Heinrich Hart (1855-1906) - Liebesgedichte



Heinrich Hart
(1855-1906)


Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
 





Brautlieder
(An Cilly)

Die Lippen glühen

Die Lippen glühen
Von deinem Kuß,
Das Auge leuchtet -
Ja, du bist mein.

Rings klingt und singt es
Von Amselschlag,
Doch heller ruf ich -
Und du bist mein.

Am Flusse schreit' ich,
Die Welle bebt,
Ihr Rauschen sagt mir -
Und du bist mein.

Ein Buch zu lesen,
Greift meine Hand,
Nichts and'res les' ich
Als: du bist mein.

Ein Lied möcht singen
Ich morgenfrisch -
Kein Wort, ach, sing ich
Als: du bist mein.

Ich bin gestorben
Für Welt und Zeit,
Und sterbend flüstr' ich -
Ja, du bist mein.
(S. 7-8)
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Tausendblumiger . . .

Tausendblumiger,
Schimmernder Rosenhag,
In deinem Dufte
Ruhe ich Tag für Tag.
Rauschende Wipfel
Rings, flammende Glut,
Kosende Winde
Rings, plaudernde Flut.

Süße, selige,
Traumholde Müdigkeit -
Um meine Seele
Spinnst du Vergessenheit.
Flüsterst von Liebe
Dem Einsamen zu,
Vom Aug' die Träne
Weg küssest mir du.
(S. 8)
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Mit dem Ringe

Nun ruht nicht fürder schwüle Nacht
Auf meiner Seele bang und schwer,
Nun wogt nicht fürder, sturmentfacht,
Mein Herz, wie ein zerwühltes Meer.

Mit diesem Ringe bett' ich mich
In deiner Liebe weichen Schoß,
Mit diesem Ringe kett' ich dich
Und niemand reißt dich wieder los.

Und deine Seele bau' ich mir
Zu meiner Andacht Heiligtum,
Und opfre Blut und Leben dir,
All meine Kraft, all meinen Ruhm.

Mir ist, als würd' ich nochmals Kind,
Läg' träumend an der Mutter Brust,
Als hört' ein Lied ich, leis und lind,
Von ew'gem Licht, von ew'ger Lust.
(S. 8-9)
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Abendgang zur Geliebten

Nun ist der Abend kommen,
Die Sterne sind entglommen,
Die Straßen schlummern mählich ein.
Abwerf' ich all mein Mühen
Und laß' in mir erblühen
Der Liebe Sehnsucht ganz allein.

Rings grüßen von den Zweigen
Die Vögel, und es neigen
Sich flüsternd Busch und Blume mir;
So festlich ist mein Wesen,
Sie mögen leicht es lesen,
Wie meine Seele fliegt zu dir.

Die Kinder, die am Wege
Sich tummeln durch Gehege,
Sie reichen lächelnd mir die Hand.
Die Winde, die da wehen,
Die Wolken, die da gehen,
Sie knüpfen mir ein rosig Band.

Wie weit seid ihr entschwunden,
Ihr sorgenschweren Stunden,
Wie fern, wie fern liegt Kampf und Streit;
Die Welt ist so voll Frieden,
Als läg' sie abgeschieden -
Ein See in grüner Einsamkeit.

Nun steh' ich an dem Hause,
Vor meines Glückes Klause,
Und meiner Freuden Inbrunst wird Gebet;
Laß jedes Herz hienieden
Durch Liebe finden Frieden,
Du göttlich Feuer, das die Welt durchweht.
(S. 9-10)
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Die Zeit - und du?

Am Schwert die Hand, das Auge zornesrot,
Das Herz von Zweifeln müd, die Seele tot,
Und hungernd nach Erkenntnis, die nicht stillt,
Auf schwankem Felsen, den das Meer umbrüllt -
So steht die Zeit, auslugend in die Nacht,
Ob nicht im Osten Morgenglanz erwacht.
Umsonst, umsonst! kein Schimmer leuchtet auf,
Kein Lerchenschlag klingt hoffnungsfroh herauf.

