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 Aloys Blumauer
 (1755-1798)
 
 Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
 
 
        
      
      Dich führet Mars in's blut'ge 
      Feld (Ich und Du)
      
      Keine bange Sorge, liebes 
      Mädchen (Aufmunterung zur Lieb' und Lebensfreude)
      
      Liebe traf mich, meine Augen 
      weinen (Wunder der Liebe)
      
      Ein Vogel kam geflogen (Das 
      Mädchen und der Vogel)
      
      Die Tyrannei, die so viele 
      Sklaven (Widersprüche der Liebe)
      
      Der Tausendkünstler Amor ließ 
      (Der Rechenmeister Amor)
      
      O, wie süße / Lebt es sich! 
      (Freude des Wiedersehens)
      
      Zwei Augen sind's, aus deren 
      Blicken (Minna's Augen)
      
      Immerdar mit leisem Weben 
      (Sehnsucht eines Liebenden)
      
      Teuthold, mein Trauter, ist 
      gangen von hier (Lied)
      
      Liebe Linde, du vor allen 
      Bäumen (An eine Linde zu P***)
      
      Weiß ist die Farbe der Freude 
      (An ***)
      
      Bänglich wird mir, und der 
      Minne (Die Sehnsuchtsthräne)
      
      O Mädchen, mehr als 
      Götterglück (An Lesbien)
      
      Wie die Sonne das, was Mutter 
      Erde (Der Blick der Liebe)
      
      Jüngst bat ich dich, mir 
      einen Kuß zu geben (An Lydien)
      
      Um volle Rosenbeetchen (Der 
      Zephyr und die Rose)
      
      Deine frühesten Gefühle (In 
      das Stammbuch)
      
      Närrchen, sei nicht spröde 
      (Stutzerlied)
      
      Traut, Mädchen, Amorn nicht, 
      er zieht (Amor's Waffen)
      
      Mädchen, will man recht sich 
      freun (Die Kunst zu lieben)
      
      Dürft' ich, Huldin, dich 
      umfangen (Lied, an der Toilette der Geliebten zu singen)
      
      Ha! wie rudert meine ganze 
      Seele (Liebeserklärung eines Kraftgenies)
      
      Hell über's Sterngewimmel 
      (Nach Horaz)
      
      Als Amor jüngst kam aus Paris 
      (Amor, als französischer Sprachmeister)
      
      Man rühmt hienieden, wie ich 
      sehe (Das wahre Glück)
      
      Wiesen, Auen grünen wieder 
      (Dem Fräulein L***)     
      
      
 Ich und Du
 
 Dich führet Mars in's blut'ge Feld,
 Mich Amor zu den Hirten;
 Du krönst mit Lorbeer'n dich als Held,
 Ich kränze mich mit Myrthen.
 
 Dich störet früh der Pferde Huf,
 Und der Trompete Schallen:
 Mich aber weckt der süße Ruf
 Verliebter Nachtigallen.
 
 Du nahst dich jeder Festung still
 In nächtlichen Approschen,
 Wenn ich mich einer nähern will,
 Versteck' ich mich in Poschen.
 
 Du raubst dem Feinde Hab' und Gut,
 Und ich den Mädchen Küsse;
 Bei deinen Kämpfen setzt es Blut,
 Bei meinen höchstens Bisse.
 
 Streckst du den Feind zur Erde hin,
 So bleibt er unbedecket!
 Ich aber werfe mich auf ihn,
 Sobald ich ihn gestrecket.
 
 Du machst der Wittwen täglich mehr,
 Und, ach! der Väter minder:
 Ich mach' der Wittwen weniger,
 Und mehr der kleinen Kinder.
 
 Von deinen Thaten wird ein Stein
 Die Nachwelt einst belehren:
 Die meinen wird sie, groß und klein,
 Von meinen Enkeln hören.
 (Band 2 S. 47-48)
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 Aufmunterung zur Lieb' und Lebensfreude
 An Lilla
 
 Keine bange Sorge, liebes Mädchen,
 Kränke dein mich liebend Herz,
 Nur am sanften, bunten Freudenfädchen
 Gängle dich der Liebe Scherz!
 
 Wie ein Zephyrlüftchen, sanft und leise,
 Weh' der Liebe Hauch aus dir;
 Lerchensang, nicht Nachtigallenweise,
 Tön' aus deiner Kehle mir!
 
 Nur mit leichtem, stillen Wonnebeben
 Poche sanft dein Herz mir zu,
 Nur der Liebe Lustgefühle heben
 Deinen Busen aus der Ruh!
 
 Aus dem sanften Zauberauge blinke
 Mir die Lust der Liebe nur,
 Und wenn d'raus ich deine Thränen trinke,
 Sey'n es Freudenthränen nur.
 
 Deiner Tag- und Nachtgedanken Reihe
 Sei ein Rosenkettchen dir;
 Wachend oder träumend, immer freue,
 Freue, Mädchen, dich mit mir!
 
