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Anna von Gottberg
(1826-1919)
Ich sah den Himmel glänzen
Ich sah den Himmel glänzen
Im klaren Silberbach,
Wie ward nach ihm die Sehnsucht
In meinem Herzen wach!
Ich sah den Himmel wieder
Im Auge dein so süß
Da wähnt ich zu erblicken
Das ganze Paradies.
Doch seit du mich gelehret
Der Liebe Leid und Lust,
Da trage ich den Himmel
In meiner eig'nen Brust.
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Gedicht
aus: Unsere Frauen in einer Auswahl aus ihren Dichtungen
Poesie-Album zeitgenössischer Dichterinnen
Von Karl Schrattenthal
Mit zwölf Porträts in Lichtdruck
Stuttgart 1888 (S. 81)
Biographie:
Gottberg, Anna von, geb. Freiin von Rottenberg, Ps. A. v. R. Enberg,
Dresden, Neustadt, Hosiptalstrasse 6, wurde am 10. März 1826 als die
Tochter des Freiherrn von Rottenberg auf dem Rittergut Reisewitz bei
Neisse in Schlesien geboren und, da der Vater sehr leidend war, in
ländlicher Stille und Einsamkeit erzogen. Eine französische Gouvernante
und ein Landgeistlicher leiteten den Unterricht im Elternhause, an dem
sie mit ihren 3 Schwestern teilnahm. Dieser Lehrer war es auch, der
zuerst sie zu den ersten poetischen Versuchen ermunterte. Aber nicht nur
der Dichtkunst, sondern auch der Musik hatte sie sich hingegeben und ihr
Streben wurde auch hierin durch einen bedeutenden Lehrer gefördert. Den
erblindeten Vater aber heiterte sie mit der Musik auf. Im Jahre 1862,
nach dem Tode ihres unglücklichen Vaters, reichte sie einem preussischen
Offizier, v. Gottberg, die Hand zum Bunde, mit dem sie nach Beendigung
des Krieges 1871 nach Dresden übersiedelte.
- Bunte Blätter. Gedichte (193) 1862
- Das Lied der Mutter. Erzählung f. d. Jugend (125) Dresden 1883
- Neue Märchen (91) Ebda. 1889
- Was zum Ziele führt. Roman (347) Danzig 1887
aus: Lexikon
deutscher Frauen der Feder.
Eine Zusammenstellung der seit dem Jahre 1840 erschienene Werke
weiblicher Autoren, nebst Biographieen der lebenden und einem
Verzeichnis der Pseudonyme. Hrsg. von Sophie Pataky
Berlin 1898
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