelaleddin

Rumi

(1207-1273)

(in der Übersetzung von Vinzenz von Rosenzweig 1838)




Seit man vernommen der Verliebten Klagen,
Sucht eine Welt sie auf mit ems'ger Mühe.
Dass Gottes Trank die Liebenden durchglühe,
Nicht, dass sie weinberauscht sind, sollst du sagen.

Wer Liebe spielt, muss eine Seele wagen:
Du weisst, dass Lieb' aus jeder Brust nicht sprühe.
Sieh die Verliebten seines Gau's bis frühe
Empor in Einheit, gleich der Kerze, ragen!

Schickt auch der Himmel dir des Unglücks Plagen,
Du weisst, dass Glück doch dem Verliebten blühe.
Sind Liebende recht eng vereint, so siehe
Sie über beide Welten frei getragen.

Du, Tebris' Sonne, kennst der Liebe Leben,
Da Freunde oft das Herz für dich gegeben.
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