 Jede deiner Morgenstunden glänze
 Rosig, wie dein Angesicht,
 Hehr und heiter sei des Tages Grenze,
 Wie dein reines Angesicht.
 
 Und auf jedem deiner Tritte sprieße
 Dir ein Freudenblümchen auf,
 Und du, liebes holdes Mädchen, gieße
 Nur des Dankes Thränen d'rauf.
 
 Von den Bäumen, Wiesen, Blumen, Flüssen
 Lächle dir Vergnügen zu,
 Und den Wonnebecher der Natur, den süßen
 Wonnebecher, leere du.
 
 Wandle in der Sonne hellem Auge
 Mit verklärtem Angesicht,
 Und in stiller Abenddämm'rung sauge
 Wonne nur aus Lunens Licht.
 
 Selten, Mädchen, girre mit dem Täubchen,
 Klage mit der Nachtigall;
 Denn du hast ja, liebes Herzensweibchen,
 Mich und deine Lieben all'.
 
 Diesen Kranz von Lebensfreuden winde
 Stets dir Herz und Phantasie!
 Leiden - unter Wiegenangebinde -
 Trage, Liebchen, such' es nie!
 (Band 2 S. 59-60)
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 Wunder der Liebe
 Nach dem 
      Spanischen
 
 Liebe traf mich, meine Augen weinen,
 Und im Herzen brennt ein wüthend Feuer mich,
 Durch der Liebe Allgewalt vereinen
 Elemente selbst zu meinen Qualen sich,
 Ach! vergebens brennet meine Flamme,
 Fruchtlos netzen Thränen mein Gesicht.
 Thränen, warum löscht ihr nicht die Flamme?
 Flamme, warum trocknest du die Thränen nicht?
 (Band 2 S. 64)
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 Das Mädchen und der Vogel
 
 Ein Vogel kam geflogen
 Jüngst in mein Kämmerchen
 Auf Flügeln, wie der Bogen
 Der Iris, bunt und schön.
 Er flog um mich im Kreise,
 Und sang ohn' Unterlaß
 So rührend, sanft und leise,
 Als bät' er mich um was.
 
 Er machte da sich immer
 Um mich etwas zu thun,
 Und ließ mich Arme nimmer,
 Wenn ich allein war, ruh'n.
 Bald tippt' er mir die Wangen,
 Bald sang er mir in's Ohr,
 Bald hatt' er mit den Spangen
 Am Mieder etwas vor.
 
 Mir war sein Spiel behäglich
 Und unterhielt mich sehr;
 Der Vogel wurde täglich
 Mir unentbehrlicher;
 Und daß ich sicher wäre,
 Ihn stets um mich zu seh'n,
 Stutzt' ich mit einer Scheere
 Ihm beide Flügelchen.
 
 Nun war er nur noch zahmer,
 Und glücklicher sein Loos:
 So oft ich rief, so kam er,
 Und schlief in meinem Schoos.
 Er spielte manche Stunde
 Um meines Mieders Rand;
 Er trank mir aus dem Munde
 Und aß mir aus der Hand.
 
 Doch während ich ihn pflegte,
 Wuchs ihm sein Flügelpaar:
 Und ach! zu spät entdeckte
 Ich, daß er flügge war.
 Er flog vor meinem Blicke
 Davon, und sang im Flieh'n;
 Ich kehre nicht zurücke,
 So wahr ich Amor bin!
 (Band 2 S. 70-71)
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 Widersprüche der Liebe
 
 Die Tyrannei, die so viele Sklaven
 Zählt als Menschen auf der Erde sind,
 Und mit ihren sieggewohnten Waffen
 Alles zwingt, ist doch der Freiheit Kind.
 
 Sie, an deren schwerem Siegeswagen
 Wir nie anders als gebunden geh'n,
 Der nur Zwang und Sklavendienst behagen,
 Kann doch ohne Freiheit nicht besteh'n.
 
 Sie, die mit dem Blick die Freiheit tödtet,
 Stirbt doch selbst vom kleinsten Hauch der Pflicht,
 Sie, die uns so fest zusammenkettet,
 Duldet die geringste Fessel nicht.
 
 Sie, die Widerstand nicht überwindet,
 Die selbst Elternfluch nicht übermannt,
 Flieht vor jedem Schein des Zwangs, und schwindet
 Unterm Segen einer Priesterhand.
 
 Sie, die frei im ew'gen Lenze blühet,
 Welket über Nacht im Eh'bett' ab;
 Sie, die nach Genusse lechzt und glühet,
 Findet im Genusse selbst ihr Grab.
 
 D'rum wozu soll sich der Mensch entschließen?
 Soll er ewig fruchtlos Sklave sein?
 Soll er lieben ohne zu genießen?
 Oder soll er ohne Liebe frei'n?
 (Band 2 S. 84-85)
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 Der Rechenmeister Amor
 
 Der Tausendkünstler Amor ließ
 Sich bei der jungen Dorilis
 Zum Rechenmeister dingen,
 Und wußt in einer Stunde da
 Die ganze Arithmetika
 Ihr spielend beizubringen.
 
