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Antonie Brehmer-Gaffron
(1833-1908)
Die Dämmerstunde sinkt hernieder
Die Dämmerstunde sinkt hernieder,
Und nieder senkt sich in's Gemüt
Erinnerung an einst'ges Träumen,
Wie's oft durch unsre Seele zieht.
Da blickst du wieder auf mich nieder
Mit jenem fragend tiefen Blick -
O, warum blieb das Glück nur Träumen,
Und nur ein Traum mein ganzes Glück.
(S. 33)
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O, nenne nicht mehr meinen Namen
O, nenne nicht mehr meinen Namen,
O, sieh mich nicht so fragend an;
Du weißt nicht, welche Welt voll Wonnen
Ein einz'ger Blick umfassen kann.
Laß uns getrennte Bahnen wandeln,
Und sei die deine frei und klar!
Kannst du ein Herz zum Glück nicht wecken,
O, laß es schlafen immerdar!
(S. 33)
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Mahnung
Wenn ein off'nes Grab ich seh,
Mahnts zu treu'rem Lieben
Aller, die zu Glück und Schmerz
Mir zurückgeblieben.
Daß mich ein geschloss'nes Grab
Nie als Vorwurf schrecke,
Und mein eig'ner Hügel einst
Liebestrauer wecke.
(S. 34)
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Gedichte
aus: Unsere Frauen in einer Auswahl aus ihren Dichtungen
Poesie-Album zeitgenössischer Dichterinnen
Von Karl Schrattenthal
Mit zwölf Porträts in Lichtdruck
Stuttgart 1888
Biographie:
Brehmer-Gaffron, Antonie, Triest, geboren am 28. Mai 1833 in Breslau als
die Tochter des Husarenmajors Karl von Gaffron, war vermählt mit dem
General-Inspektor Th. Brehmer in Triest, welcher vor mehreren Jahren
starb.
- Aus der Fremde (1884)
- Mussestunden. Gedichte (1869)
aus: Lexikon
deutscher Frauen der Feder.
Eine Zusammenstellung der seit dem Jahre 1840 erschienene Werke
weiblicher Autoren, nebst Biographieen der lebenden und einem
Verzeichnis der Pseudonyme. Hrsg. von Sophie Pataky
Berlin 1898
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