Und doch - ein Port noch breitet still sich aus,
Noch eine Insel grünt im Wogenbraus;
Da plätschern Quellen silbern noch am Strand,
Das jauchzt noch schmetternd Vogelsang durchs Land,
Da blaut noch durch der Palmen grünen Kranz
Der Himmel funkelnd von der Sonne Glanz,
Da waltet Frühling noch und Traum und Ruh;
Krank ist die Zeit, den Hafen suche du.

Weißt du den Weg? Dich führt ein heller Stern,
Die Poesie, - er nähert, was da fern;
Weißt du den Nachen, der dich sicher trägt?
Es ist die Liebe, die nicht wankt, nicht wägt;
Weißt du den Port? es ist das eigne Haus,
In dem du waltest, fern von Sturm und Braus.
Dort nur ist Leben, dort nur wohnt das Heil;
Krank ist die Zeit, - du wählst das bess're Teil.
(S. 10-11)
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Leb' wohl, du altes treues Jahr

Leb' wohl, du altes treues Jahr,
Mit Reif umschleiert sich dein Haar.
Dein Blick ist finster, müd dein Fuß
Und hart und frostig klingt dein Gruß.

Doch einmal warst du jung und licht
Von Sonne strahlte dein Gesicht,
Von Blumen glänzte dein Gewand,
Mit Liedern zogst du hell durchs Land.

Und doch vergessen wirst du sein,
Nur ich werd' immer denken dein,
Mir legtest du ein Licht ins Herz,
Das ewig brennt und allerwärts.

Und eine Blume brachst du mir,
Die nimmer welkt in ihrer Zier,
Du führtest mich zu einem Quell,
Der jung die Seele macht und hell.

Ein Jahr des Frühlings warst du mir,
Der Liebe Knospen dank' ich dir,
Drum lebe wohl, du altes Jahr,
Ich denke dein, auf immerdar.

Und willst du noch ein Gutes tun,
Bevor im Himmel du kannst ruhn,
So bitte du das neue Jahr:
Sei hold und reich, wie ich es war.

Das walte Gott, du neues Jahr,
Daß du emporsteigst leuchtend klar,
Bescheer' uns allen jeder Frist
Was unser tiefstes Wünschen ist.
(S. 11-12)
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Wenn du es wüßtest . . .

Wenn du es wüßtest,
Was träumen heißt
Von brennenden Küssen,
Von Wandern und Ruhen
Mit der Geliebten,
Aug' in Auge
Und kosend und plaudernd,
Wenn du es wüßtest,
Du neigtest dein Herz.

Wenn du es wüßtest,
Was bangen heißt
In einsamen Nächten,
Umschauert vom Sturm,
Da niemand tröstet
Milden Mundes
Die kampfmüde Seele,
Wenn du es wüßtest,
Du kämst zu mir.

Wenn du es wüßtest,
Was leben heißt,
Umhaucht von der Gottheit
Weltschaffendem Atem,
Zu schweben empor,
Lichtgetragen,
Zu seligen Höhen -
Wenn du es wüßtest,
Du lebtest mit mir.
(S. 12-13)
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Sieh mir ins Aug', die Morgenluft . . .

Sieh mir ins Aug', die Morgenluft
Hat es geküßt mit frischem Hauch,
Auf meiner Stirne ruht der Duft
Von Quell und Fluß, von Baum und Strauch.

Sieh mir ins Aug', es wich die Nacht,
Und von dem Herzen wich sie auch;
Das Feuer, das in mir entfacht,
Verhüllt kein Nebel mehr, kein Rauch.

Ins Auge sieh mir und vergieb,
Was deine Seele litt durch mich,
O halt' mich fest, o halt' mich lieb,
Denn es ist Tag, die Nacht entwich.
(S. 13-14)
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Zu den Tiefen, zu den Gründen . . .

