Die geraubte Locke
Flatternde,
Seidene,
Bräunliche Locke!
Hab' ich dich endlich
Siegend erbeutet,
Als ich im Mondglanz
Neulich die schlummernde
Lina beschlich!
Kräuselnde
Woge des
Lieblichen Köpfchens!
Haben die Träume
Sich auf den Bogen
Neckisch geschaukelt,
Als sie die Schläferinn
Liebe gelehrt?
Hast du die
Brennende,
Sinnende Stirne,
Hast du die Holde,
Und ihrer heißen,
Heimlichen Sehnsucht
Tiefe Gedankengluth
Freundlich gekühlt?
Tändelnde
Spielerinn!
Leicht und verstohlen
Schmiegest in Ringeln
Dich um den losen,
Schmeichelnden Finger,
Bildest zum kettenden
Ringe dich an!
Hast du die
Lächelnden
Scherze des Mädchens,
Hast du die süßen
Ränke geerbet? -
Magische Kräfte
Birgt dieses flatternde,
Seidene Haar!
Aus: Johann Georg Fellinger's poetische Schriften
Herausgegeben von Johann Gottfried Kumpf
Erster Band: Gedichte. Erster Theil
Klagenfurt 1819 Gedruckt bey A. Gelb (S. 60-61)
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Das Erwachen des Gefühls
Verborgen liegt ein Bild im dunkeln Grunde,
Das immer sich, wie leichte Luft, umstaltet,
Ein loses Zauberbild, das nie veraltet,
Und sich erneut in jeder schönen Stunde.
Wenn vor den Liebesstrahlen aus dem Runde
Des Mädchens sich das Herz entfaltet,
Wenn eine stille Kraft im Innern waltet,
Dann tönt's um mich, wie ferner Zeiten Kunde.
Die Töne werden lauter, und es schreitet
Das Bild hervor, von Liebesgluth beschienen,
Die freundlich durch mein Wesen sich verbreitet.
Und deutlich wird es nun, die süßen Mienen
Erhellen sich, wenn sie verübergleitet;
Sie lebt in mir! Ich will ihr ewig dienen.
Aus: Johann Georg Fellinger's poetische Schriften
Herausgegeben von Johann Gottfried Kumpf
Erster Band: Gedichte. Erster Theil
Klagenfurt 1819 Gedruckt bey A. Gelb (S. 62)
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Die erste Liebe
Die erste Liebe füllt das Herz mit Sehnen
Nach einem unbekannten Geisterlande,
Die Seele gaukelt an dem Lebensrande,
Und süße Wehmuth letzet sich in Thränen.
Da wacht es auf, das Vorgefühl des Schönen,
Du schaust die Göttinn in dem Lichtgewande,
Geschlungen sind des Glaubens leise Bande,
Und Tage rieseln hin auf Liebestönen.
Du siehst nur sie allein im Widerscheine,
Die Holde, der du ganz dich hingegeben,
Nur sie durchwebet deines Daseyns Räume.
Sie lächelt dir herab vom Goldgesäume,
Wenn stille Lichter an den Himmeln schweben,
Der Erde jubelst du: Sie ist die Meine!
Aus: Johann Georg Fellinger's poetische Schriften
Herausgegeben von Johann Gottfried Kumpf
Erster Band: Gedichte. Erster Theil
Klagenfurt 1819 Gedruckt bey A. Gelb (S. 63)
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Der Liebe Mystik
Wohl ohne Hoffnung lieb' ich dich im Stillen,
Und werde nie mein Sehnen dir gestehen;
Dich still belauschen, unbemerkt dich sehen,
Ein Etwas schon genüget meinem Willen.
Mein Streben wird kein lauter Wunsch enthüllen,
Und müßt' ich auch in weicher Qual vergehen,
Mein Sang soll stets in tiefer Nacht verwehen,
Und fernen Raum mit Liebestönen füllen!
Ich liebe dich, du Holde! doch errathen
Darf Niemand meines Busens dunkles Wissen,
Denn heilig sind der Liebe Blüthensaaten.
Das Wort, das sinnliche, gebiert schon Thaten,
Die zarte Mythe wird vom Laut zerrissen;
Die Liebe webt in schweigenden Genüssen.