 Im Rechnen und im Lieben sind
 Fünf Species, mein schönes Kind,
 Die will ich dich dociren:
 Ich küsse dich - ein - zwei - dreimal,
 Du zählest diese Küßchen all,
 Und das heißt Numeriren.
 
 Zu meinen Küssen setzest du
 Dann auch die deinigen hinzu,
 So lernest du Addiren:
 Zählst du mir deine Küßchen her,
 Und findest dann um Einen mehr:
 So kannst du Subtrahiren.
 
 Die vierte Species, mein Kind,
 Könnt' ich zwar eben so geschwind
 Dir praktisch expliciren;
 Allein das Einmaleins ist lang,
 Und jungen Mädchen wird oft bang
 Vor dem Multipliciren.
 
 Dies, Mädchen, merke dir nur an,
 Wo eins der Faktor ist, da kann
 Man nicht Multipliciren;
 Doch käm' ein Nullchen noch hinzu -
 Auch noch so klein - so würdest du
 Gar bald das Faktum spüren.
 
 Drum laß in dieser Specie
 Nicht früher dich, als in der Eh',
 Durch Hymen instruiren;
 Denn auf's Multipliciren kömmt,
 Wie man sich auch dagegen stemmt,
 Von selbst das Dividiren.
 (Band 2 S. 95-96)
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 Freude des Wiedersehens
 
 O, wie süße
 Lebt es sich!
 Ich genieße
 Wieder mich.
 In der Nähe
 Hab' und sehe
 Ich mein All!
 Wer sie kennet,
 Der durchrennet
 Berg und Thal;
 Ach, ich kannte,
 Ach, ich rannte
 Weit, o weit,
 Sie zu küssen
 Und im süßen
 Umbefang
 Hing ich trunken,
 Wie versunken,
 Stundenlang.
 Wie ein Engel
 Kam ich hier,
 Ihre schönen
 Wonnethränen
 Sagten's mir;
 Und ihr Blicken,
 Und ihr Drücken
 Sagt' es mir;
 Und ein Engel
 War sie mir,
 Mein Verstummen,
 Mein Verstummen
 Sagt' es ihr.
 All' mein Sehnen,
 All' mein' Thränen
 Ist dahin;
 All' erheitert,
 Und erweitert
 Herz und Sinn,
 Fühl ich wieder,
 Was ich bin,
 Singe Lieder,
 Hüpfe hin,
 Herze meine
 Liebe, kleine
 Pflegerin.
 (Band 2 S. 189-190)
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 Minna's Augen
 
 Zwei Augen sind's, aus deren Blicken
 Die Sonne selbst ihr Feuer stahl
 Seht, Männerherzen, gleich den Mücken,
 Dreh'n taumelnd sich in ihrem Strahl.
 
 O sonnt' ich doch in diesen Augen,
 Den Mücken gleich, mein Angesicht,
 O dürft ich Lieb' aus ihnen saugen,
 Und wärmen mich an ihrem Licht!
 (Band 2 S. 194)
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 Sehnsucht eines Liebenden
 
 Immerdar mit leisem Weben
 Schwebt dein süßes Bild vor mir,
 Und ein liebesehnend Beben
 Zittert durch die Seele mir.
 
 Weg aus deinem Zauberkreise,
 Wo du mich so fest gebannt,
 Zog durch eine weite Reise
 Mich die Freundschaft auf das Land.
 
 Hier im Mutterarm der schönen,
 Allerfreuenden Natur,
 Fehlt zum Allgenuß des Schönen,
 Herrliche, dein Kuß mir nur.
 
 Halbgenossen glitscht die Freude
 Ueber meinem Herzen hin,
 Die Natur im Frühlingskleide
 Seh' ich nur mit halbem Sinn.
 
 Todt sind ohne dich die Fluren,
 Eine Wüste die Natur,
 An den Bäumen find' ich Spuren
 Meiner heißen Sehnsucht nur.
 
 Wenn ein liebesehnend Drücken
 Mich hinaus ins Freie zieht,
 Such' ich oft des Berges Rücken,
 Der dich meinem Aug' entzieht;
 
 Bleibe dann, wie eine Büste,
 Starr nach dir hinsehend, steh'n,
 Seh' und seh', und mein', ich müßte
 Dich zu mir herüber seh'n;
 
 Aber, still heraufgegangen
 Kommt der Mond statt deiner dann,
 Und ein inniges Verlangen
 Flammt in meiner Brust sich an.
 
 Hin, ach, hin zu seinen Höhen
 Möcht' ich fliegen, und auf dich,
 Ach, auf dich herniedersehen,
 Und herniederschwingen mich.
 (Band 2 S. 198-199)
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 Lied
 in Abwesenheit 
      des Geliebten zu singen
 
 Teuthold, mein Trauter, ist gangen von hier,
 Wälder und Berge verbergen ihn mir;
 Sonst wohl erzielte noch fern ihn mein Blick:
 Winkt' ich, dann winkt' er mir wieder zurück.
 
