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Renata Greverus
(1855-1927)
Mir habens die blauen Sterne
Mir habens die blauen Augen
Nun einmal angethan;
Ich bin ganz verändert, verwandelt, -
Wie ging denn das nur an?
Ich glaube, ich schaute zu lange
Und gar zu tief hinein;
Und wo ich nun hin mich wende,
Da seh ich sie allein.
Sie grüßen mich beim Erwachen,
Und schließe die Augen ich zu,
So lassen sie selbst im Traume
Des Nachts mir keine Ruh.
Ich weine viel bittre Thränen
Und fühle ein großes Weh;
Doch werd' ich vor Wonne erzittern,
Wenn ich sie wiederseh.
Mir habens die blauen Augen
Nun einmal angethan,
All Ruh und Fried ist verschwunden,
O sagt, was fang' ich an?
(S. 143)
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Wie ist sie hold
Wie ist sie hold, wie ist sie schön,
Wie ist sie lieb und gut!
Seh ich sie an, wird weit mein Herz
Und fröhlich Sinn und Mut.
Wie ist es hold, wie ist es schön,
Wenn ihre Stimme klingt,
Wenn zu der Geige leise sie
Die neuen Lieder singt.
Wie ist es hold, wie ist es traut,
Wenn wir beisamen sind
Im Lindengang, wo uns umweh'n
Die Abendlüfte lind.
Und wo ich geh, und wo ich steh
Liegt sie mir stets im Sinn;
Drum ist es traut, drum ist es schön
Auch wo allein ich bin!
(S. 144)
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Gedichte aus: Unsere Frauen in
einer Auswahl aus ihren Dichtungen
Poesie-Album zeitgenössischer Dichterinnen
Von Karl Schrattenthal
Mit zwölf Porträts in Lichtdruck
Stuttgart 1888
Biographie:
Hoyer, Renata, geb. Greverus, Ps. R. Greverus, Stockelsdorf bei Lübeck,
geboren den 27. Februar 1855 in Delmenhorst, schreibt Novellen und
Erzählungen, übersetzt aus dem Englischen.
- Am Bach. Erzählung 1882
- Lieder des alten Spielmanns 1883
aus: Lexikon
deutscher Frauen der Feder.
Eine Zusammenstellung der seit dem Jahre 1840 erschienene Werke
weiblicher Autoren, nebst Biographieen der lebenden und einem
Verzeichnis der Pseudonyme. Hrsg. von Sophie Pataky
Berlin 1898
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