Aus: Johann Georg Fellinger's poetische Schriften
Herausgegeben von Johann Gottfried Kumpf
Erster Band: Gedichte. Erster Theil
Klagenfurt 1819 Gedruckt bey A. Gelb (S. 64)
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Der Trennung Schmerz
Die laue Thräne ruht auf blassen Wangen,
Und langsam sinkt sie auf den Busen nieder,
Sie kühlt die hohe Flamme dir nicht wieder,
Die sich erhob im liebenden Verlangen.
Du rufest laut, was schon für dich vergangen,
Ein leises Weh' durchrieselt deine Glieder:
Da säuselt der Erinnerung Gefieder,
Und süße Bilder gaukeln vor der Bangen.
Die Klage wandelt sich in stilles Weinen,
Der Schmerz erweichet sich, wo Thränen thauen;
Wo sich die zarten Hoffnungen vereinen;
Und eine schöne Zukunft wird erscheinen,
Ein Blümchen blühet dir auf dunkeln Auen,
O pfleg' es sorglich-fromm; es heißt: Vertrauen.
Aus: Johann Georg Fellinger's poetische Schriften
Herausgegeben von Johann Gottfried Kumpf
Erster Band: Gedichte. Erster Theil
Klagenfurt 1819 Gedruckt bey A. Gelb (S. 65)
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Der kleine Krieg
Ein Scherz
Das Herz führt stets den kleinen Krieg
Mit seinem Gegner Kopf,
Und meistens krönt das Herz der Sieg,
Es fällt der Sauertopf;
Mit tausend feinen Listen
Wird's gegen ihn sich rüsten,
Fängt hie und da zu necken an,
Und sieget ohne Plan.
Das Feuer aus dem Kleingewehr
Von schönen Augen hat
Schon manchmal ein Sophismen-Heer
Besiegt mit kühner That;
Es plänkeln Händedrücke,
Und scharmuziren Blicke,
Und jagen da, und drängen dort
Gedankenmassen fort.
Der Kopf mag sinnen, wie er will,
Das Herz gewinnt das Feld,
Es hält nicht Stand, und steht nicht still,
Und bleibt ein luft'ger Held;
Doch wird es still einst stehen,
Ist's um den Kopf geschehen,
Es reißt in seiner Todesqual
Den Gegner mit im Fall.
Partheygang ist des Herzens Kunst,
Es macht, so gut es kann,
Durch Hokus Pokus blauen Dunst,
Und überrumpelt dann;
Bald muß der Kopf ermüden,
Und sinnt er auch auf Frieden,
So seht ihr, was am Tage liegt,
Daß ihn das Herz betrügt.
Darum ist auch der Friede nie
Definitiv und fest,
Weil sich das Köpfchen allzufrüh
Auf Herzenstreu verläßt;
Das Herz hat tausend Ränke,
Prälimonäre Schwänke,
Durch dieß und das und jenes wird
Der Kopf stets irrgeführt.
Und bricht der Krieg nun wieder aus,
So ist's das alte Spiel,
Das Herzchen treibet, bunt und kraus,
Der Stratageme viel;
Und will's der Kopf forciren,
Verstand'squarte formiren,
So wird er lachend eingeengt,
Und durch den Witz gesprengt.
Denn wißt! der Witz ist schlimmer Art,
Spion und Deserteur,
Er dienet bald dem Gegenpart,
Und bald dem Monsieur Coeur;
Er wird sogleich verrathen,
Was die fünft Sinne thaten,
Und darauf baut das Herzchen schon
Die Operation.
Wenn gleich der Kopf sich dicht verschanzt,
Mit Gründen rings umher,
Die Logik Pallisaden pflanzt,
Und solcher Dinge mehr;
Da kömmt so ganz im Stillen
Das Herz mit den Gefühlen,
Und stürmt mit Leidenschaft und Schein
Rasch auf das Köpfchen ein.
Und, kurz gesagt, der Kopf erträgt
Den Muth des Herzens nicht,
Wenn sich das Herz aus Liebe schlägt,
Schlägt sich der Kopf aus Pflicht;
Man weiß es ja, mit Pflichten
Ist wenig auszurichten,
Wenn nicht das Herz, das lebt und liebt,
Hiezu sein Werde! gibt.
So ist's; und auch ich lasse sie
Im regen Wechselstreit,
Wer lang bedenkt, gewinnet nie,
Und altert vor der Zeit;
Ich weiß, daß durch Beschwerden
Sie einst noch Freunde werden,
Und sind sie Freunde, Kopf und Herz,
Dann schwinden Gram und Schmerz.