 Säh' ich ihn jetzt des Maienmonds sich freu'n,
 Wäre die Hälfte der Freuden auch mein;
 Pflückt' er ein Blümchen, so pflückt' er es mir;
 Säng' er ein Liedchen, so säng' er es mir.
 
 Säh' ich ihn wandeln im traulichen Wald,
 Hört' ich des Sehnenden Seufzen gar bald:
 Liebend, allliebend umfing ich ihn dann,
 Schmiegt' an den Trauten mich inniglich an.
 
 Hätt' ich, o hätt' ich doch Feengewalt,
 Mich zu verwandeln in jede Gestalt,
 Könnt' ich ihm spielen manch wunderlich Spiel,
 O, wie genöß' ich der Freuden so viel!
 
 Ging' er stilldenkend am kühlenden Bach,
 Schwämm' ihm ein Blümchen Vergißmeinnicht nach;
 Hascht' er das Blümchen, und nähm' es zu sich,
 Hätt' er in liebenden Händen dann mich.
 
 Sucht' er im Schatten der Linde sich Ruh',
 Deckt' ich mit duftenden Blättern ihn zu;
 Ging' er auf Blumengefilden einher,
 Flög' ich als Schmetterling rund um ihn her.
 
 Fügt er zu Büchern ins Kämmerlein sich,
 Setzt' ich an's Fenster als Nachtigall mich,
 Sänge sein eigenes Liedchen ihm vor:
 Würd' er nicht lauschen und spitzen sein Ohr!
 
 Brächte mein liebendes, sehnendes Ach
 Doch ein gefälliger Zephyr ihm nach!
 Wäre nur leicht und geflügelt mein Kuß,
 Brächt' er wohl stündlich ihm freundlichen Gruß.
 (Band 2 S. 200-201)
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 An eine Linde zu P***
 
 Liebe Linde, du vor allen Bäumen
 Meinem Herzen lieb und werth!
 Dank dir, daß du meinen Liebesträumen
 Schutz und Schatten oft gewährt.
 
 Ach, wie wohl that's, wenn dein heilig Schweigen
 Oft in trauten Arm mich nahm,
 Und herab aus deinen dunkeln Zweigen
 Liebesschauer auf mich kam!
 
 Dich ernähr' und pflege Mutter Erde
 Lange noch in ihrem Schoos!
 Blühe, wachse, und gedeih' und werde,
 Werde noch einmal so groß.
 
 Daß den Wandrer Schauer einst durchfahren,
 Wenn er deine Größe sieht,
 Und ein Jüngling noch nach hundert Jahren
 Liebgedrungen zu dir flieht.
 
 Doch, daß künftighin auch, liebe Linde,
 Gute Mädchen hold dir sei'n,
 Sieh, so schneid' ich hier in deine Rinde
 Meines Mädchens Namen ein.
 
 Jünglinge und Mädchen werden kommen,
 Ihre Namen dir zu weihn;
 Und von nun an wirst du allen frommen
 Edlen Seelen heilig sein.
 
 Will dein Herr dereinst ins Grab dich senken,
 Werden ihm die Namen dräu'n,
 Schaudernd wird an seine Lieb' er denken,
 Und gerührt - dich nicht entweih'n.
 (Band 2 S. 246-247)
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 An ***
 bei Ueberreichung 
      eines Paars weisser Handschuhe
 
 Weiß ist die Farbe der Freude,
 Weiß der Unschuld Gewand,
 Und diese Farbe bekleide
 Immer Herz dir und Hand!
 
 Aber es würde mich schmerzen,
 Trügst du nicht länger dies Pfand
 Meiner Verehrung im Herzen,
 Als du es trägst an der Hand.
 (Band 2 S. 248)
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 Die Sehnsuchtsthräne
 
 Bänglich wird mir, und der Minne
 Leiden wachen auf in mir; -
 Rinne, warmes Thränchen, rinne,
 Sieh, noch viele folgen dir.
 
 Warum weilet ihr so lange
 An den Augenwimpern mir?
 Ist euch zu versiegen bange,
 Ach, nicht abgeküßt von ihr?
 
 Rinnet immer, holde Kinder
 Meiner Sehnsucht, rinnt herab!
 Ach, sonst fließt ihr einst, noch minder
 Kußgewärtig auf ihr Grab!
 (Band 3 S. 8)
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 An Lesbien
 Nach Catull
 
 O Mädchen, mehr als Götterglück,
 Ja mehr noch fühlt der Mann,
 Der dir gen über, Blick an Blick
 Geheftet, sitzen kann.
 
 Von deines Lächelns Anschau'n ward
 Mir trunken Geist und Sinn;
 Mein Blick erlischt, die Zunge starrt,
 So lang ich bei dir bin.
 
