Maulana Dschelaleddin

Rumi

(1207-1273)

(in der Übersetzung von Vinzenz von Rosenzweig 1838)



Gestern liess am heil'gen Hofe
Ich der Herrschaft Pauke tönen,
Stellt' ein Zelt hoch auf die Zinnen,
Die des Schöpfers Hauptstadt krönen;

Auf des Himmelsthrones Gipfel
Trank ich, mir vom Freund kredenzet,
Wein der Einheit, der im Glase
Des allmächt'gen Schöpfers glänzet.

Und ich kam so sehr von Sinnen
Dass, aus Trennungsgluth, zur Stelle
Ich ein lohes Feuer sandte
In der Geistigreinen Zelle.

Becher, Wein und Schenke strahlten
Als ein Einz'ges hold mir wieder,
Gauern- und Moslimen-Häupter
Trat mein Einheits-Fuss da nieder.

Und noch einmal ward ich trunken,
Mein Verstand trat aus dem Gleise,
Und ich jubelte im Herzen,
Folgend Salomonens Weise;

Und ich sattelte den Ostwind,
Um den Morgen zu durchfliegen,
Und der Macht, der ich mich rühmte,
Musste dann sein Reich erliegen.

Dieses Glück, ich fand es einzig
Durch Tebrisens Glaubenssonne;
Mit der Stirn rieb ich den Boden,
In des Selbstvergessens Wonne.
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