Aus: Johann Georg Fellinger's poetische Schriften
Herausgegeben von Johann Gottfried Kumpf
Erster Band: Gedichte. Erster Theil
Klagenfurt 1819 Gedruckt bey A. Gelb (S. 83-86)
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Der Name
Welch' süßer Zauber wehet
Aus ihres Namens Klang!
Und wie der Klang vergehet,
Wird mir so wohl und bang;
Der Lüfte reine Wellen,
Sie tragen gern den hellen,
Melodischen Gesang.
Gesang ist mir der Name;
Tief in des Herzens Raum
Erglüht die stille Flamme,
Erwacht der schönste Traum;
Es bebt mir jede Fiber,
Das Leben rauscht vorüber,
Und ich erfaß' es kaum.
Der Name weckt die Bilder,
Die uns die Jugend mahlt,
Des Herzens Sturm wird milder,
Wenn mir der Name hallt;
Die zarten Sylben gleiten
Durch des Gemüthes Saiten
Mit lieblicher Gewalt.
Der Name tönt so reizend,
Wenn ihn die Liebe spricht,
Doch nenn' ich, liebegeitzend,
Zu oft den Namen nicht;
Nur in der süßen Stunde
Mit kußentflammtem Munde
Ist Tändeln zarte Pflicht.
Nennt mir die großen Namen
Der Welt hinab, hinauf!
Sie wiegen all' zusammen
Den weichen Schall nicht auf.
Soll ich den Namen nennen? -
Ihr dürft ihn ja nicht kennen,
Still ist der Liebe Lauf!
Aus: Johann Georg Fellinger's poetische Schriften
Herausgegeben von Johann Gottfried Kumpf
Erster Band: Gedichte. Erster Theil
Klagenfurt 1819 Gedruckt bey A. Gelb (S. 87-88)
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Die Haarflechte
Du gabst die Flechte mir zum Angedenken,
Ein ewig' Denkmahl mir der stillen Treue;
Wie auch das Leben wechselnd sich erneue,
Mir kann es nichts, das jenem gleiche, schenken.
Es wird den Gang des düstern Wandlers lenken,
Ein Talisman der Sehnsucht, wie der Reue,
Und wenn ich je mich einer Stunde freue,
Wird sich mein Blick auf diese Locke senken.
Dann wird kein Zweifel, wird kein Wahn mich quälen,
Aus Leiden wird der Talisman mich retten,
Neu finden mußten wir uns einst, und wählen!
So will ich fest und männlich weiter treten;
Wohl ewig ist die Liebe reiner Seelen,
Und Liebe bildet auch aus Locken Ketten.
Aus: Johann Georg Fellinger's poetische Schriften
Herausgegeben von Johann Gottfried Kumpf
Erster Band: Gedichte. Erster Theil
Klagenfurt 1819 Gedruckt bey A. Gelb (S. 181)
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Nadine
Es glüht ein Etwas in der dunkeln Seele,
Doch Niemand weiß es, was ich da verhehle,
Und selbst die Zarte ahnt es nicht;
Daß mich der Liebe weiche Sehnsucht quäle,
Verrieth ihr weder Klage noch Gedicht,
Und dennoch ist das Traumbild meiner Sinne
Nadine.
In Nächten, wenn der Mond herangeschwommen,
Umschleich' ich oft, verschlossen und beklommen,
Der holden Schläferinn Gemach;
Sie hört mich nicht, das Lämpchen ist verglommen,
Da weicht die Scheu, es wird die Liebe wach,
Und leise rufet dich der Allzukühne:
Nadine!
Vielleicht, vielleicht hast du mich doch errathen,
Wenn ich, gelehnt an jene Marmorplatten,
Ein selbsterdachtes Liedchen sang;
Vielleicht, daß freundlich durch die tiefen Schatten
Ein halber Laut zu deinem Herzen drang!
Darf ich enträthseln deine sanfte Miene?
Nadine!
Ich sehe dich im nie gestillten Sehnen
Umsonst verthauen jene süßen Thränen,
Die uns ein Gott nur einmal gibt;
Ich sehe dich vergeh'n im dumpfen Wähnen,
Ich weiß, du fühlest wie ein Edler liebt;
Und dennoch bebst du vor dem Lustbeginne,
Nadine!
Ich selbst vermag es nicht den Blick zu heben,
Ein trüber Zauber übergoß mein Leben
Mit kindlich banger Schüchternheit;
Doch auf den Wellen des Gedankens schweben
Die Duftgestalten einer schönern Zeit:
O schöpfe schnell, daß nicht der Quell verrinne,
Nadine!