 Aus deinem Feuerauge fährt
 Die Liebe dann in mich,
 Und tobt im Innern, und verzehrt
 Mich Armen sichtbarlich.
 
 Mein ganzes Wesen lodert hoch
 In helle Flammen auf:
 O thaue, Mädchen, thaue doch
 Ein Tröpfchen Gunst darauf!
 (Band 3 S. 10)
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 Der Blick der Liebe
 
 Wie die Sonne das, was Mutter Erde
 Todt in ihrem Schooße trägt,
 Mächtig, wie des hohen Schöpfers Werde,
 Auf ins neue Leben weckt;
 
 Wie sich alle Lebenspulse heben,
 Von der Sonne Strahl durchzückt,
 Und empor der jungen Keime Streben
 Aus dem Schoos der Erde drückt;
 
 Wie beseelt der Schöpfung Fibern beben,
 Wenn der Strahl, der sie durchglüht,
 Allbefruchtend Millionen Leben
 Weckt und aus dem Grabe zieht:
 
 So ein Leben, fühl' ich, strahlet Liebe
 In dem Feuerauge dir,
 Und ein Regen hundertfält'ger Triebe
 Pocht in Herz und Seele mir.
 (Band 3 S. 14)
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 An Lydien
 Nach dem Johannes 
      Sekundus
 
 Jüngst bat ich dich, mir einen Kuß zu geben:
 Du liefst herzu, berührtest mir
 Die Lippe kaum, und flohest. O mein Leben,
 Das heißt ja keinen Kuß, das heißt nur die Begier,
 Die brennende Begier nach einem Kusse geben.
 (Band 3 S. 42)
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 Der Zephyr und die Rose
 
 Um volle Rosenbeetchen
 Schwärmt' einst zum Zeitvertreib
 Ein junges Zephyrettchen,
 Und suchte sich ein Weib.
 
 Der Königin der Rosen
 Ergab der Freier sich,
 Zu lieben und zu kosen
 Verstand er meisterlich.
 
 Die besten Frühlingsdüfte
 Bracht' er zum Morgengruß.
 Die lau'sten Sommerlüfte
 Nahm er zu seinem Kuß.
 
 Und Seufzer stahl und kräuselt'
 Er hin zu ihrem Ohr,
 Und ganze Tage säuselt'
 Er ihr von Liebe vor.
 
 Bald hüpft er auf dem Teiche
 Und amüsirte sie,
 Bald schuf er kleine Sträuche
 Zu Lauben um für sie.
 
 Der Nachtigallen Töne
 Holt' er vom Wald herzu
 Und lullte seine Schöne
 Des Nachts damit in Ruh.
 
 Und schlief sie nun, so wühlte
 Er kühn in ihrer Brust;
 Die Rose träumt' und fühlte
 Die nahe Götterlust.
 
 Und ihre süßen Düfte
 Verschlang und sammelt er,
 Und trug sie durch die Lüfte
 Stolzirend weit umher.
 
 Die Morgentropfen küßte
 Er ihr vom Busen früh,
 Und keine Freude mißte
 Bei seiner Liebe sie.
 
 Umbuhlt von ihrem Freier,
 Wähnt sie sich hochbeglückt,
 Indeß die Trauungsfeier
 Tag täglich näher rückt.
 
 Den letzten Tag im Lenzen
 Da ward er Mann, sie Frau;
 Von Sang und Freudentänzen
 Ertönte Feld und Au.
 
 Der Ehe Sommer glühte
 Zwar manchmal heiß, doch schön,
 Und seine Gattin blühte
 Nun noch einmal so schön.
 
 Der Herbst kam, und was keimte
 Stand nun in voller Frucht,
 Das Eh'paar sprach und träumte
 Von schöner Rosenzucht.
 
 Doch kälter war das Wehen
 Des Gatten um sie her,
 Auf Auen und auf Seen
 Gab's keine Freude mehr.
 
 Es rückte täglich kälter
 Der Winter nun heran:
 Die gute Frau ward älter
 Und frostiger der Mann.
 
 Sein Hauch, der sonst sie kühlte,
 Ward nun wie schneidend Eis,
 In seinem Säuseln fühlte
 Sie sich dem Sturme preis.
 
 Und sprach er nun, so nahm er
 Stets beide Backen voll;
 Im Sturmgeheule kam er,
 Und hauste bittervoll.
 
 Und in des Winters Arme
 Fiel Reiz auf Reiz von ihr;
 Im kurzen sah die Arme
 Sich blätterlos und dürr.
 
 Doch ward darum nicht milder
 Des Mannes Winterhauch,
 Er stürmte desto wilder
 In seinen - Dornenstrauch.
 (Band 3 S. 43-46)
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 In das Stammbuch
 des Fräuleins 
      Gabriele von Baumberg
 
 Deine frühesten Gefühle
 Lösten schon beim Saitenspiele
 Auf in Harmonien sich:
 Liebe reichte dir die Leyer,
 Liebe gab dir Kraft und Feuer -
 Liebe kröne - lohne dich!
 (Band 3 S. 56)
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 Stutzerlied
 
 Närrchen, sei nicht spröde,
 Komm und küsse mich!
 Jünger, warst du blöde,
 Aelter, zierst du dich.
 
