Johann Christoph Demantius (1567-1643) - Liebesgedichte

 



Johann Christoph Demantius
(1567-1643)


Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
 




EIN JUNGFRAU LIEBT IM HERZEN ICH,
Vermeint, sie liebt dergleichen mich,
So leßt sie mich jetzt fahren.
Kein Geld ich hab, bin drum schabab,
Kann die Lieb nicht bewahren.

Ich sich wohl, wo kein Geld nicht ist,
Kein Liebe da zu hoffen ist,
Ohn Geld laß, Gsell, dein Buhlen.
Kein Geld ich hab, bin drum schabab,
Drum geh ich zu mir in d' Schulen.

Ein altes Weib mancher bekompt,
Die er aus kleiner Liebe nimpt,
Würd Lieb halbn sie wohl lassen!
Kein Geld ich hab, bin drum schabab,
Weich aus der Buhler Straßen.

Ich wollt, ich müßt, zart Jungfrau schon,
Desgleichen han ein alten Mann,
Der nur mit Geld könnt klingen.
Kein Geld ich hab, bin drum schabab,
Noch will ich fröhlich singen.
(S. 11)
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LIEB HABEN STEHT EIM JEDERN FREI,
Mag lieben, wer da will.
Lieb haben will ich sie auch wohl,
Daß ich sie aber nehmen soll,
Dasselb ist mir zu viel.

Schöns Lieb, du bist jetzt gebunden,
Stark an das Narrenseil.
Spann du den Kloben besser auf
Und fang ein andern Narren drauf,
Ich werd dir nicht zu Teil.

Darum laß nur deine Liebe,
Und sich dich besser für.
Von mir da bist du abgetrennt,
Gleich wie ein Kind der Milch entwehnt,
Dein Stuhl steht für der Tür.

Hast du keinen, der dich liebet,
Bei mir findst keinen nicht.
Ich bin kein Narr und nimm ein Weib
Und schaff Unruh an meinem Leib,
Fürwahr, das tu ich nicht.

Ade, Mägdlein, zu guter Nacht,
Hab Dank der Liebe dein.
Deinr Liebe hast du ein schlechten Gwinn,
Ich bin froh, daß ich ledig bin,
Ade, ich fahr dahin.
(S. 11-12)
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CUPIDO, DER SCHALKHAFTIG KNAB,
Kam eins gerannt in vollem Trab
Mit sein reisigen Knechten,
Rüst sich mit seinem Wehrlein klein,
Als wer's ein frisch Marksbrüderlein,
Das willens wer zu fechten.
Schöne Jungfraun kamen auf den Plan
Und sahn den frischen Hofmann an,
Sein Mannheit groß und sein Geschoß
Lobten sie allzusammen.

Ihr keine hett vorhin gesehn
Ein solch Knäblein im Küriß stehn,
Es nahm sie alle wunder.
Sich da, ein zartes Jungfräulein
Stund auf ein Örtlein gar allein,
Auf die zielt er besonder,
Truckt jähling ab sein Bögelein,
Ach Gott, das liebe Jungfräulein
Gar kläglich schrei ihr Gspieln herbei:
Helft mir, ich sterb, ich sterbe.

Tödlich verwundet ist mein Herz,
D' Schoß bringt mir Angst und Schmerz,
All hatten groß Mitleiden.
Indes schwang sich der kleine Schalk
Hoch in die Luft als ein Falk,
Der Schoß bracht ihm groß Freude.
Man trug das Fräulein heim zu Haus,
Gar manche Trän sie fallen ließ.
Ach, große Not mich troffen hat,
Sprach sie, wer will mir helfen.

Niemand mein Schmerz aussprechen kann,
Viel weniger mir Hülfe tun,
Weicht ab, nur nichts versucht,
Ausgenommen ein Jüngling zart,
Welcher mein Herz besessen hat,
Dessen Cupido lachet,
Da er so spöttisch von uns scheidt.
Wollt Gott, es wär schon da die Zeit,
Die uns allbeid in Lieb erfreut,
Mein Leiden sollt sich enden.
(S. 12-13)
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Aus: Wir vergehn wie Rauch von starken Winden
Deutsche Gedichte des 17. Jahrhunderts
Erster Band
Verlag C. H. Beck München 1985


Biographie:

https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Demantius


 

 


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