Weih' dieses Sehnen mir, du Stillgeliebte!
Gib mir die Thräne, die dein Auge trübte,
Ich fasse froh die Perlen auf;
Und alles, was mein stolzer Geist einst übte
In seines Daseyns buntem Wechsellauf,
Ich biete dir das Gute zum Gewinne,
Nadine!
Komm an den Busen, laß das stille Weinen!
Der Schmerz kann unsre Wesen nur vereinen,
Denn süßer Schmerz ist unser Seyn;
Des Lebens Formen, die uns hier erscheinen,
Die hüllet stets der Schwermuth Nebel ein;
Doch lächelnd steht auf alternder Ruine
Nadine.
Aus: J. G. Fellinger's Gedichte. Zweyter Theil
Klagenfurt 1821 in Commission bey Joseph Sigmund (S. 40-42)
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Freundschaft und Liebe
Die Freundschaft und die Liebe sind
Ein holdes Schwestern-Paar,
Die Liebe noch ein frohes Kind
Mit frisch bekränztem Haar;
Die Freundschaft in weiblicher Schöne
Umwallet ein glänzender Flor,
Sie lockt uns die friedlichen Töne
Der süßeren Wehmuth hervor.
Die Liebe spielt mit leichter Hand
Am schweren Schicksalsrad,
Doch reißt sie auch so manches Band,
Das sie geschlungen hat;
Die Freundschaft erhaschet Minuten,
Und knüpfet das Band wieder an,
Sie ebnet die brausenden Fluthen,
Und scheuchet den nächtlichen Wahn.
Die Liebe lacht, und weinet dann
Im launenhaften Spiel,
Sie denket nie das wie noch wann,
Und fürchtet doch so viel;
Und sey es auch dunkel und trübe,
Die Freundschaft erhält, was sie gab,
Sie leitet die schüchterne Liebe,
Und trocknet die Thränen ihr ab.
So will ich denn die Rosenzeit
Der süßen Liebe weih'n,
Und jedem, der auch ihr sich weiht,
Die trunk'ne Lust verzeih'n;
Doch wenn es am Abende dunkelt,
Wenn nimmer die Liebe mir lacht,
Dann, traute Gefährtinn! dann funkelt
Dein Stern aus der trauernden Nacht.
Aus: J. G. Fellinger's Gedichte. Zweyter Theil
Klagenfurt 1821 in Commission bey Joseph Sigmund (S. 47-48)
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Das Augenspiel
Ich kenne mir ein leises Spiel,
Das spiel' ich gar so gerne,
Gewinn dabey ist nicht das Ziel,
Die Habsucht sey mir ferne;
Denn allezeit, ich sag' es euch,
Verlor ich Herz und Sinn zugleich.
Es wird nur unter zwey' gespielt,
Und nie ein Wort gesprochen,
Man wechselt hin und her, und füllt
Die Zeit ununterbrochen;
Man wird in diesem Spiel nicht matt,
Noch von der langen Weile satt.
Zwar kömmt wohl öfters der Gewinn,
Doch meistens muß man borgen,
Es hofft der glutherfüllte Sinn
Nur immerdar auf morgen;
Denn was der Gegner da versprach,
Zahlt er in süßer Stunde nach.
Es ist zwar Mode ohne Kraft,
Mit Mehrern es zu spielen,
Doch wird der Spieler oft gestraft,
Ich lieb' es nicht mit Vielen;
Nun unter zweyen, stumm und still,
Gefällt das liebe Augenspiel.
Aus: J. G. Fellinger's Gedichte. Zweyter Theil
Klagenfurt 1821 in Commission bey Joseph Sigmund (S. 76-77)
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Das stille Glück
Was ich auch durch Kampf und Zeit verloren,
Wieder ward es freundlich mir geboren
Durch der Freundschaft ungemeßne Kraft;
Liebe sog ich gierig aus den Blüthen,
Welche mir die stillen Musen bieten,
Solche Liebe ist nicht Leidenschaft.
Leidenschaft zerrüttet Herz und Sinne,
Und verzehrt im stürmenden Beginne,
Jedes Höhere, voll wilder Gluth;
Aber Liebe webt in reinen Kreisen,
Sie durchglüht den Helden wie den Weisen,
Stille Liebe macht uns groß und gut.
Leidenschaft zerknickt im düstern Neide
Ihres Lieblings kaum erblühte Freude,
Sich nur sucht sie in des Andern Bild;
Liebe achtet nicht die eig'nen Leiden,
Wie das Veilchen birgt sie sich bescheiden,
Stille Liebe waltet sanft und mild.