 Wisse, nur ein Weilchen
 Sind die Mädchen schön,
 Müssen, wie die Veilchen,
 Welken und vergehn.
 
 Jetzt nur sind, wie Seide,
 Deine Händchen weich;
 Aber bald sind beide
 Deinem Handschuh gleich.
 
 Jetzt nur zeigt dein Schmunzeln
 Holde Grübchen mir:
 Bald umziehen Runzeln
 Mund und Wange dir.
 
 Jetzt nur, kleines Närrchen,
 Ist dein Busen voll,
 Und in wenig Jährchen
 Ist er schlapp und hohl.
 
 Jetzt nur sieht dein Leibchen
 Zirkelförmig aus;
 Bist du einst ein Weibchen,
 Wird ein Viereck draus.
 
 Deine Augen funkeln
 Jetzt nur, weißt du das?
 Wisse, bald verdunkeln
 Sie, wie trübes Glas.
 
 Jetzt nur dir zu Füßen
 Siehst du Herrchen fleh'n;
 Aelter wirst du müssen
 Liebebetteln geh'n.
 
 Jetzo gieb, und labe
 Freundlich jeden Gast,
 Spar' nicht deine Habe,
 Bis du nichts mehr hast.
 
 Küsse, weil dein Mündchen
 Roth und küßlich ist;
 Denk', es kommt ein Stündchen,
 Wo dir's Niemand küßt.
 (Band 3 S. 75-76)
 _____
 
 
 
 Amor's Waffen
 
 Traut, Mädchen, Amorn nicht, er zieht
 Zwar auf als wie ein Krieger;
 Doch wenn man näher ihn besieht,
 Ist er nur ein Betrüger.
 
 An seinen Waffen, die er führt,
 Hat manche sich betrogen;
 Zu einer Angelruthe wird
 Nur allzuleicht sein Bogen.
 
 Der Köcher, den ihr gern begafft,
 Ist nichts als eine Falle
 Für's liebe Mäuschen Jungfrauschaft,
 Darin fängt er euch alle.
 
 Und wie, wenn man den Teufel bannt,
 Das Gold wird oft zu Kohlen,
 So wird der Pfeil in Amors Hand
 Zu Dolchen und Pistolen.
 
 Rupft ihr ihm dann die Flügel aus,
 So will ich mit euch wetten,
 Es werden eitel Flaumen d'raus
 Für euch zu Federbetten.
 
 Und aus der Binde des Gesichts
 Die Venus ihm geliehen,
 Wird sicherlich am Ende nichts
 Als Windeln - und Charpien.
 (Band 3 S. 124-125)
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 Die Kunst zu lieben
 An Lydia
 
 Mädchen, will man recht sich freun
 Wie sich's ziemt, so muß man fein
 Amors Spiele kennen;
 Also, Mädchen, höre mich,
 Im vertrauen Ton will ich
 Sie dir alle nennen.
 
 Erstlich soll ein liebend Herz
 Jede Handlung, jeden Scherz
 Adeln und beleben;
 Nur die Liebe lehrt die Kunst,
 Jedem Spiele, jeder Gunst
 Grazie zu geben.
 
 Küsse sind der Liebe Bund:
 Es ist süß, wenn Mund an Mund
 Sich mein Blick umnebelt;
 Aber noch weit süßer, wenn
 Dein gespitztes Züngelchen
 Mit dem meinen schnäbelt.
 
 Auch schmeckt trefflich jeder Kuß,
 Den ich nicht erbetteln muß;
 Aber, Mädchen, glaube,
 Noch viel besser schmeckt er mir,
 Wenn du schmollst, und ich ihn dir
 Dann verstohlen raube.
 
 Doch wenn der Gesellschaft Zwang
 Uns oft manche Stunde lang
 Auf die Folter spannet,
 Und verwünschter Lauscher Blick
 Uns dann in uns selbst zurück
 Menschenfeindlich bannet;
 
 Dann soll, Jedem unsichtbar,
 Dir im feuchten Augenpaar
 Stille Liebe blinken,
 Und in jedem Lächeln soll
 Naher, naher Liebeszoll
 Mir entgegen winken.
 
 Schlaue Liebeständelei,
 Händedruck, Liebäugelei,
 Unterm Tisch ein Füßchen,
 Fest an meines angedrückt,
 Auch, wenn Niemand auf uns blickt,
 Ein verstohl'nes Küßchen.
 
 Und die tausend Künstchen all,
 Werden, Liebchen, überall
 Lebensfroh uns machen,
 Und in jedem Cirkel wird,
 Von dem Neid unausgespürt,
 Uns die Liebe lachen.
 
 Aber, wenn wir ganz allein
 Bloß der Liebe Glück uns weihn,
 Ungesehn uns küssen:
 Dann laß Phantasie und Herz,
 Jeder Laune, jedem Scherz
 Alle Zügel schießen!
 
