Emmy von Dincklage (1825-1891) - Liebesgedichte

Emmy von Dincklage

 

Emmy von Dincklage
(1825-1891)


Inhaltsverzeichnis der Gedichte:

 





Du bist mir tausendmal willkommen

Zieh durch das Land, schiff über'n See,
Komm aus dem Thal, steig von der Höh -
Und welchen Pfad dein Fuß genommen,
Du bist mir tausendmal willkommen!

Komm jung und froh, komm alt und trüb,
Bring Schmerz und Leid, bring Lust und Lieb -
Das mache nie dein Herz beklommen,
Du bist mir tausendmal willkommen!

Wie du auch bist - ich frage nicht,
Was du auch bringst - ich klage nicht,
Hab ich dies Eine nur vernommen:
Du bist mir gut - und du willst kommen!

aus: Unsere Frauen in einer Auswahl aus ihren Dichtungen
Poesie-Album zeitgenössischer Dichterinnen
Von Karl Schrattenthal
Mit zwölf Porträts in Lichtdruck
Stuttgart 1888 (S. 71)
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Dichterschmerz

Die wunde Hinde flieht zum Wald,
Daß einsam sie verschmachtet,
Wo nichts als ihr Geächz erschallt
Und tiefer Schatten nachtet.

Der Tiger, dem der Sehne Schwung
Den Todespfeil gesendet,
Erhebt sich in gewalt'gem Sprung
Und stürzt - und ist verendet.

Und in die Wellen taucht der Schwan,
Blut rötet sein Gefieder,
Zurück auf seine lichte Bahn
Trägt nur der Tod ihn wieder;

Da aber, wo ein Menschenherz
In dunklen Weisen flutet,
Da wisse, daß der Dichterschmerz
In Liedern sich verblutet!

aus: Deutsche Dichterin[n]en und Schriftstelerin[n]en
in Wort und Bild
Herausgegeben von Heinrich Groß
II. Band Berlin 1885 (S. 234)
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Der Schatten

Als ich durch grüne Matten
Zu Liebchens Haus geschlüpft,
Ist fröhlich auch mein Schatten
Mir weit voraus gehüpft.

Als wir geküßt uns hatten
Und 's mußt' geschieden sein,
Schlich traurig selbst mein Schatten
Und langsam hinterdrein.

aus: Deutsche Dichterin[n]en und Schriftstelerin[n]en
in Wort und Bild
Herausgegeben von Heinrich Groß
II. Band Berlin 1885 (S. 234)
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Zwei Wunder

Die Erd' ist voll Blumen, der Himmel voll Sternenlicht -
's Wär doch ein Wunder, ich liebte mein Mädchen nicht!

Die Sterne erbleichen, und kurz ist der Mai -
's Wär doch ein Wunder, ich bliebe ihr treu!

aus: Deutsche Dichterin[n]en und Schriftstelerin[n]en
in Wort und Bild
Herausgegeben von Heinrich Groß
II. Band Berlin 1885 (S. 234)
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Biographie:

Dincklage, Amalie Ehrengarte Sophie Wilhelmine von, stammt aus einem alten freiherrlichen Geschlecht des Emslandes und wurde am 13. März 1825 auf dem Rittergut Campe im Osnabrückischen geboren, wo sie auch ihre Kindheit und Jugend verlebte. Empfänglich für Poesie, versuchte sie sich schon als Kind in zahllosen Reimereien, die sie, je älter sie wurde, je mehr und mehr ernst betrieb, obwohl dieselben eigentlich von niemand gefördert wurden. Das Gebiet der Prosa-Belletristik lag ihr dabei gänzlich fern, und erst, als ihre Eltern 1852 wegen der Erziehung ihrer Kinder ihren Wohnsitz nach Bückenburg verlegten und sie hier im Umgange mit Viktor von Strauß, sowie im Verkehr mit Elise von Hohenhausen, Elise Rüdiger-Hohenhausen und Elise Polko aus dem benachbarten Minden Anregung zu schriftstellerischer Thätigkeit gefunden, trat sie 1857 mit einer Novelle "Das alte Liebespaar" im Cotta'schen Morgenblatt in die Öffentlichkeit. Im folgenden Jahr erschien ihr erster Roman "Hochgeboren" und seitdem "sank sie immer tiefer und tiefer in die Tinte". Von förderlichem Einfluß auf sie wurde besonders Julius Rodenberg, der auch maßgebend für sie blieb. Inzwischen hatte sie auf dem Schlosse einer befreundeten Familie in Oberschlesien eine zweite schöne und sorglose Heimat gefunden und unternahm von hier aus größere Reisen nach Ungarn und den bedeutendsten Städten Deutschlands, überall literarische Bekanntschaften anknüpfend. Seit dem 27. Juni 1866 ist sie auch Conventualin des hochadligen freiweltlichen Damenstiftes zu Börstel bei Osnabrück.

D.: Hochgeboren. Roman Leipzig 1869.
Tolle Geschichten. Ein norddeutscher Roman Ebd. 1870
Neue Novellen Ebd. 1870 (Inhalt: Geborgenes Strandgut; Treue Seelen)
Sara. Roman Ebd. 1871
Durch die Zeitung. Roman Ebd. 1871
Geschichten aus dem Emslande Ebd. 1872-73
Kinder des Südens. Novellen Stuttgart 1873
Die fünfte Frau. Roman Ebd. 1873
Heimat-Geschichten Paderborn 1873
Emsland-Bilder. Erzählungen a. d. Emslande Stuttgart 1874

aus: Deutsches Dichter-Lexikon. Biographische und bibliographische Mitteilungen über deutsche Dichter aller Zeiten
unter besonderer Berücksichtigung der Gegenwart
von Franz Brümmer
Eichstätt & Stuttgart 1876

siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Emmy_von_Dincklage

siehe auch:
http://www.autorenlexikon-emsland.de/emmy_von_dinklage.htm

siehe auch:
http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Dincklage,_Emmy_von

 

 


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