Leidenschaft erkennet keine Gränzen,
Nur genießen will sie, will nur glänzen,
Ihr Gefährte ist die Eifersucht;
Doch die Liebe wandelt mit Vertrauen,
Zaubert Wüsten uns in Blumenauen,
Stille Liebe bietet süße Frucht.
Meine Liebe soll dich nie betrüben,
Und so, Freundinn! darf ich dich ja lieben,
In der Ferne, so wie Blick an Blick;
Dich im Stillen innig zu verehren,
Diese Liebe kannst du mir nicht wehren,
Stille Liebe gibt mir stilles Glück.
Aus: J. G. Fellinger's Gedichte. Zweyter Theil
Klagenfurt 1821 in Commission bey Joseph Sigmund (S. 84-85)
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Serenade
Dämmerndes Dunkel
Deckt das Gefild,
Sternengefunkel
Blinket so mild,
Blinket so traulich
Über mich her,
Rings ist es graulich,
Einsam und leer.
Friedlicher Schlummer
Säuselt im Thal,
Freuden und Kummer
Ruhen nun all';
Geistergewehe
Flüstert im Hain,
Aber ich gehe
Sinnend allein.
Sinnig und immer
Denk' ich nur dein,
Duftiger Flimmer
Hüllet mich ein;
Doch aus dem matten
Flimmerduft wallt,
Leicht wie ein Schatten,
Deine Gestalt.
Überall webet,
Gute! dein Bild,
Überall schwebet,
Was mich erfüllt;
Was ich auch übe,
Übst du durch mich,
Leben und Liebe
Glühen für dich.
Aus: J. G. Fellinger's Gedichte. Zweyter Theil
Klagenfurt 1821 in Commission bey Joseph Sigmund (S. 120-121)
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Die Wiederholungen der Liebe
Süße Tändeley,
Holdes Spiel der Liebe!
Wenn es doch so bliebe,
O dann wär' die Liebe
Ewig jung und neu;
Holdes Spiel der Liebe,
Süße Tändeley!
Blick und Liebe glüh'n,
Und die Sprache zittert;
Was mich so erschüttert,
Was im Odem zittert,
Hat so leisen Sinn;
Ach! die Lippe zittert,
Und die Blicke glüh'n.
Schüchtern naht die Hand,
Deine Hand zu drücken;
Schauder und Entzücken
Fühl' ich bey dem Drücken,
Wie ich's nie empfand;
Doch muß ich sie drücken,
Diese liebe Hand!
Stärker wird die Gluth
Auf des Mädchens Wangen,
Und ich seh' im bangen
Hoffen ihre Wangen;
Liebe reizt den Muth:
Schöner sind die Wangen
In der schönen Gluth.
Und die Liebe wagt,
Dir sie zu gestehen,
Diese zarten Wehen,
Die du zu gestehen
Mir so lang versagt;
Und du mußt gestehen,
Was die Liebe wagt.
O des süßen Spiels!
Zeit und Welt verschwinden,
Wo sich Herzen finden,
Und wie Träume schwinden
Stunden des Gefühls;
O warum entschwinden
Stunden des Gefühls,
O warum entschwinden
Jahre dieses Spiels!
Aus: J. G. Fellinger's Gedichte. Zweyter Theil
Klagenfurt 1821 in Commission bey Joseph Sigmund (S. 122-123)
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Die Blüthe der Liebe
Sinnend frag' ich meine düst're Seele,
Was mich jage durch des Lebens Fluthen,
Was ich suche mit der Sehnsucht Gluthen,
Und doch selber mir so bang verhehle?
Ahnend steh' ich an des Tempels Schwelle,
Hoch im Äther glänzt das Bild der Guten,
Und das Herz, es will mir fast verbluten,
Wenn ich weinend mich ins Dunkel stehle.
Ach! da flimmt dein Aug' in stiller Trauer,
Und sein Strahl ist durch die Nacht geflossen,
Näher rieseln schon des Morgens Schauer;
Heller wird es, und dein frühlingslauer
Odem hat die Knospe aufgeschlossen;
Pflücke denn, was nur durch entsprossen!
Aus: J. G. Fellinger's Gedichte. Zweyter Theil
Klagenfurt 1821 in Commission bey Joseph Sigmund (S. 127)
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Biographie:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Georg_Fellinger