Zu den Tiefen, zu den Gründen
Hab' ich immerfort gestrebt,
Von dem Lichte wollt' ich künden,
Das im Schoß der Welten lebt.
Einen Strahl wollt' ich entwinden
Aus der Gottheit Flammenkranz,
Daß in neuem Frühlingsglanz
Erd' und Himmel sich verbinden.

Und durch Wälder bin ich gangen,
Die geheimnisvoll gerauscht,
Von den Liedern, die erklangen,
Hab' ich manchen Ton erlauscht.
Über Flüsse bin ich schritten,
Und die Flut hat mich umschnaubt,
Feuerlodernd mir zu Haupt
Schwarze Wetterwolken glitten.

Und zum Berge bin ich kommen,
Der des Weges Ziel umschließt,
Grat um Grat hab' ich erklommen,
Felder, wo kein Halm mehr sprießt.
Nirgends mehr ein heimlich Regen,
Ringsum Klüfte, wüst und leer,
Finsternis, gleich wie ein Meer,
Wälzte dumpf sich mir entgegen.

Und da bin ich hingesunken,
Siech die Adern, glaubensmüd',
Und kein Strahl, kein Himmelsfunken
Hat ins Auge mir geglüht.
Einsam lag ich von Genossen,
Traumlos fieberte mein Herz,
Und ein Kerker, starr von Erz,
Hielt die Seele mir umschlossen.

Schon vermeint' ich zu vergehen
Wie ein Hauch in trüber Nacht,
Plötzlich brauste da ein Wehen,
Das mir neu den Geist entfacht,
Lenzeslüfte fühlt' ich weben,
Und durchs Dunkel brach ein Schein, -
Morgenduftig, goldigrein
Sah ich einen Stern sich heben.

Und von neuer Glut durchschauert
Zieh' ich weiter meinen Pfad,
Felsen, die mich jüngst ummauert,
Sinken, nun mein Fuß sie trat;
Vor mir blühen auf die Thale
Und ins sonnenklare Blau
Steigt empor des Tempels Bau,
Ewigen Feuers gold'ne Schale.

Du mein Stern, der mich geleitet
Aus dem Irrsal, aus der Nacht,
Daß mein Fuß nicht fürder gleitet,
Dank ich deiner Liebesmacht.
Du mein Stern, der mich erlöste,
Weiche nimmermehr von mir,
Nimm mein Herz zum Himmel dir,
Und dort leuchte und dort tröste.

All mein Träumen wird nun Leben,
All mein Trachten wird nun Sein,
Mit dir werd' ich mich erheben
Aus dem Schatten, aus dem Schein.
Mit dir werd' ich Wonne trinken
Aus dem Born, der nie versiecht,
Wie ein Aar zur Sonne fliegt,
Werden wir in Licht versinken.

Sieh' die Auen, die uns grüßen,
Sieh' den Tempel, den Altar,
Sieh' die Welt uns tief zu Füßen
Und die Gottheit nah und klar.
Was noch hoffen, was noch bangen,
Wir nur sind und nichts ist mehr;
Höchstes Ziel ist nicht zu hehr,
Und mit dir werd ich's erlangen.
(S. 14-16)
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Verklärung

Wie auf Wolken schreit' ich hin,
Flammenberge mir zu Häupten;
Den die Zweifel sonst umstäubten -
Wie ein Falk fliegt auf mein Sinn.
Morgensonne trinkt mein Odem,
Wie ein Tempel liegt die Welt,
Und der Nebel feuchter Brodem
Webt um mich ein schirmend Zelt.

Wie im Traume schreit' ich hin,
Engen Stegs, am dunklen Schlunde;
Doch mir droht nicht Sturz nicht Wunde,
Selig bin ich, wie ich bin.
Du, mein Licht, das mich dem Tage,
Mich dem Leben neu gewann,
Was ich ringe, was ich wage,
Du schwebst strahlend mir voran.