 Dann laß uns beim ersten Kuß,
 Aufgelöst in Liebsgenuß,
 In einander sinken,
 Und mit trunknem Geist und Sinn
 Aus dem Wollustbecher in
 Langen Zügen trinken.
 
 Sieh doch, wie durch Zauberei
 Ist mir all die Künstelei
 Angesichts verschwunden;
 Nichts sag' ich dir weiter an,
 Wer die Lust beregeln kann,
 Hat sie nie empfunden.
 (Band 3 S. 131-133)
 _____
 
 
 
 Lied, an der Toilette der Geliebten zu singen
 
 Dürft' ich, Huldin, dich umfangen,
 Gleich der Luft, die dich umfließt,
 Und mit zitterndem Verlangen
 Jeden deiner Reize küßt!
 Schwebt' ich, ach mit Wohlgefallen,
 Wie dein Genius, um dich,
 Willig böt' ich dann zu allen
 Noch so kleinen Diensten mich.
 
 Gern hielt ich als Wachspomade
 Dir die krausen Locken hier,
 Oder steckte gar, o Gnade!
 Dort im Krepp als Nadel dir.
 Wollte gern bei'm Puderpüsten
 Kreiselnd um dein Haar mich drehn!
 Oder mit den Kolonisten
 Deines Haars spazieren gehn!
 
 Bald erhöht' ich dann als Musche
 Deiner Stirne blendend Weiß,
 Oder wölbte die Contusche
 Dir als ein Parisersteiß;
 Prangte dann auf deinem Rocke
 Bald als Bändchen oder Knopf,
 Ja, sogar zum Haubenstocke
 Dient' ich dir mit meinem Kopf.
 
 Morgens schlich ich mich, o Liebe!
 Dir als Zwieback in den Mund,
 Oder machte meine Triebe
 Im Kaffee als Milch dir kund;
 Färbte Mittags dir als guter
 Rheinwein deine Wangen roth;
 Oder ließe mich als Butter
 Streichen auf dein Vesperbrod.
 
 Bald berührt' ich armer Schlucker,
 Deine Nase als Flakon,
 Oder diente dir als Zucker,
 Wenn du naschest, zum Bonbon!
 Spannte dann, gleich Pergamente,
 Meine Haut zum Zeichen ein,
 Ach, und wenn du maltest, könnte
 Ich wohl gar dein Pinsel sein!
 
 Gern deckt' ich in Assembleen
 Dir den Busen, als Linon,
 Oder hing in süßen Wehen
 Dir am Hals en Medaillon:
 Doch zu meiner Freuden Fülle,
 Schönste, wünscht' ich mir allein
 Unter deines Bettes Hülle
 Eine Nacht - ein Floh zu sein.
 (Band 3 S. 144-146)
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 Liebeserklärung eines Kraftgenies
 
 Ha! wie rudert meine ganze Seele
 Nun in der Empfindung Ozean?
 Laute Seufzer sprengen mir die Kehle,
 Die man auf zehn Meilen hören kann.
 
 Gleich Kanonenkugeln rollen Thränen
 Aus den beiden Augenmörsern mir:
 Erd' und Himmel bebt bei meinem Stöhnen,
 Und ich brülle schluchzend - wie ein Stier.
 
 Wetterstürme der Empfindung treiben
 Mich ost-, west- und süd- und nordenwärts;
 Meine Seele hat in mir kein Bleiben,
 Und es blitzt und donnert mir das Herz.
 
 Ach! ich muß, ich muß im Sturm versinken!
 Rette mich, großmüth'ge Seele, doch!
 Ich beginne schon den Tod zu trinken,
 Sieh, mein Lebensnachen hat ein Loch!
 (Band 3 S. 149)
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 Nach Horaz
 Ode 15
 
 Hell über's Sterngewimmel
 Ergoß sich Lunens Schein,
 Und hüllte Erd' und Himmel
 In stille Feier ein;
 
 Als du von Wonnebeben
 Durchschauert, mich umfingst
 Und fest an mir, wie Reben
 Am Ulmenstabe, hingst.
 
 Da schwur im Angesichte
 Der heiligen Natur
 Dein Mund mir armen Wichte
 Den bald vergeß'nen Schwur:
 
 Mir treu zu bleiben immer,
 Mein, einzig mein zu sein,
 So lang der Sterne Schimmer
 Sich birgt vor Lunens Schein.
 
 Doch wiß, an deiner Thüre
 Belauschte dich mein Ohr:
 Weit heiligere Schwüre
 Schwurst du Kleanthen vor,
 
 Und gabst in deinem Bette
 Ihm eine Nacht, die mir,
 Mir zugehöret hätte;
 O merke, merk' es dir!
 
 Bald sollst du's bitter fühlen;
 Es soll dein Flattersinn
 Nicht länger mit mir spielen,
 So war ein Mann ich bin!
 
