Maulana Dschelaleddin

Rumi

(1207-1273)

(in der Übersetzung von Vinzenz von Rosenzweig 1838)



Welten, hört! Das Herz macht klar das Glück der Liebe;
Was Gott will, das wird fürwahr das Glück der Liebe.
Reinheit, Treue birgt der Liebe grausam' Walten:
Schön, ach schön stellt stets sich dar das Glück der Liebe!

Höher steht ein Blick der Liebe als ein Leben;
Hehr ist, wie nichts Hehres war, das Glück der Liebe.
Wahrheit und Verstellung sind von mir gewichen;
Voll von Trug ist, doch auch wahr, das Glück der Liebe.

Nicht aus Schwäche kreist die Sonn': von Stell' zu Stelle
Schafft und trägt sie immerdar das Glück der Liebe.
»Selig sei das Ende!« ruft des Volkes Stimme;
Da kam endlich wunderbar das Glück der Liebe.

Meine Lippe schliess' ich, denn es löst die Flügel
In der Frommen Brust der Aar: das Glück der Liebe.
Lässt sich auch ein Glück, wie das Chalil's* erbitten:
Keine Bitte je gebar das Glück der Liebe.

Liebeseinheit wohnt bei dir, doch Zweiheit nimmer:
Du, die Liebe, oder gar das Glück der Liebe!

* Chalil, d.i. Freund (Gottes nämlich), ist der Beiname Abraham's,
dem das Glück zu Theil wurde, der Erste den wahren Gott zu erkennen.
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