Wie durch Himmel schreit' ich hin
Und im Glanz bist du zerronnen;
Gleichwie in ein Meer von Sonnen
Taucht mein liebetrunkner Sinn.
Und du bist mir nicht entschwunden,
Was da ist, es ist in dir,
Liebe hält mich rings umwunden,
Gott und Erde ruhn in mir.
(S. 16-17)
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Einst wird mein Name leuchten

Einst wird mein Name leuchten
Sterngleich am Himmelszelt,
Als Sieger eingeschrieben
Steh' ich im Buch der Welt.

Und wie mein Volk ich liebte,
Wird künden mancher Mund,
Aus meiner Dichtung Borne
Trinkt mancher sich gesund.

Doch was als Stern einst leuchtet,
Ist Feuer in der Zeit,
Was man als Sieg einst kündet,
Hier ist es heißer Streit.

Das Feuer wird sich wühlen
Mir bis ans Mark heran,
Wenn ich im Schoß der Liebe
Nicht ruhn und träumen kann.

Drum auf der Liebe Brunnen!
Schließ' auf dein junges Herz -
Laß ewig Aug' in Auge,
Uns fliegen sonnenwärts.
(S. 17-18)
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'Agapa wV agapw

Wie nach dem Licht die Blume strebt,
So meine Seele strebt nach dir,
Was in mir lebt, was in mir webt,
Gehört nun alles dir.

Am Morgen mir der Tag bist du,
Der auf mein Herz sich lindernd senkt,
Am Abend mir der Stern bist du,
Der durch die Finsternis mich lenkt.

Mein Leben war ein wirrer Traum,
Ein irres Wandern ohne Ruh';
Ich bin erwacht, der Wüste Saum
Liegt hinter mir - nun walte du.
(S. 18)
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Liebesfülle

Die Sonne hat mein Herz geküßt,
Und tausend Knospen sind erblüht;
Das ist ein Weben, das ein Wehn,
Das ist ein Brausen im Gemüt.
Mein Mund ist lauter Lerchenschlag,
Mein Auge lauter Lenzestag,
Mein Blut wallt auf, mein Atem glüht,
Wie Sturm umrauscht mich Liebe.

Hin durch der Straßen Schwall und Lärm,
Hin durch des Parkes grünen Glanz
Ging ich dir nach, die Drossel schlug,
Goldschimmernd lag der Beete Kranz.
Doch nicht der Rosen leuchtende Glut,
Und nicht des rieselnden Springquells Flut -
Ich sah nur dich in all dem Glanz,
Du meiner Seele Frühling.

Nun liegt am Boden meine Kraft,
Vergessen hab' ich Kampf und Pein,
Nicht sinn' ich mehr auf Ruhm und Heil,
Mein Herz ist trunken wie vom Wein.
Ich hab' gestrebt, - wie lang ist's her!
Ich bin ein Kahn auf schwankem Meer -
Wie lange soll ich harren dein,
Reich' mir die Hand, ich sinke.
(S. 18-19)
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In Einsamkeit

Ein Aug', ein Auge, das mir lacht,
Ich such's bei Tage, such's bei Nacht.

Wie bin ich dich so müd, so leid,
Du tote, tote Einsamkeit.

Ein Vogel pfeift im Lindenbaum
Und singt sein Lied in Schlaf und Traum.

Im Torweg lehnt ein schmuckes Paar,
Er streichelt kosend ihr das Haar.

Vom Brunnen rauscht es leis herein,
O süße Einsamkeit zu zwein.

Genüber holde Rose du,
O du sei meines Herzens Ruh.

Umfangend deinen schlanken Leib,
O dürft' ich flüstern: Süßes Weib!

Hab' morgens dich im Traum gesehen,
Mit mir am Altar bräutlich stehen.

Schon wollt' ich deinen Ring empfahn,
Da kräht mich wach des Nachbars Hahn.

O seliger Traum, o selige Zeit,
Wo solch ein Traum wird Wirklichkeit.