 Und dringt einmal die Galle
 Mir recht durch Mark und Bein,
 So soll dein Zauber alle
 An mir verloren sein.
 
 Du aber hoch im Glücke
 Stolzirender Rival,
 Der mir durch List und Tücke
 Neärens Liebe stahl,
 
 Sei tapfer, wie ein Ritter,
 Und reizend, wie Adon,
 Hab' Ehr' und Glückesgüter,
 Sei eines Fürsten Sohn!
 
 Was wett' ich, stolzer Ritter,
 Dir bleibt Neäre nicht? -
 Und raubt sie dir ein Dritter,
 Lach' ich dir ins Gesicht.
 (Band 3 S. 150-152)
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 Amor, als französischer Sprachmeister
 
 Als Amor jüngst kam aus Paris,
 Lehrt' er die schöne Dorilis
 Die Sprache aller Sprachen:
 Courage, rief er, liebes Kind,
 Sie werden unter mir geschwind
 Den besten Fortgang machen.
 
 Wie die gesammten Sterblichen
 Aus männlichen und weiblichen
 Geschöpfen nur bestehen;
 So sind auch die Buchstaben all',
 Der - Consonant und der - Vokal,
 Wie wir im Curas sehen.
 
 Der Consonant, beraubt des Schalls,
 Kann ohne Hülfe des Vokals
 Nicht ausgesprochen werden.
 Drum ist der Mann stets der Vokal,
 Das Weibchen aber überall
 Der Consonant auf Erden.
 
 Bei jedem Substantivo wird
 Nur der Artikel deklinirt,
 So wie in mehrern Sprachen,
 Und aus dem Singularis kann
 Mit einem kleinen Schlängchen man
 Leicht den Pluralis machen.
 
 Und jedes noch so männliche
 Hauptwort kann durch einzig E
 Zum Femininum werden;
 Die Regel ist sehr general,
 Denn durch die Ee wird überall
 Der Mann zum Weib auf Erden.
 
 Und wissen Sie dies Alles schon,
 Will ich zur Conjugation
 Nunmehr Sie weiter führen,
 Und da für's erste, merken Sie:
 Ganz ohne Hülfswort läßt sich nie
 Auf Erden conjugiren.
 
 Nur der Indikativ erkiest
 Den Mann, mit dem ihr Mädchen müßt
 Den Conjunctivus schließen;
 Und aus dem Conjunctivus wird
 Dann der Imperativ formirt,
 Wie alle Männer wissen.
 
 Und kaum sind oft neun Monden um,
 So setzt es ein Gerundium;
 Da läßt der Mann sich hören:
 Gern wollt' ich die Gerundia,
 Wenn nur die Participia
 Nicht gar so nahe wären.
 
 Was die Madam la Roche doch
 Von Interjektionen noch
 Zu guter Letzt uns lehret,
 Ist dies: daß man im Brautstand He!
 Und! Heyda! nur - und in der Eh'
 Helas! und Ah! nur höret.
 (Band 3 S. 160-162)
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 Das wahre Glück
 Nach dem 
      Französischen
 
 Man rühmt hienieden, wie ich sehe,
 Bald Freundschaft, und bald Lieb' und bald die Ehe
 Uns Menschen als beglückend an,
 Obgleich uns keine von den dreien
 Allein ganz glücklich machen kann:
 Nur der darf sich des wahren Glückes freuen,
 Bei welchem sich Geliebte, Frau und Freund
 In einerlei Person vereint.
 (Band 3 S. 171)
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 Dem Fräulein L***
 Im Mai 1783
 
 Wiesen, Auen grünen wieder,
 Blümchen prangen auf der Flur,
 Und es tönen Finkenlieder,
 Neu erwacht ist die Natur.
 
 Auf zu frohen, schönen Trieben
 Fühlt bewegt sich jede Brust,
 Nur zu jubeln und zu lieben
 Sei für uns die größte Lust.
 
 Jetzo nun von deinen Lippen,
 Die sich blähen, frisch und voll,
 Küsse rauben - nicht zu nippen,
 Wie's die Glut gebieten soll.
 
 Hin an deine Brust zu sinken,
 Die sich über's Mieder drängt,
 Wollust aus dem Blick zu trinken,
 An dem liebend mein Herz hängt.
 
 Und so sollen alle Tage
 Lieblich wie der Mai vergeh'n,
 Ohne Schmerz und ohne Plage
 Uns're Liebe stets besteh'n.
 (Band 3 S. 188)
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 Aus: Aloys Blumauer's 
      gesammelte Schriften
 Neueste Gesammt-Ausgabe in 3 Theilen,
 mit dem Bildniss des Verfassers
 und neun humoristischen Illustrationen
 von Th. Hosemann
 Theil 2 und Theil 3
 Stuttgart Rieger'schen Verlagsbuchhandlung 1862
 
 
 
      
      Biographie:
 
 http://de.wikipedia.org/wiki/Aloys_Blumauer
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