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Johann Baptist von
Alxinger
(1755-1797)
Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
An Minnen
O wo nehm' ich, dir zu danken,
Worte her? es jammert dich,
Theuerste, des Liebekranken,
Du bereitest Trost für mich,
Schenkst von deinem schönen Haare
Mir ein Büschel, das ich jetzt
Als ein Heiligthum bewahre,
Das, mit Thränen oft benetzt,
Oft bedeckt mit meinen Küssen,
Linderung mir schaffen wird,
Wenn in tiefen Kümmernissen
Sich mein müder Geist verirrt.
An der Brust will ich dich tragen,
Theures Haar; mag nun das Glück
Mich in seinem Zorne schlagen.
O es heilt bey einem Blick,
Den ich dir, mein Kleinod, gebe,
Jede Seelenwunde zu;
Stürme schweigen, und ich lebe
Mit der Welt und mir in Ruh.
Siehe, mit erhöhtem Muthe
Such' und thu' ich nun das Gute;
Aller Pflichten eingedenk,
Minna, macht mich dein Geschenk.
Ja, wer deiner Güte Zeichen
Stäts an seinem Herzen trägt,
Das für dich allein nur schlägt,
Der kann nie von Tugend weichen;
Was sich nicht mit ihr verträgt,
Wird er gern und immer meiden;
Ihn verführen nicht die Freuden
Eitler Ehrsucht; er verschmäht
Das, woran sich Thoren weiden,
Höhnt des Goldes Majestät,
Flieht der Wollust Ruhebette;
Jedes dieser Härchen ist
Eine diamantne Kette,
Die ihn an die Tugend schliesst.
(S. 48-49)
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Was hilft's?
Des Glücks Pallast, das wünschenswerthe Ziel,
Nach welchem stäts im seltsamsten Gedränge
Die Menschen ziehn, ist wirklich nicht so enge,
Als Milzsucht wähnt, und hat der Thore viel.
Allein was hilft's? Despotinn Liebe, du!
Sperrst bis auf Eins mir alle Thore zu.
Sonst wallt' ich gern auf Fluren hin und her,
Sah gern, was selbst der Murrkopf in der Tonne
Zu sehn gewünscht, den Glanz der milden Sonne,
Und labte mich in ihrem Strahlenmeer.
Allein was hilft's? Nun strahlt umsonst ihr Licht,
Ich sehe sie vor Minna's Augen nicht.
Der Gläser Klang erwecket Fröhlichkeit,
Und trefflich schmeckt nach klug gebrauchtem Tage
Der Abendpunsch beym munteren Gelage;
Es wird hierdurch auch Weiser Herz erfreut.
Allein was hilft's? Mich stört ein anderer Wunsch!
Ach! ohne sie schmeckt ekelhaft der Punsch.
Schön ist's berühmt, das ist, geliebt zu seyn,
Und trüget nicht der Spruch gelehrter Richter,
So wird vielleicht beym Nahmen grössrer Dichter
Der meinige nicht ganz vergessen seyn.
Allein was hilft's? Der Beyfall einer Welt
Ergetzt mich nicht, wenn ihr mein Lied missfällt.
Sonst hatt' ich kaum ein süsser Glück gekannt,
Als im Homer, den wie ein höhers Wesen
Mein Geist verehrt, das Lob Achills zu lesen.
Zwar nehm' ich noch sein göttlich Buch zur Hand,
Allein was hilft's? Lob' er, so schön er will,
Ich lese draus nur Minna statt: Achill.
Sonst sandt' ich gern auf Kundschaft meinen Blick;
Er schweift' umher im Zirkel schöner Frauen,
Nicht unbelohnt; noch, wenn mein Selbstvertrauen
Mich nicht betrügt, erwürb' er Liebesglück.
Allein was hilft's? Mich dünckt nur Minna schön,
Sie will ich nur, sie will ich ewig sehn.
Die Freundschaft goss in dieses gute Herz
Sonst Linderung; voll zärtlichem Erbarmen
Winkt sie mir noch, sie ruft mit offnen Armen:
Komm Trauriger! ich mildre deinen Schmerz.
Allein was hilft's? Denn Minna ist mir mehr,
Als eine Welt von lauter Freunden wär.
(S. 57-59)
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Der überschickte Kuß
Ich danke dir nicht für den Kuss,
den du o Nina, mir geschicket;
Die Frucht verliert den Wohlgeschmack,
wenn man sie nicht vom Baume pflücket.
(S. 84)
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Wunsch
Himmel, wenn auf deine reichen Gaben,
Deren Vollgenuss uns glücklich macht,
Deine guten Menschen Anspruch haben:
O so nimm, was du mir zugedacht,
Ruhe, Reichthum, Ehren, langes Leben,
Nimm mir alles, um es ihr zu geben.
Krankheit sey mein Loos und Dürftigkeit;
Freundschaft, diese Trösterinn im Leid,
Fehle mir; mein guter Nahme wanke,
Untergraben von dem bösen Neid.
Nur allein der wonnige Gedanke:
Sie ist glücklich! sey mein Pilgerstab
Durch das Leben an's erwünschte Grab.
Hört sie dann, dass ich dahin gegangen
Ohne Klag', und dass ich sie genannt,
Wie mein Geist sich schon der Hüll' entwand:
O so trockne sie von ihren Wangen
Eine Mitleidsthrän', und sanft betrübt,
Seufze sie: - Er hat zu sehr geliebt.
(S. 87)
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Wahre Liebe
Bestreben, Wunsch und Plan, ein schönes Herz zu fangen,
Der Hunger nach Besitz, ein stürmisches Verlangen,
Ein wohlgeschriebner Brief, ein zärtliches Gedicht,
Aufwartungen und Flehn, das heisst noch Liebe nicht.
Doch gänzlich sich dahin auch ohne Hoffnung geben,
In der Geliebten nur, nicht in sich selber leben,
Verrathen, dass man liebt, durch seine Schüchternheit,
Die allerstärkste Glut mit Ehrerbietigkeit
Vereinen, standhaft seyn in Mitte seiner Schmerzen,
Das heisset Lieb', und die ist nur in meinem Herzen.
(S. 146)
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Aus: Alxinger's
Neueste Gedichte
Wien Bey Jos. Camesina 1794
Biographie:
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Baptist_von_Alxinger
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