Hermine von Hillern-Diemer (1859-1924) - Liebesgedichte

Hermine von Hillern-Diemer

 

Hermine von Hillern-Diemer
(1859-1924)



Helgi's Liebeslied

Ich preise dich, Hohe,
Ich preise dich, Jungfrau,
Die du die Seele
Erfüllt mir mit heißer,
Mit göttlicher Liebe!
Ich sehe dich steh'n in strahlender Schöne
Und flammende Sehnsucht bewegt mir den Busen,
Dich zu umfassen in liebendem Feuer,
Dich nimmer zu lassen und in den Gluten
Des ewigen Feuers, der göttlichen Liebe
Mit dir zu vergehen.
Siehe, die Sonne sie sendet die Strahlen
Die leuchtenden, warmen
Den ewigen Göttern, den sterblichen Menschen,
Belebend die Körper mit Farbe und Wärme,
Siehe, im Weltall, im nimmergemess'nen
Treibet der Menschen, der ewigen Geister
Unsterbliche Seelen
Die ewige Liebe,
Die allesbelebende, allesbezwingende
Göttliche Liebe.
Sie waltet der Welten, der sterblichen Menschen,
Sie neiget in Mitleid
Die großen, gewalt'gen
Allmächtigen Götter
Den irdischen Wesen, die wilden Gewalten.
Sie schützet das Weltall
Bis einst sie's verzehret,
Im Flammenmeer Surturs,
Die Alleserbarmende.

Wenn sie entheiligt von ewigen Göttern,
Wenn sie verstoßen von irdischen Menschen:
Sieh, dann entzündet in reinigendem Brande
Sie Himmel und Erde
Und aus dem Brande
Erschafft sie die schönere
Mildere Welt. -
Doch unsre Seelen
Sie können nicht sterben
Im Flammenmeer Surturs,
Denn sie sind selber
Ein Teil jener Gluten,
Die alles verzehren.
Wir sind von dem Stoffe
Der ewigen Liebe
Und können nicht sterben
Wie irdische Menschen.
Ich halt dich im Arme
Und trotze den Göttern
Und trotze den Riesen,
Den Banen und Alfen,
Sie alle, sie haben niemals geliebet,
Wie ich dich liebe,
Du Süße, du Reine,
Du Teil aller Schönheit,
Die Menschen und Götter
Jemals entzücket!
Und stiege mir Freia
Vom Himmel hernieder
Und wollte mir geben
Die Herrlichkeit Asgard's,
Ich ließe, die Göttin,
Ich ließe Walhalla
Und spräche: Nur Einer
Gebühret zu herrschen,
Im Himmel, auf Erden,
Die Eine ist Gerda, die herrliche Maid!
_____

 

Gedicht aus: Unsere Frauen in einer Auswahl aus ihren Dichtungen
Poesie-Album zeitgenössischer Dichterinnen
Von Karl Schrattenthal
Mit zwölf Porträts in Lichtdruck
Stuttgart 1888 (S. 189-190)

Biographie:

Diemer, Frau Hermine, geb. v. Hillern, Ps. Hermine von Hillern, München, Kaiserstrasse 4, die Enkelin der Charlotte Birch-Pfeiffer und Tochter der Wilhelmine von Hillern, ist am 28. Februar 1859 in Freiburg i. Br. geboren. Doe poetische Atmosphäre ihres Vaterhauses weckte schon früh ihre eigene Begabung, so dass ihre erste Sammlung "Jugendträume", schon viele Gedichte der Fünfzehnjährigen enthält. Sie hat sich 1887 verheiratet und lebt in München.

aus: Lexikon deutscher Frauen der Feder.
Eine Zusammenstellung der seit dem Jahre 1840 erschienene Werke weiblicher Autoren, nebst Biographieen der lebenden und einem Verzeichnis der Pseudonyme. Hrsg. von Sophie Pataky
Berlin 1898

 

 


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