Elisabeth von Senitz (1629-1679) - Liebesgedichte

 

Elisabeth von Senitz
(1629-1679)


Inhaltsverzeichnis der Gedichte:

 

Deß Herren Bräutigams Hertz
der Jungfraw Braut vorgestellet

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Sch ö n s t e     S o n n e /      M e i n e      W o n n e
Nim   hin  was  ich  dir  bring  von  den  verpflichten  Händen
Die   Werckstadt   wahrer  Huld  ein  treu   verschrencktes   Hertz
Daß    sich    nach    deinem    Sinn    hat    allzeit    wollen    wenden /
Da    nim    es    und    zugleich    den    Felsen    schweren   Schmertz
Von  deinem   treusten   hin /   der   gleichsam   zu   dein'n  Füssen
Auß    Liebes   Dienstbarkeit   sich   hat   zu   legen   wissen
Von  diesem   nim   es  an  der  auch  in Fried und Leid
Sein  unverfälschtes  Hertz  hält  zur  Beständigkeit
Wiewol ist meine Treu in deine Gunst vergnüget /
Weil heute meine Huld dich zur Belohnung krieget /
Nun hab ich was ich will / und habe was ich sol /
Und was ich vor gewolt dass allerbeste wol.
Weil     diese     so     mich     liebet /
Mir ihr Hertz wieder giebet /
Hab Danck / O Sonne
Meine Won
ne.

 

Das Original:



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Als der zweiffelhafte Morgen durch die trübe Wolcken brach /
Und der Fürste der Planeten durch die Himmels-Fenster stach /
Hört' ich daß man Freuden-voll überlaut Gelücke ruffte:
Ich gedachte bey mir selbst / was man da für Freude hoffte /
Eilte von der Lagerstelle / nahte nach der Wörter-Klang /
Bald vernam ich daß man schone / schöne Braut Gelücke / sang.
Da beschloß ich gleichesfals sagende: mir wil gebühren
Durch bekandte Poesie / dieses hohe Fest zu ziehren.
Drauff so rufft' ich meine Musen umb getreuen Beystand an /
Weil die Faust ohn ihre Hülffe keine Verse schreiben kan:
Kombt ihr drey gedritten drey / Ihr / ihr weisen Castalinnen /
Und regiert durch euren Geist meines blöden Hauptes Sinnen.
Ach Apollo sprich den Seegen / daß ich reime / wie du thust /
Träncke mich mit deinem Necktar / daß es geh nach aller Lust.
Sehet wehrte Jungfrau Braut / Ihr numehr vertrauten beyde /
Wie daß schöne Wolcken-Gold strahlet her zu eurer Freude.
Venus singet Liebes-Lieder / Amor springet in den Tantz
Mit dem weissen Fackel Lichte / ist in Lust enttzündet gantz.
Nun weil Venus sich nicht scheut / von dem hohen Himmels-Throne
Ungeladen sich hermacht / mit dem Lichtreitz ihrem Sohne
Ja der gantze Götterhauffen läst den Himmel wüste stehn /
Alles tichtet Ehren-Reimen / alles wil zur Hochzeit gehn.
Ey so nehmet auch von mir / mit beliebtem Sinn und Händen /
Waß ich euch / Ihr schönen Zwey / habe wolln zu Ehren senden.
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Sonnett

Es sah daß Götter Volck dein schönes Angesichte /
Den Alabaster Hals / die Purpur gleiche Wangen
Und den Corallen Mund / dein hohes Tugend prangen
Gefihl ihm über wol. Es war da keine nicht
Dir gleich an Zierligkeit / du bist / der nichts gebricht.
Es ist Cupido selbst bißher noch scheu gegangen
Biß endlich er vermocht von Venus zu erlangen
Daß er auff ihr Befehl mit seinem Fackel-Licht
Dein Hertz geflammet an daß ietzund sich ergiebet /
Und einen Liebsten wehlt / den sie nun einig liebet
Wohl euch Herr Bräutigam / hier ist kein Tugend Mängel /
Ihr habet wol gesucht / und euren Wuntsch erlangt /
Der Himmel schenkt euch die / in der die Tugend prangt /
Nun lebet wol vergnügt mit diesem schönheit Engel.
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Weil unser Jungfer Braut / den Freyheit frohen Stand
Durchs Höchsten Rath und Schluß in Amors Dienst verwand /
So freuet sich mein Sinn / daß nach deß grösten Willen
Sie heute wird getraut / denn alles muß erfüllen /
Was dessen Schickung uns vorlängst hat ausersehn /
Ich freu mich / und bin froh / daß mir mein Wuntsch geschehn.
Und wüntsche ferner noch Gelück zum Neuen Stande /
Gelücke / doppelt reich / so dick als Sand am Rande
Deß feuchten Meeres liegt / so viel als Sternen-Gold
Am Licht bestirnten Chor / so lang' als Phöbus Huld
Uns gönnet seinen Schein / so lange lebt in Freuden /
In ungefärbter Gunst / daß keiner zwietracht Leiden /
Euch / ihr vertrautes Paar / sey wissend und bewust
Lebt / liebet euch mit Ruh in immer grüner Lust /
Und alzeit neuer Treu / last eure Liebes-Flammen
Ja nimmer leschen auß / liebt / lebt in Ruh beysammen /
Biß daß deß Alters Schnee die Häupter weiß bestreut /
Und ihr deß Lebens Saat / und überdrüssig seyd.
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Braut-Lied

