Adelaide von Gottberg - Herzog (1850-?) - Liebesgedichte

 

 

Adelaide von Gottberg - Herzog
(1850-?)



Liebesklänge


Der Aeolsharfe gleicht das Herz; - vom Wind bewegt,
Aus ihren Saiten süße Töne klingen,
So, wenn der Liebe Götterkraft die Brust erregt,
Muß Lied auf Lied sich ihrem Grund entringen.

Da quillt und rauscht es mächtig, jauchzt und klagt,
Erzählt von Himmelslust und Höllenschmerzen,
Ob Nacht hereinbricht, ob der Morgen tagt,
Nie schweigt das Lied im echten Dichterherzen.

Drum staunet nicht, wenn meiner Liebe Glut
Die Bahn sich bricht in immer neuen Liedern,
Beseelet durch der Hoffnung kühnen Mut,
Daß gleichgestimmte Klänge sie erwidern.

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Gedicht aus: Unsere Frauen in einer Auswahl aus ihren Dichtungen
Poesie-Album zeitgenössischer Dichterinnen
Von Karl Schrattenthal
Mit zwölf Porträts in Lichtdruck
Stuttgart 1888 (S. 188)

Biographie:

Gottberg, Frau Adelaide v. (v. Gottberg-Herzog), Dresden Mathildenstrasse 26, erblickte am 9. Dezember 1850 auf dem Rittergute Starnitz bei Stolp in Pommern das Licht der Welt. Schon in den Tagen der goldenen Kinderzeit lernte sie den bitteren Ernst des Lebens kennen, welcher jedoch nicht imstande war, ihr fröhliches Gemüt zu verdüstern. Im Jahre 1872, nach einer an Wechselfällen reichen Jugend, kam sie mit ihrer Mutter nach Dresden. Unter des berühmten Altmeisters Friedrich Wieck und später dessen Tochter Marie Wiecks Leitung entwickelte sich ihre herrliche Sopranstimme in der überraschendsten Weise. Zwar entsagte sie aus verschiedenen Gründen der Bühnenlaufbahn, welcher sie sich ursprünglich widmen wollte, wirkte aber um so erfolgreicher als Konzertsängerin und Musiklehrerin. Auch war sie schon damals Mitarbeiterin zahlreicher Zeitschriften und Anthologien. Ihr erstes Gedicht erschien am 26. Oktober 1873 im "Pantheon" (sie kann also bald auf eine 25jährige schriftstellerische Thätigkeit zurückblicken). Im Jahre 1881 vermählte sie sich mit dem Versicherungsdirektor Wilhelm Herzog in Bern. Nach drei Jahren in das liebliche Elbflorenz zurückgekehrt, raffte der unerbittliche Tod schon am 30. Dezember 1887 den Gatten dahin und die junge Frau blieb mit 3 Kindern mittellos zurück. Mochten die schweren Schicksalsschläge sie auch momentan zu Boden gedrückt habe, so hob sie doch bald voll mutiger Zuversicht das Haupt, um in nimmermüder Schaffensfreudigkeit für sich und ihre Kinder durch ihre hervorragenden Talente den Lebensunterhalt zu erwerben. Neben ihrer musikalischen Thätigkeit als Gesang- und Klavierlehrerin, sowie als Konzertsängerin, ist sie die Mitarbeiterin vieler namhafter Journale. Überdies gab sie im Jahre 1890 die von der gesamten Kritik überaus günstig beurteilte Anthologie "Almenrausch und Edelweiss" heraus (Verlag "zum Greifen" Leipzig). Ein Jahr später übernahm sie die Redaktion der "Dresdner Frauen-Zeitung" und 1892, mit der bekannten Schriftstellerin Maria Doberenz zusammen, den Verlag derselben. Seit Ostern 1895 ist sie alleinige Eigentümerin und Leiterin der Zeitung, welche ihr, trotz aller damit verbundenen grossen Mühen und Sorgen, sehr ans Herz gewachsen ist. Im Frühjahr 1896 entriss ihr der Tod die Mutter. Demnächst plant Adelaide von Gottberg, vielseitigen Wünschen nachgebend, die Herausgabe ihrer gesammelten Gedichte.

-  Almenrausch und Edelweiss. Ein Blumenstrauss, gesammelt. Leipzig 1890
- Dresdner Frauen-Zeitung. Praktische Zeitschrift f. die Hausfrau u. Familie. Schriftleitung A. v. G.- H. 9. Jahrg. 1896 Dresden 1896, A. Herzog. 10. Jahrg. 1897

aus: Lexikon deutscher Frauen der Feder.
Eine Zusammenstellung der seit dem Jahre 1840 erschienene Werke weiblicher Autoren, nebst Biographieen der lebenden und einem Verzeichnis der Pseudonyme. Hrsg. von Sophie Pataky
Berlin 1898

 

 


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