Dann möcht' ich ewig einsam sein -
Mit dir allein, mit dir allein.
(S. 19-20)
_____



In der rauschenden Woge . . .

In der rauschenden Woge,
Die mich kosend umschlingt,
Dich herz' ich, dich.

Im dem flötenden Wohllaut,
Der vom Walde erklingt,
Dir lausch' ich, dir.

In dem leuchtenden Strahle,
Der durch Wolken sich ringt,
Dich küss' ich, dich.

In dem Winde, der brausend
Alle Wolken verschlingt,
Dir ruf' ich, dir.

In dem Odem, der würzig
Tausend Blumen entdringt,
Dich atem' ich, dich.

Nicht die Nacht, nicht der Morgen,
Nicht die Welt ist mehr Welt,
Du, alles du.
(S. 20-21)
_____



Märznacht 1884

Nacht, in deinem Mutterschoße
Ruht der Lenz, ein stilles Kind -
Weiß noch nicht, wie herrlich große
Wonnen ihm beschieden sind.

Seine Augen blicken staunend
Auf die Erde, auf die Braut -
Und von seinen Lippen raunend,
Klingt der erste Liebeslaut.

Und die Erde hört ihn klingen,
Breitet weit die Arme aus -
Sehnsuchtsvolle Grüße dringen
Heimlich in die Nacht hinaus.

Durch das Herz geht ihr ein Beben
Träumend neigt sie ihr Gesicht -
In der Luft beginnt's zu weben,
Silbern rinnt des Mondes Licht.

Die noch schlafen, aus den Wäldern,
Rauscht's wie leiser Vogelsang,
Die noch keimen, von den Feldern
Blüht's wie Duft das Feld entlang.

Flammen leuchten durch die Ferne,
Unhörbare Winde wehen -
Und das Aug' von Stern zu Sterne
Kann den Himmel offen sehen.

Liebste, siehst du rings es glimmen,
Siehst du rings den gold'nen Schein,
Hörst du rings die tausend Stimmen?
Erde saugt den Himmel ein.

Liebste, laß in dir die Schauer
Weben dieser heil'gen Nacht,
Keines Winters düstre Trauer
Hat nun fürder ob uns Macht.

Und wie diese Nacht so prächtig,
Wird ob unserm Leben stehn
Unsre Liebe, lenzesmächtig
Wird sie durch die Seele wehn.

Tausend Blüten wird sie reifen,
Uns mit tausend Kränzen zier'n,
Wird mit lauen Winden streifen
Allen Staub von unsrer Stirn.

Nach den Tagen, heiß vom Ringen,
Wird sie mondesglanzgeweiht
Uns mit heimlich süßem Klingen
Wiegen in Traumseligkeit.

Nacht des Märzen, Nacht der Liebe,
Euer Schoß gebiert das Licht,
Die ihr heiliget, die Triebe
Eure Flammen löschen nicht.

Lenze keimen und vergehen
Und der Erde Bau zerfällt,
Doch aus euch wird auferstehen
Ewig neu die gold'ne Welt.
(S. 21-23)
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Sturmbedrängt zog unsrer Ehe . . .

Sturmbedrängt zog unsrer Ehe,
Unsrer Ehe Lenz einher,
Zwischen unsre Seelen legte
Sich ein fahles Wolkenmeer.

Doch die fahlen Wolken scheuchte
Mild ein Morgensonnenblick
Und in Rosenglut erblühte
Unsrer Ehe Sommerglück.

Laß uns fürder Tag und Sonne,
Sonne selbst einander sein,
Daß wir einer aus des andern Herzen
Gold'ne Ernten heimsen ein.
(S. 23
_____


Aus: Heinrich Hart Gesammelte Werke
Herausgegeben von Julius Hart
Erster Band: Gedichte /  Das Lied der Menschheit
Egon Fleischel & Co Berlin 1907
 

 


Biographie:

http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Hart




 

 


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