1.
Schönste Braut die Castalinnen
Kommen auff das Hochzeit-Fest
Mit dem Klee-Blat Charitinnen
Kommet nehmt sie an als Gäst /
Venus kömmet auch mit ihnen
Euch vertraute zu bedienen.

2.
Jedes bringet seine Lieder /
Und die schöne Musen-rey
Lassen sich zu spielen nieder /
Sambt den vorbenannten Drey /
Singen mit verliebten Zungen
Das der Liebe-Schluß gelungen.

3.
Venus wüntschet Heil und Segen
Diesem Neu-gepaarten Paar /
Mehr als Tropffen in dem Regen /
Mehr als Stunden in dem Jahr:
Lachet auch daß ihre Sachen
So viel Wüntsch und Wonne machen.

4.
Amor ziehlet auff die Herzen
Eurer werthen Hochzeit Gäst /
Hat die weisse Liebes-Kertzen
Giebet achtung auff das best /
Gleiche Liebe / gleiche Plagen
Euren Gästen auffzutragen.

5.
Ihr auch selbst Ihr Lieb-verpflichte
Gebet anlaß zu der Gunst /
Und das schöne Angesichte /
Drinn Cypris nicht gläntzt umbsonst /
Dencket selbsten zu verletzen
Und in Amors Glut zu setzen.

E N D E.
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Alle Gedichte aus: Ehren-Geschencke
Womit
Der Ehrenveste und Wolgeachte
Herr Friedrich Wilhelm
Tielich /
Bürger und Wein-Händler allhier
in Breßlau
Und
Die Ehrbare / Viel-Ehren-Tugendreiche Jungfraw
Rosina Fiedlerin /
An Ihrem Hochzeitlichen Ehren-Tage /
welcher den 13. Februarii ietztlauffenden 1657den
Jahres gehalten / als Bräutigamb und Braut
Verschencket wurden
Von
E. V. S.
Breßlaw /
In der Baumannischen Druckerey druckte
Gottfried Gründer
abgedruckt in:
Miroslawa Czarnecka, Jolanta Szafarz (Hg.)
Hochzeit als ritus und casus
Zu interkulturellen und multimedialen
Präsentationsformen im Barock
Oficyna Wydawnicza ATUT - Wroclawsie Wydawnictwo Oswiatowe
Wroclaw 2001
[Die Originale der in dem Buch abgedruckten Rara sind im Besitz der Universitätsbibliothek Breslau.]


Biographie:
Senitz, Elisabeth von, auch: Celinde, * 2.11.1629 Rankau/Schlesien, † 12.2.1679 Rankau/Schlesien. - Dichterin geistlicher Lieder.
Die aus alter schles. Adelsfamilie stammende Hofdame zog sich bereits in jungen Jahren - nach einer peinl. Liebesaffäre am Oelser Hof - auf ihr Gut bei Breslau zurück, wo sie bis zu ihrem Tod lebte u. sich ihrem erbaul. dichterischen Werk sowie ihrer Korrespondenz mit der gelehrten Welt widmete. 1673 wurde sie unter dem Gesellschaftsnamen Celinde in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen; Sigmund von Birken widmete ihr den zweiten Teil seiner Pegnesis.
Ihren Platz in der Literaturgeschichte sicherte sich S. mit dem Passionslied O, Du Liebe meiner Liebe, das - gelegentlich Angelus Silesius oder Adam Drese zugeschrieben - in viele Gesangbücher aufgenommen wurde, seine Verfasserin als Geistesverwandte Johann Schefflers u. Daniel Czepkos ausweist u. sie unter die Vorläufer des Pietismus einzureihen erlaubt. Zu ihren Lebzeiten erschienen ein schmaler Band geistl. Lieder (Andächtige Kreutz-Gedancken. Magdeb. 1676), die sie Georg Schöbel widmete, u. einige Kasualgedichte. Ihr handschriftlich überliefertes Werk umfaßt über 50 geistl. Lieder u. Sonette, religiöse u. weltl. Gedichte, ein Romanfragment u. 43 Briefe.
Aus: Autoren- und Werklexikon: Senitz, Elisabeth von, S. 1. Digitale Bibliothek Band 9: Killy Literaturlexikon, S. 18379 (vgl. Killy Bd. 11, S. 13)



 

 


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